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       # taz.de -- Asteroid 2012 TC4: Das ist nun wirklich keine Apokalypse
       
       > Der Asteroid 2012 TC4 fliegt in rund 44.000 Kilometern Entfernung an der
       > Erde vorbei. Astronomen überwachen mittlerweile 600.000 solcher Objekte.
       
   IMG Bild: Videostandbild einer Nasa-Animation
       
       Bei Mutter Erde ist es gute Tradition, alle paar Dutzend Millionen Jahre
       mal das Leben weitestgehend auszulöschen. Sie bedient sich dabei gerne
       übersäuerter Ozeane, massiver Klimaveränderungen, krasser Megavulkane
       oder – das ist der Klassiker – großer Asteroideneinschläge. Danach gibt
       es evolutionäre Neuwahlen in sämtlichen biologischen Nischen.
       
       Nun, einen solchen Wumms hätte 2012 TC4 ohnehin nicht, weshalb auch in
       keinem Fall Bruce Willis, mit einer Atombombe bewaffnet, auf dessen
       Oberfläche landen und sich ins ewige Nichts des Alls sprengen müsste.
       
       Der Brocken von 12 bis 27 Meter Durchmesser fliegt am 12. Oktober in circa
       44.000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbei. Würde er treffen, würde das
       wacklige Handyvideo vom glühenden Todeskampf des TC4 in der Atmosphäre
       sicher Millionen Klicks bringen. So lief das 2013 in der russische
       Millionenstadt Tscheljabinsk: Damals löste ein ähnlicher Asteroid schwere
       Stoßwellen aus, 1.500 Menschen wurden verletzt und rund 7.000 Gebäude
       beschädigt.
       
       Vor 108 Jahren hat ein 40 Meter großer Brocken aus dem All in Sibirien rund
       2.000 Quadratkilometer Wald vernichtet. Von einem solchen Objekt wird die
       Erde rund alle 300 Jahre getroffen.
       
       ## 26 Millionen Euro für die Asteroiden-Abwehr
       
       Zugegeben, wir schreiben das alles auch nur von der Esa und der Nasa ab.
       Vermutlich hat 2012 TC4 12 bis 27 Kilometer Durchmesser, kracht genau auf
       Kreuzberg und vernichtet die Menschheit, was die Behörden verschweigen, um
       keine Panik auszulösen. So lief das bei den Sauriern auch. Die haben bis
       zuletzt nichts geahnt.
       
       Falls wir uns doch wiederlesen sollten: Die Astronomen überwachen
       mittlerweile 600.000 solcher Objekte und schauen, ob diese auf der Erde
       einschlagen werden. TC4 verfolgen sie jetzt sehr genau, um zu testen, wie
       genau ihre Beobachtungsmethoden sind. Denn streng genommen schwirren
       Millionen solcher Dinger im Sonnensystem umher.
       
       Die europäische Raumfahrtbehörde Esa klagt, dass sie in den kommenden vier
       Jahren gerade mal 26 Millionen Euro hat, um Asteroiden zu entdecken und
       abzuwehren. Das wäre wohl auch mit größeren Kalibern möglich, entdeckte man
       sie ein paar Jahrzehnte vor ihrer möglichen Kollision mit der Erde. In dem
       Fall genügt schon eine winzig kleine Bahnänderung, die man möglicherweise
       durch eine einfache Kollision mit einem großen Satelliten erreichen würde.
       Wissenschaftler schließen aber auch den Einsatz von Atombomben nicht aus.
       
       Sonst wäre anzumerken, dass Mutter Erde beim Erfinden von Dingen, die zu
       einem Massenaussterben führen, in Laufe der Jahrmillionen deutlich
       kreativer geworden ist. Ihre jüngste Idee heißt Homo sapiens, ein
       haarloser, sich selbst bewusster Nacktaffe, der gern Netflixserien schaut
       und nur zum Spaß Sex hat. Eine ihrer Artgenossinnen, Inger Andersen, Chefin
       der Weltnaturschutzunion, bekannt durch die Rote Liste bedrohter Arten,
       sagte kürzlich: „Die Menschheit rottet Arten so schnell aus, es ist
       unmöglich, das Schwinden in Echtzeit zu dokumentieren.“
       
       12 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ingo Arzt
       
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