URI: 
       # taz.de -- Künstler zündelt an Banque de France: Pawlenskis politisches Feuerwerk
       
       > Die Banque de France, die neue „Bastille“: Pjotr Pawlenski hält die
       > Nationalbank für einen Ort der Versklavung. Er setzt ein politisches
       > Zeichen mit Folgen.
       
   IMG Bild: Pjotr Pawlenski tänzelt gerne auf den Barrikaden
       
       Paris taz | An der Fassade der Banque de France neben dem Bastille-Platz in
       Paris loderten in der Nacht auf den Montag Flammen. Das Feuer war mutwillig
       gelegt worden. Die Bilder sahen spektakulär aus, auch wenn letztlich der
       angerichtet Schaden ziemlich begrenzt sein soll. Die Sachbeschädigung war
       nicht die vorrangige Absicht des Brandstifters, der vor dem Eingang dieser
       Zweigstelle der französischen Nationalbank auf die Ankunft der Polizei
       wartete, die ihn und eine zweite Person „in flagranti“ festnahm. [1][Auf
       Twitter] wurde als Erklärung ein Manifest des „Täters“ publiziert.
       
       Mit seinem Brandanschlag will der russische [2][Konzept- und
       Action-Künstler Pjotr Pawlenski] ein Fanal zünden und Frankreich an seine
       revolutionäre Geschichte erinnern. Er hofft, von Frankreich aus das
       revolutionäre Feuer auf die ganze Welt übergreift, in der „die Bankiers den
       Platz der Monarchen“ eingenommen haben. Pawlenski hat den Ort nicht
       zufällig gewählt: „Die Bastille wurde vom aufständischen Volk als Symbol
       des Despotismus und der Macht gestürmt. Am selben Ort ist ein neuer Herd
       der Versklavung entstanden, die Bank. Sie verrät die Revolutionäre und
       unterstützt das verbrecherische Versailles. Die Banque de France hat den
       Platz der Bastille besetzt…“
       
       Nicht alle mögen das als Konzeptkunstwerk betrachten. Die französische
       Nationalbank hat eine Strafklage gegen Pawlenski angekündigt. Der
       33-Jährige ist freilich Schlimmeres gewohnt in seiner Russischen Heimat,
       aus der er geflohen ist. Nach einem kurzen Exil in der Ukraine hat er
       Anfang des Jahres mit seiner Partnerin Zuflucht in Paris gefunden – was ihn
       nun aber nicht daran gehindert hat, auch im Exilland tätig zu werden.
       
       Pawlenski hatte sich selbst mehrfach mit aufsehenerregenden und zum Teil
       schockierenden Mittel in Szene gesetzt. So hatte er sich aus Protest gegen
       die Zensur und namentlich aus Solidarität mit den inhaftierten Musikerinnen
       der Band [3][“Pussy Riot“] den Mund zugenäht oder später nackt in
       Stacheldraht gefesselt in Sankt Petersburg gegen Repression demonstriert.
       
       2013 nagelte er seinen Hodensack auf den Roten Platz, um damit gegen die
       Korruption der Behörden zu protestieren. Als ihm diese danach mit einer
       Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik drohten, schnitt er sich
       öffentlich ein Ohrläppchen ab. Das Feuerwerk an der Bastille ist nicht
       seine erste politische Brandstiftung, denn im November 2015 hatte er
       bereits am Eingang des russischen Geheimdienstes FSB Feuer gelegt. In jedem
       Fall blieb der Performance-Künstler, der für seine politischen Zwecke ohne
       Rücksicht auf eigene Verluste schockierende Mittel und Methoden einsetzt,
       nicht unbeachtet.
       
       17 Oct 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/hashtag/BanquedeFrance?src=hash
   DIR [2] /!5392969/
   DIR [3] /!5446631/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
   DIR Banken
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Kapitalismus
   DIR Konzeptkunst
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Dokumentarfilm
   DIR Russland
   DIR Pussy Riot
   DIR FSB
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Aktionskünstler Pjotr Pawlenski im Exil: Er will's gewesen sein
       
       Der russische Aktivist Pjotr Pawlenski legt sich gerne mit der Politik an.
       Nun will er Sexvideos des Macron-Vertrauten Griveaux verbreitet haben.
       
   DIR Dokfilm über russischen Aktionskünstler: Nackter Mann als rohes Ei
       
       Irene Langemann hat einen Dokumentarfilm über Pjotr Pawlenski gedreht. Der
       russische Aktionskünstler zeigt sich darin kompromisslos anarchisch.
       
   DIR Burger King St. Petersburg präsentiert: Hoden-Burger à la Pawlenski
       
       Burger King in St. Petersburg bringt eine limitierte Sonderedition heraus.
       Inspiriert ausgerechnet von staatskritischer Performance-Kunst.
       
   DIR Pussy Riot in Berlin: Penisgespräche
       
       Nadeschda Tolokonnikowa stellt im Berliner Gorki Theater ihre
       manifestartige Biografie „Anleitung für eine Revolution“ vor. Loriot wäre
       stolz auf sie.
       
   DIR Nordwind Festival ohne Aktionskünstler: Der brennende Fehdehandschuh
       
       Seit dem 9. November sitzt der Performancekünstler Pjotr Pawlenski in
       Moskau in Untersuchungshaft: Überlegungen zu seiner Aktion „Bedrohung“.