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       # taz.de -- Wahlkampf in Simbabwe: Die Unterhosen der First Lady
       
       > Simbabwes Vorwahlkampf wird immer skurriler. Jetzt ging ein Journalist
       > der Präsidentengattin zu weit.
       
   IMG Bild: Robert und Grace Mugabe
       
       Harare taz | Die Festnahme eines Journalisten in Simbabwe wegen einer
       Enthüllung über die Unterwäsche der First Lady sorgt für Empörung bei
       Menschenrechtsorganisationen. Kenneth Nyangani von der unabhängigen Zeitung
       Newsday soll wegen „krimineller Belästigung“ angeklagt werden, nachdem er
       am Montag einen Artikel über Spenden gebrauchter Nachthemden und
       Unterwäsche der Präsidentengattin Grace Mugabe an Unterstützer der
       Regierungspartei im ostsimbabwischen Mutare veröffentlicht hatte.
       
       Nyangani wurde in seinem Haus in einem Vorort der Stadt festgenommen und in
       die zentrale Polizeiwache von Mutare gebracht, die für Folter berüchtigt
       ist. Sein Zeitungsartikel hatte berichtet, wie Esau Mupfumi,
       Wahlkreisabgeordneter der Regierungspartei Zanu-PF (Simbabwe Afrikanische
       Nationalunion/Patriotische Front) am Wochenende die gebrauchten
       Kleidungsstücke der First Lady an Parteiaktivisten übergab. Mupfumi
       erstattete nach dem Bericht Anzeige.
       
       Erst am vergangenen Freitag waren zwei Reporter der unabhängigen Zeitung
       Daily news in der Hauptstadt Harare von der Polizei schwer misshandelt
       worden, als sie über eine Demonstration gegen die Regierung berichteten.
       Brighton Goko und Mugove Tafirenyika mussten mehrere Tage im Krankenhaus
       verbringen.
       
       Die zunehmende Gewalt gegen Journalisten folgt auf zunehmende Unruhe im
       Land infolge der sich erneut vertiefenden politischen und wirtschaftlichen
       Krise. Im September wurden Grundnahrungsmittel wieder knapp, und lange
       Schlangen bildeten sich vor Läden und Tankstellen, nachdem Gerüchte die
       Runde gemacht hatten, wonach das Land demnächst kein Geld mehr haben werde
       und keine Waren mehr importiert werden könnten – Simbabwe bezieht fast alle
       Güter des täglichen Bedarfs aus Südafrika.
       
       ## Lage prekärer denn je
       
       Der kontroverse Prediger Evan Mawarire, der schon vergangenes Jahr als
       mutmaßlicher Aufrührer verhaftet worden war, rief am 23. September erneut
       zum Aufstand gegen das Mugabe-Regime auf. „Dieser Blödsinn muss ein Ende
       finden“, erklärte der Kirchenführer in einem Video, das in sozialen
       Netzwerken verbreitet wurde. „Ihr bringt uns um. Ihr tötet die Zukunft
       unserer Kinder. Jetzt bekommen wir kein Benzin und kein Geld von den
       Banken. Was sollen wir jetzt tun? [. . .] Wir können uns nicht ruhig
       hinsetzen. Die Zukunft gehört uns.“
       
       Mawarire wurde am Tag darauf festgenommen und der Subversion bezichtigt.
       Ein Amtsgericht der Hauptstadt Harare ließ ihn aber am Dienstag wieder
       frei, weil er nicht innerhalb der gesetzlichen 48-Stunden-Frist einem
       Haftrichter vorgeführt worden war.
       
       Für viele Simbabwer ist die Lage der Regierung des 93-jährigen Präsidenten
       Robert Mugabe heute prekärer als je zuvor. Mugabe ist immer öfter für
       längere Zeiträume im Ausland, mutmaßlich zur medizinischen Behandlung.
       Offiziell geht es immer nur um Sehtests, und Mugabe will bei den nächsten
       Wahlen 2018 erneut kandidieren. Seine Ehefrau Grace Mugabe und sein
       Vizepräsident Emmerson Mnangagwa bringen sich aber derweil beide als
       mögliche Nachfolger in Stellung.
       
       Die Opposition ist aber nicht unbedingt in einem besseren Zustand. Im
       September musste Oppositionsführer Morgan Tsvangirai wegen Darmkrebs nach
       Südafrika ausgeflogen werden. Er ist mittlerweile nach Simbabwe
       zurückgekehrt, aber es stellen sich erneute Fragen, ob die erst vor Kurzem
       geschmiedete Oppositionsallianz um Tsvangirai tatsächlich bis zu den Wahlen
       hält.
       
       5 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Edwin Mwase
   DIR Onai Mlambo
   DIR Marcus Mushonga
       
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