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       # taz.de -- Kommentar „Ende Gelände“: Brücke ins Bürgerliche
       
       > Der Klima-Protest im Tagebau Hambach war auch deshalb erfolgreich, weil
       > die Unterstützung in anderen Milieus wächst.
       
   IMG Bild: Ende Gelände: So geht Protest
       
       Für die AktivistInnen ist es ein riesiger Erfolg: Rund 4.000 Menschen waren
       am Sonntag für das Bündnis „Ende Gelände“ unterwegs, um im Vorfeld des
       UN-Gipfels in Bonn für Klimagerechtigkeit zu streiten. [1][Etwa 3.000 von
       ihnen haben es in den Tagebau Hambach geschafft], zwei Bagger und ein
       Förderband stillgelegt und fast schon routiniert die Bilder produziert, die
       seit Jahren um die Welt gehen: Weiß gekleidete Menschen in den Kratern der
       Abraumhalden, die mit Transparenten den sofortigen Ausstieg aus der Kohle
       fordern.
       
       Der Zeitpunkt kurz vor dem Weltklimagipfel war strategisch klug gewählt –
       viel besser als im Sommer, als es dieses Jahr die erste Aktion von Ende
       Gelände, aber keinen Termin gab, der für die internationale Mobilisierung
       getaugt hätte. Diesmal kam nach Schätzungen des Bündnisses rund die Hälfte
       der TeilnehmerInnen aus dem Ausland. Denn auch dort – in den Niederlanden,
       den USA, England oder Australien – gibt es immer wieder Aktionen mit
       ähnlichem Design. Vernetzung und Erfahrungsaustausch funktionieren,
       wechselseitige Solidarität ist da.
       
       Der Erfolg ist deshalb nicht nur daran zu messen, dass so viele Menschen
       wie nie schnell und gekonnt ihren Weg in den Tagebau gefunden haben.
       Sondern er besteht vor allem darin, dass die Bewegung gewachsen ist und
       Rückhalt findet, sowohl international als auch szeneübergreifend. Letzteres
       ist vor allem für die bundesdeutsche Klimaszene wichtig: Der Brückenschlag
       von Ende Gelände ins Bürgerliche, der sich in den vergangenen Jahren noch
       schwierig gestaltete, ist geschafft.
       
       Allein die Tatsache, dass die Aktion trotz Novemberkälte und dem
       durchsichtigen Versuch der Polizei, durch das Verbot des Camps politisch
       Einfluss zu nehmen, überhaupt stattfinden konnte, liegt an der gewachsenen
       Akzeptanz des Bündnisses: Hunderte Bonner und Kölner Haushalte boten den
       AktivistInnen kurzfristig Schlafplätze an.
       
       ## Die Sichtbarkeit wird erhöht
       
       Aktionen fürs Klima und gegen Kohle werden von einer immer breiteren Basis
       von Menschen unterstützt – längst nicht nur in der radikalen linken Szene,
       sondern auch und vor allem im grünen und umweltbewegten Milieu. Schon am
       Samstag waren bei der Klimademo in Bonn, zu der die großen Umweltverbände
       aufgerufen hatten, nach Angaben der Veranstalter [2][rund 25.000 Menschen
       auf die Straße gegangen]. Campact macht auf der Bühne Stimmung für Ende
       Gelände, das Publikum jubelt. Die Linkspartei ruft sowohl zur Demo als auch
       zu den Aktionen des zivilen Ungehorsams auf.
       
       Und auf beiden Veranstaltungen haben sich Menschen eine rote Linie übers
       Gesicht gemalt, ein Symbol für das Ende der Tagebaue. Auch wenn die
       AkteurInnen von Demo und Aktion nicht deckungsgleich sind – es geht ihnen
       um dasselbe. So wird die Sichtbarkeit erhöht, nur so wächst der Druck auf
       die Politik, auch während der derzeitigen Sondierungsgespräche nach der
       Bundestagswahl. Ende Gelände steht weiter an der Spitze der deutschen
       Klimabewegung – aber die erste Reihe wird breiter.
       
       6 Nov 2017
       
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