URI: 
       # taz.de -- Konflikt um katalanische Unabhängigkeit: Sieg für Katalanen – im Fußball
       
       > Carles Puigdemonts Heimatclub gewinnt gegen Real Madrid. Die spanische
       > Justiz eröffnet ein Verfahren gegen den suspendierten
       > Regionalpräsidenten.
       
   IMG Bild: Fans des FC Girona feiern mit katalanischen Fahnen den Sieg ihres Teams gegen Real Madrid
       
       Barcelona taz | Stell dir vor, du hast die Unabhängigkeit verkündet, der
       große Nachbar interveniert, die Generalstaatsanwaltschaft verfolgt dich, du
       gehst mit Freunden aufs Stadtfest und dein Club gewinnt. Das ist kurz
       zusammengefasst das Wochenende des katalanischen Regierungschefs Carles
       Puigdemont. Sein Verein, der kleine FC Girona, gewann am Sonntag gegen den
       allmächtigen und nicht nur in Katalonien verhassten Hauptstadtverein Real
       Madrid 2:1.
       
       „Der Sieg von Girona über eine der größten Mannschaften der Welt ist ein
       Beispiel und eine Referenz für viele Situationen“, [1][twitterte
       Puigdemont] begeistert, der am Samstag von der Zentralregierung Madrids
       unter Real-Madrid-Fan Mariano Rajoy mit dem Verfassungsartikel 155 in der
       Hand abgesetzt wurde.
       
       Am frühen Montag eröffnete die Generalstaatsanwaltschaft gegen Puigdemont
       und dessen Regierung ein Verfahren wegen Rebellion vor dem Madrider
       Sondergerichtshof für Terror, Banden- und Finanzkriminalität, der Audiencia
       Nacional. Puigdemont war vor seinem Einzug in den Regierungspalast
       Generalitat in Barcelona Bürgermeister in Girona. Sollte er verurteilt
       werden, drohen ihm bis zu 30 Jahre ohne Besuch beim Heimspiel des FC
       Girona. Chefankläger José Manuel Maza erklärte in Madrid, seine Behörde
       beschuldige die Mitglieder der Regierung in Barcelona, die Krise ausgelöst
       zu haben, die zur Erklärung der Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien
       führte.
       
       Der Fußball als Kristallisationspunkt des Konfliktes zwischen katalanischem
       und spanischem Nationalstolz ist nicht neu. Neu ist nur, dass der FC Girona
       dabei mitmischt. Er ist erstmals in der obersten spanischen Liga. Bisher
       war die Vertretung katalanisch-nationalistischer Gefühle Exklusivaufgabe
       des FC Barcelona. Barça war Zufluchtsort katalanischer Gefühle in Zeiten
       der Diktatur. Dort fordern die Fans gerne „Independencia“ –
       „Unabhängigkeit“, dort wird in der Ehrenloge katalanische Politik gemacht.
       
       Und in den letzten Wochen des Konfliktes meldete sich der Club [2][mehrmals
       ganz offiziell zu Wort]. Er verteidigte die demokratischen Institutionen
       Kataloniens, als Madrid begann, die Regierung in Barcelona des Amtes zu
       entheben. [3][Am Tag des Referendums über die Unabhängigkeit spielte der FC
       Barcelona hinter verschlossenen Türen], ohne Publikum, aus Protest gegen
       den brutalen Polizeieinsatz, der rund 900 Verletzte hinterließ. „Barça –
       més que un club“ (Barça – mehr als ein Club) heißt es in Katalonien.
       
       ## Ein Foto aus dem Palast
       
       Wo Puigdemont am Montagmorgen die Sportpresse las, die den „historischen
       Sieg“ des FC Girona bejubelt, blieb unklar. Er [4][veröffentlichte auf
       Instagram ein Foto], aufgenommen aus einem der Fenster des
       Regierungspalastes der Generalitat. „Bon día“ und ein Smiley begleiteten
       es. Ob sich der „President“ trotz der Amtsenthebung tatsächlich in seinem
       bisherigen Büro befand oder ob das Bild älter ist, war nicht klar.
       
       Einem Zeitungsbericht vom frühen Nachmittag zufolge hält sich Puigdemont in
       Brüssel auf. Mitarbeiter der spanischen Regierung bestätigten den
       [5][Bericht der katalanische Zeitung La Vanguardia]. Dem Bericht zufolge
       sind auch andere Mitglieder der entlassenen Regionalregierung in der
       belgischen Hauptstadt. Der geschasste Regierungschef wolle noch im Laufe
       des Nachmittags eine Erklärung abgeben.
       
       Die Präsidentin des katalanischen Parlaments Carme Forcadell – ebenfalls
       auf der staatsanwaltschaftlichen Liste der Rebellen – arbeitete normal.
       Anders als die Regierung ist sie noch im Amt. Das Parlament wurde zwar von
       Rajoy in Madrid aufgelöst und Neuwahlen wurden für den 21. Dezember
       angesetzt, doch Forcadell gehört der ständigen Vertretung an, die bis zum
       Wahltag regelmäßig tagt.
       
       Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert um 14.35 Uhr.
       
       30 Oct 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/KRLS/status/924697593468375040
   DIR [2] /!5451255/
   DIR [3] /!5450449/
   DIR [4] https://www.instagram.com/p/Ba3MehjBMXv/?hl=es&taken-by=carlespuigdemont
   DIR [5] http://www.lavanguardia.com/politica/20171030/432486059857/carles-puigdemont-govern-bruselas.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
   DIR Katalonien
   DIR Spanien
   DIR Carles Puigdemont 
   DIR FC Barcelona
   DIR Fußball
   DIR Profi-Fußball
   DIR Zinedine Zidane
   DIR Carles Puigdemont 
   DIR Carles Puigdemont 
   DIR Katalonien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Real Madrid in der Krise: Unter der dunkelsten Wolke
       
       An eine derart schlechte Saison kann sich bei Real Madrid kaum einer
       erinnern. Nun wird Trainer Zidane als Hauptschuldiger der Misere gehandelt.
       
   DIR Abgesetzter katalanischer Regierungschef: Puigdemonts Gegenoffensive
       
       In Belgien hat Kataloniens abgesetzter Regierungschef mächtige Freunde. Von
       hier aus kämpft er gegen die Entmachtung.
       
   DIR Kataloniens Zukunft: Unabhängigkeit „verlangsamen“
       
       Der abgesetzte katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont will kein
       Asyl in Belgien beantragen. Der Kampf um seine Nachfolge hat schon
       begonnen.
       
   DIR Kataloniens Ex-Präsident Puigdemont: Von Barcelona nach Europa
       
       Der abgesetzte Präsident Kataloniens soll mit fünf seiner Minister nach
       Brüssel gereist sein. Gründe für die Wahl der europäischen Hauptstadt gäbe
       es mehrere.