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       # taz.de -- Die Wahrheit: Zu lautes Beamen
       
       > Buchmessennachlese 2017: Riesenjubel beim Wahrheitklubtreffen in
       > Frankfurt. Es kommt zur Materialisierung des abwesenden ©Tom.
       
   IMG Bild: Beim Beamen erscheint unter dem Jubel der Wahrheitistas der „Ratteltom“
       
       Die folgende Mitteilung des Wahrheitklubvorstands darf nur von
       Vollmitgliedern gelesen werden. Nichtmitgliedern ist es streng untersagt,
       den Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen. 
       
       Die Wahrheit muss laut sein! Das wollen manche nicht einsehen. Zum Beispiel
       die Hallenhausmeister der Frankfurter Buchmesse. Und so wurde die Wahrheit
       in diesem Jahr bei ihrem Wahrheitklubtreffen auf der Messe gleich zweimal
       verwarnt.
       
       Gut, im vorigen Jahr hatte die Wahrheit etwas über die Strenge geschlagen.
       Weil die Niederlande Gastland war, wurden ein paar Käsekugeln in der ganzen
       Halle verstreut und zertreten. In diesem Jahr gab es zwar keine
       Käsekugelschlacht, aber leider fehlte auch der Vorstandsvorsitzende ©Tom,
       der kurzfristig verhindert war. Doch dafür gibt es ja das Masterbrain und
       Exekutivorgan Harriet Wolff, die auf eine geniale Idee kam: Warum ©Tom
       nicht einfach herbeamen?! Gesagt, getan! Die Wahrheit stellte den Kontakt
       zu einer Beamstation her. Dann eröffnete Exekutivvorstand Michael Ringel
       die zigtausendste Vorstandssitzung des Wahrheitklubs und ließ die in Massen
       herbeigeströmten Wahrheitjünger herunterzählen: „Drei, zwei, eins –
       Energie!“ Und schon materialisierte sich im taz-Beamer ©Tom.
       
       Allerdings waren bei dem komplizierten Vorgang die legendären siebzehn
       Stirnfurchen ©Toms auf sieben geschrumpft, und es war ein halber
       Rattelschneck mit in den Beamstrahl gerutscht, sodass man die Person, die
       sich letztlich materialisierte, eher als „Ratteltom“ bezeichnen könnte.
       
       Der Jubel der Wahrheitaficionados war dennoch groß und steigerte sich ins
       schier Unermessliche, als der Vorstand bekanntgab, dass der Wahrheitklub
       nächstes Jahr wieder Mitglieder aufnehmen wird. Verbunden war die
       Ankündigung mit der Bitte, so lange keine lebenden Klubmitglieder in die
       Ewigen Jagdgründe zu befördern, nur um nachrücken zu dürfen.
       
       Nächster Höhepunkt im Programm war die Übergabe des Jieper-Preises. Wie
       immer musste vor der Buchmesse beim Wahrheit-Unterbringwettbewerb ein
       Nonsenssatz in einem Medium untergebracht werden. Da Frankreich 2017
       Gastland war, lautete der Satz: „Plumpst die Makrone in die Rhone, diniert
       Monsieur Macron halt ohne.“ Gewinnerin war das im Jahr 1917 gegründete
       Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart, weil es den Satz in einen
       herrlich trockenbrotigen Text eingebaut hat. Die deutlich jüngere und
       überaus charmante Vertreterin des ifa Siri Gögelmann nahm den Jieper-Preis
       – eine Flasche Brandy der Marke „Gran Duque d’Alba“, intern auch „die große
       Ente“ genannt – freudestrahlend entgegen und kündigte an, gleich am Montag
       eine Konferenz mit ihren Kollegen einzuberufen zum Thema: „Die Auswirkungen
       des Großherzogs von Alba auf die interkulturellen Beziehungen.“ Herzlichen
       Glückwunsch auch zum dicken Kopf am nächsten Morgen.
       
       Jetzt nahm Ratteltom das Heft in die Hand, um eines seiner gefürchteten
       Messespiele zu veranstalten: „Miniboule“. Seine liebreizende Assistentin,
       das Exekutivorgan Harriet Wolff, war zu dem Zeitpunkt vom Jubeln schon
       derart heiser, dass sie den Teams das Spiel in Gebärdensprache erklären
       musste. Besser war es, denn jetzt kam es zur zweiten Beschwerde, die
       Wahrheit solle gefälligst leiser sein. Die lautstark gefeierten und mit
       vielen ©Tom-Produkten beschenkten Sieger hießen: Kirsten und Franziska
       Leweke aus Warburg, Michael aus Erfurt und Reinhard aus Stutensee sowie
       David Basler aus der Schweiz und Erhard Fürst aus Paris – wenn die Namen
       auf dem Schmierzettel richtig geschrieben waren. Wir bitten um Nachsicht
       und gratulieren ganz herzlich.
       
       Das Wahrheitklubtreffen endete feuchtfröhlich ohne weitere Beanstandungen
       der Frankfurter Hausmeisterei. Und die übrigen taz-Mitarbeiter waren froh,
       dass die Wahrheit nicht den Stand abgerissen hatte. Das heben wir uns für
       andere Zeiten und rechte Verlagsstände auf. Bis dahin gilt das bewährte
       Wahrheitmotto: „Ridentem dicere verum!“
       
       17 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Ringel
       
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