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       # taz.de -- Protestanten treffen Politiker: Bischof besucht Gottlose
       
       > Der Senat tagt mit der evangelischen Kirchenleitung. Protestantenchef
       > Markus Dröge stellt dabei einen Plan für eine Drei-Religionen-Kita vor.
       
   IMG Bild: Bischof Markus Dröge und Berlins Regierungschef Michael Müller
       
       Was kann man als Bischof an Wertschätzung erwarten in einem Gespräch mit
       einem Senat der Atheisten? Nur zwei der elf Regierungsmitglieder, mit denen
       Berlins Protestantenchef Markus Dröge am Dienstag zusammensaß, hatten vor
       einem Jahr ihren Amtseid mit religiöser Beteuerung „So wahr mir Gott helfe“
       geleistet. Für Dröge kein Problem: Die Arbeit der Kirche werde durchaus
       auch von Nichtchristen geschätzt, „und das sehe ich im Senat sehr stark“.
       
       Alle zwei Jahre sitzen die evangelische Kirchenleitung und die Berliner
       Landesregierung zusammen, dieses Mal erstmals in rot-rot-grüner Besetzung
       und eben mit Regierungschef Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin
       Ramona Pop (Grüne) als einzigen bekennenden Gläubigen. Das Treffen war noch
       geprägt vom gerade beendeten Luther-Jahr – allerdings ohne dass Dröge darum
       warb, den Reformationstag am 31. Oktober dauerhaft zu einem gesetzlichen
       Feiertag zu machen.
       
       Müller und Dröge hoben die Zusammenarbeit bei den Themen Bildung,
       Integration und Obdachlosenhilfe hervor. Auch im letzten dieser drei Punkte
       sah Dröge keine Differenzen zwischen Landesregierung und Kirche, trotz des
       zuletzt schärferem Vorgehens gegen Obdachlose im Tiergarten und an anderen
       Orten der Stadt. „Ich glaube nicht, dass wir ein grundsätzliches Problem
       mit der Politik haben“, sagte Dröge. Er habe lediglich vor populistischen
       Reden gewarnt.
       
       ## Interreligiöse Kita
       
       Am Rande kündigte Dröge ein in Berlin bislang einzigartiges interreligiöses
       Vorhaben an, das bei Müller viel Zustimmung fand: eine Kita, die sowohl von
       evangelischen, jüdischen als auch von muslimischen Organisationen getragen
       würde. Die Kita soll in Moabit entstehen, 2021 fertig und insgesamt 135
       Plätze haben, 45 für jede Glaubensgruppe. Zwar soll es, obwohl unter einem
       Dach, für jede Gruppe ein eigenes religionspädagogisches Konzept geben,
       aber zugleich auch viel Zusammenarbeit.
       
       Das Projekt ähnelt dem geplanten interreligiösen „House of One“ am
       Petriplatz in Mitte. Offen ist noch, ob das Land Berlin der dahinter
       stehenden Stiftung das Grundstück komplett überlässt oder verpachtet. Bei
       der Finanzierung des „House of One“ gibt es laut Dröge eine „sehr große
       Spendenbereitschaft, aber noch nicht die Summe, die man braucht“. Nötig
       sind offenbar rund 43 Millionen Euro.
       
       7 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
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