URI: 
       # taz.de -- Angolas Präsident greift durch: Afrikas reichste Frau entmachtet
       
       > Sie ist die Tochter des einstigen Langzeitherrschers von Angola. Dessen
       > Nachfolger hat Isabel dos Santos nun als Chefin der staatlichen Ölfirma
       > gefeuert.
       
   IMG Bild: Soll über ein Vermögen von über drei Milliarden Euro verfügen: Isabel dos Santos
       
       Berlin taz | In Angola hat der neue Präsident João Lourenço einen
       waghalsigen Schritt zur Überwindung der Vetternwirtschaft seines Vorgängers
       getan. Isabel dos Santos, Tochter des langjährigen angolanischen
       Präsidenten Eduardo dos Santos, wurde am Mittwoch als Chefin des
       staatlichen Ölkonzerns Sonangol entlassen.
       
       Angola ist neben Nigeria der größte Ölförderer Afrikas südlich der Sahara,
       und die staatlich dominierte Ölwirtschaft des Landes ist legendär
       intransparent. Präsident dos Santos, der Angola von 1979 bis zu den Wahlen
       2017 regierte, hatte seine in Aserbaidschan geborene Tochter Isabel, die
       mit einem Vermögen von über drei Milliarden Euro als reichste Frau Afrikas
       gilt, im Juni 2016 an die Spitze von Sonangol ernannt; sein Sohn Filomeno
       leitete da bereits den staatlichen Ölfonds.
       
       Damit war die angolanische Wirtschaft komplett im Griff der
       Präsidentenfamilie: Die Einnahmen des Ölfonds kommen von Sonangol, und
       Sonangol erwirtschaftet 75 Prozent der angolanischen Deviseneinnahmen.
       
       Lourenço war im August zum neuen Präsidenten Angolas gewählt worden, auf
       dem Ticket der seit der Unabhängigkeit regierenden Exbefreiungsbewegung
       MPLA (Angolanische Volksbefreiungsbewegung). Er hatte sein Amt am 26.
       September angetreten.
       
       Als früherer Verteidigungsminister galt er als Mann des Systems, hat sich
       aber durch eine Reihe von Entscheidungen positiv von seinem Vorgänger
       abgesetzt. Mehrere altgediente Größen der angolanischen Politik verloren
       ihre Posten.
       
       ## Zugständnis an den IWF
       
       Mit seiner Antikorruptionspolitik geht Lourenço auf die internationalen
       Finanzinstitutionen zu: Durch den Verfall der Ölpreise in den letzten drei
       Jahren steckt Angola in der Wirtschaftskrise. Verhandlungen mit dem
       Internationalen Währungsfonds (IWF) über einen Kredit von 4,5 Milliarden
       US-Dollar waren vor der Wahl abgebrochen worden.
       
       Vergangene Woche besuchte erstmals seit der Wahl eine IWF-Delegation
       Angola, um neue Gespräche aufzunehmen.
       
       Ein Leidtragender der Entlassung von Isabel dos Santos könnte die
       demokratische Opposition in der benachbarten Demokratischen Republik Kongo
       werden. Dos Santos’ Ehemann ist nämlich der schwerreiche kongolesische
       Geschäftsmann Sindika Dokolo, der in jüngster Zeit zu einem der schärfsten
       Kritiker des Regimes von Präsident Joseph Kabila avanciert ist und Kongos
       Opposition unterstützt.
       
       Die ging lange davon aus, dass er dies mit dem Segen der angolanischen
       Regierung tut. Jetzt wohl nicht mehr.
       
       15 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Angola
   DIR Erdöl
   DIR Eduardo dos Santos
   DIR Joao Lourenco
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Angola
   DIR Literatur
   DIR Angola
   DIR Angola
   DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Experte Robert Kappel über Afrikas Armut: „Afrikas Eliten bereichern sich selbst“
       
       Der Ex-Chef des German Institute of Global and Area Studies (GIGA) erklärt,
       warum viele innerafrikanische Probleme heute hausgemacht sind.
       
   DIR Experte über Reformen in Angola: „Er hat sich getraut“
       
       Angolas neuer Präsident João Lourenço räumt mit dem korrupten Machtsystem
       seines Vorgängers auf, lobt der Angola-Kenner Daniel Ribant.
       
   DIR Gesellschaftsroman über Angola: Die Unmöglichkeit zu vergessen
       
       José Eduardo Agualusa erzählt das Leben einer Frau während Angolas
       Unabhängigkeitskampf. Sein Roman beruht auf einer wahren Begebenheit.
       
   DIR Parlamentswahl in Angola: Hoffnung auf Wandel nach MPLA-Sieg
       
       Die Regierungspartei bleibt mit reduzierter Mehrheit im Amt. Der
       Präsidentenwechsel stößt auf großen Zuspruch.
       
   DIR Machtwechsel in Angola: Abschied eines Patriarchen
       
       Nach 38 Jahren an der Macht hat Eduardo dos Santos seinen
       Verteidigungsminister als Nachfolger auserkoren. Aber der muss erst mal die
       Wahl gewinnen.
       
   DIR Kolumne Afrobeat: Die Rache der Söhne
       
       In Angola und im Kongo übertragen Oligarchen ihre unternehmerischen
       Erfolgsstorys auf die Politik. Eine neue Generation drängt an die Macht.