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       # taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Danke für die Erinnerung
       
       > Der Presserat rügt die „FAZ“ für einen Gastbeitrag zur Ehe für alle. Die
       > Reaktion der Zeitung zeigt den Extremismus der Mitte der Gesellschaft.
       
   IMG Bild: Da geht noch was
       
       Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) steht zu dem, was sie sagt –
       selbst wenn es homophober Dreck ist. Da können sich die Leser*innen
       beschweren und der Presserat kann eine öffentliche Rüge aussprechen; bei
       der FAZ weiß man besser als alle anderen, was geht und was nicht.
       
       Zur Erinnerung: Am 30. Juni dieses Jahres wurde im Deutschen Bundestag die
       Ehe für alle beschlossen; ein lange überfälliger Schritt im Sinne des
       Kampfs gegen Diskriminierung. Anlässlich dieses Tages hatte der Politikteil
       der FAZ [1][einen Gastkommentar veröffentlicht]. Unter dem Pseudonym
       „Johannes Gabriel“ und der Überschrift „Wir verraten alles, was wir sind“
       schrieb ein bis heute Unbekannter: „Und ist es wirklich so abwegig, was
       manche Gegner der Homo-Ehe behaupten, dass adoptierte Kinder ungleich
       stärker der Gefahr sexuellen Missbrauchs ausgeliefert sind, weil die
       Inzest-Hemmung wegfällt und diese Gefahr bei homosexuellen Paaren besonders
       hoch sei, weil die sexuelle Outsider-Rolle eine habituelle Freizügigkeit
       erotischer Binnenverhältnisse ohne alle sexual-ethischen Normen ausgebildet
       habe?“
       
       Am 15. September sprach der Presserat [2][eine öffentliche Rüge aus]. In
       Form einer rhetorischen Frage stelle der Autor Behauptungen auf, „für die
       es nach Auffassung des Presserats keinen wissenschaftlichen Beleg gibt“.
       Diese „entfalten eine diskriminierende Wirkung gegenüber Homosexuellen und
       stellen einen schweren Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot nach Ziffer
       12 des Pressekodex dar“, so der Presserat.
       
       Die FAZ druckte diese Rüge am vergangenen Wochenende ab und ergänzte:
       „Sowohl in rechtlicher als auch in presseethischer Hinsicht bewerten wir
       den Fall anders als der Beschwerdeausschuss“. Es handle sich um
       Meinungsäußerung. „Soweit sich Leser durch diesen Diskussionsbeitrag
       angegriffen oder herabgewürdigt fühlen, bedauern wir dies.“ Von der
       Freiheit, auch kontroversen Meinungen Raum zu geben, werde man weiterhin
       Gebrauch machen.
       
       Die FAZ meint, für die breite „Mitte der Gesellschaft“ zu schreiben. Und
       sie glaubt, derart homophobe und verachtungstriefende Texte seien für
       dieses Publikum angemessen kontroverse Meinungsäußerungen. Danke, FAZ, für
       die Erinnerung: Wir sind noch nicht am Ziel.
       
       6 Oct 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/niggi/status/880520782366900226
   DIR [2] http://www.presserat.de/presserat/news/pressemitteilungen/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
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