# taz.de -- Kommentar Gleichstellungsbeauftragte: Nicht nur Frauensache
> Die Klage eines Mannes, der Gleichstellungsbeauftragter werden wollte,
> wurde abgewiesen. Auch Männer könnten etwas zum Thema beitragen.
IMG Bild: Lobbyarbeit gegen Frauendiskriminierung ist wichtig, aber Männer müssen deshalb nicht ausgeschlossen werden
Männer dürfen in den meisten öffentlichen Institutionen keine
Gleichstellungsbeauftragten sein, qua Geschlecht. Auch in
Mecklenburg-Vorpommern hat das Landesverfassungsgericht die Klage eines
Landesbeamten am Dienstag zurückgewiesen. Ein dichtes Netz weiblicher
Interessenvertreterinnen durchzieht Verwaltungen in Bund, Ländern und
Kommunen. Lobbyarbeit gegen Frauendiskriminierung ist wichtig, aber Männer
müssen deshalb nicht ausgeschlossen werden.
Wenn es in einem Landkreis gar keine eigene Stelle für
Gleichstellungsarbeit gibt, sondern nur ein Deputat von ein paar
Wochenstunden, ist es völlig in Ordnung, wenn das eine Frau macht. Anders
aber ist die Situation in Großstädten oder Bundesverwaltungen. Dort gibt es
keinen ersichtlichen Grund, warum in den vergleichsweise großzügig
ausgestatteten Abteilungen nicht auch Männer arbeiten können.
Feministisch orientierte Juristinnen überbieten sich in Fachzeitschriften
mit spitzfindigen Argumenten, warum das angeblich nicht geht. Dabei wäre es
eine sinnvolle Erweiterung der Perspektive, ein belebender Beitrag zum
Geschlechterdialog.
Im Sommer hat das alte Bundeskabinett den Zweiten Gleichstellungsbericht
verabschiedet. Ein Gutachten listet auf 200 Seiten zahlreiche „Gender Gaps“
zulasten von Frauen auf – zu Recht. Es ist skandalös, dass Frauen
schlechter bezahlt werden, weniger Rente bekommen und die Hauptlast der
privaten Sorgearbeit tragen. Leider tauchen Lücken, die Männer
benachteiligen, in dem Bericht nicht auf.
Männer sterben im Schnitt über fünf Jahre früher als Frauen. Sie stellen
die große Mehrheit der Obdachlosen und der Gefängnisinsassen. Auch sie
werden Opfer von Gewalt, häufig durch die eigenen Geschlechtsgenossen. All
diese Themen sind unterbelichtet, weil die Frauenpolitik ihr mühsam
erkämpftes Terrain verteidigt. Männer können Wichtiges beitragen zu einer
emanzipatorischen Geschlechterpolitik – und sollten deshalb in allen
Arbeitsfeldern vorkommen und mitwirken.
10 Oct 2017
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DIR Thomas Gesterkamp
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