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       # taz.de -- Sondierungen der Regierungskoalition: Angespanntes Jamaika-Klima
       
       > Zum Start der zweiten Sondierungsrunde warnt Angela Merkel davor, mit
       > Neuwahl zu drohen. Die Unterhändler zeigen Kompromissbereitschaft.
       
   IMG Bild: Die Zeit läuft und Merkel spricht ein Machtwort
       
       Berlin taz | Zum Start in die entscheidende Phase der Sondierungen für eine
       Jamaika-Koalition haben die Unterhändler am Montag Kompromissbereitschaft
       angedeutet. Bevor jedoch am Montagabend die VerhandlungsführerInnen
       zusammenkommen sollten, warnte Angela Merkel (CDU) alle Beteiligten, immer
       wieder eine vorgezogene Neuwahl für den Fall des Scheiterns ins Spiel zu
       bringen.
       
       Auch die CDU müsse ein Jamaika-Bündnis nicht um jeden Preis eingehen, sagte
       die Kanzlerin am Montag nach Angaben von Teilnehmern in einer Sitzung des
       CDU-Vorstands in Berlin. Es sei aber auch nicht klug, ständig öffentlich
       das Stichwort Neuwahl zu nennen.
       
       Bei den Gesprächen der SpitzenpolitikerInnen sollte es um die besonders
       umstrittenen Themen Migration sowie Klima- und Energiepolitik gehen. Am
       Montagabend wollten dazu die Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU) und
       Horst Seehofer (CSU), das Grünen-Spitzenduo Katrin Göring-Eckardt und Cem
       Özdemir sowie FDP-Chef Christian Lindner und sein Vize Wolfgang Kubicki
       zusammenkommen.
       
       Von diesem Dienstag an sollen zudem die Beratungen zu den Fachthemen
       fortgesetzt werden. Angestrebt werden bis Mitte November konkrete
       Ergebnisse, damit die vier Parteien über die Aufnahme formeller
       Koalitionsverhandlungen entscheiden können.
       
       Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter deutete im Streit über den
       Kohleausstieg Kompromissbereitschaft an. Er sagte der Passauer Neuen
       Presse, die zwanzig schmutzigsten Kohlekraftwerke müssten schnell vom Netz,
       damit Deutschland das Klimaziel 2020 noch erreiche. „Entscheidend ist aber
       vor allem, dass insgesamt weniger Kohle verfeuert wird, um die
       CO2-Minderungsziele zu erreichen. Wir können den Klimaschutz auch durch
       strengere CO2-Grenzwerte oder die Drosselung der Produktion von schmutzigem
       Strom verbessern.“
       
       FDP-Chef Christian Lindner hatte am Wochenende erneut Zweifel an der
       „physikalischen Machbarkeit grüner Energiepolitik“ angemeldet und
       umsetzbare Vorschläge gefordert. Am Montag plädierte die FDP erneut dafür,
       die deutschen Klimaschutzbemühungen zu verlangsamen.
       
       „Wir haben da ja vorgeschlagen, (…) uns mehr Zeit zu lassen, um Klimaziele
       zu erreichen. 2050 ist ja auch das Datum, um das es da eigentlich geht“,
       sagte Fraktionsvize Katja Suding. Der Klimaschutz ist ein zentrales
       Streitthema zwischen Liberalen und Grünen in den Jamaika-Sondierungen mit
       CDU und CSU. Das deutsche CO2-Sparziel für 2020 gilt nach aktuellem Stand
       als nur noch schwer erreichbar.
       
       Sollte es aufgrund eines Scheiterns der Jamaika-Sondierungen Neuwahlen
       geben, würde sich das Ergebnis laut einer aktuellen Umfrage kaum vom
       Ergebnis der Bundestagswahl im September unterscheiden. CDU/CSU kommen der
       Forsa-Befragung zufolge auf 32 Prozent (Bundestagswahl 32,9). Die SPD
       erhielte 21 Prozent (20,5), die FDP 11 Prozent (10,7), die Linke 9 Prozent
       (9,2) und die AfD 12 Prozent (12,6). Lediglich die Grünen, die der Umfrage
       nach auf 10 Prozent kommen (8,9), würden mehr als einen Prozentpunkt
       hinzugewinnen. (dpa)
       
       6 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
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