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       # taz.de -- Streit um Israelpolitik der USA: USA und PLO vor neuer Eiszeit
       
       > Washington droht, die Vertretung der Palästinenser zu schließen. Denn
       > diese wollen Israel vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen.
       
   IMG Bild: Protest mit palästinensischer Fahne im Westjordanland
       
       Jerusalem taz | Die von US-Präsident Donald Trump angestrebten
       Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern geraten noch
       vor Anpfiff in einen diplomatischen Wirbelsturm. Saeb Erikat,
       Chefunterhändler der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO), warnte,
       dass die Entscheidung des US-Außenministeriums, die PLO-Vertretung in
       Washington zu schließen, „den gesamten Friedensprozess untergräbt“. Erikat
       kündigte umgekehrt an, die Kontakte zum Weißen Haus einzufrieren.
       
       Grund für die Entscheidung des US-Außenministeriums sind die
       palästinensischen Bestrebungen, Israel wegen des Siedlungsbaus und
       Verbrechen gegen Palästinenser vor dem Internationalen Strafgerichtshof
       (IStGH) zur Verantwortung zu ziehen. Sobald die PLO ernsthafte
       Verhandlungen mit Israel aufnimmt, soll das Büro wieder arbeiten dürfen.
       
       Die PLO hatte schon zum Zeitpunkt ihres Beitritts zum IStGH im April 2015
       angekündigt, Israel wegen Kriegsverbrechen und dem illegalen Siedlungsbau
       vor den Richter zu zitieren. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas griff
       dieses Thema im Rahmen der UN-Generalversammlung im September wieder auf.
       Da momentan in Den Haag lediglich Vorermittlungen laufen, die sich noch
       Jahre hinziehen können, überrascht der Zeitpunkt, den das
       US-Außenministerium für seine präventive Strafmaßnahme wählte.
       
       Washington und Ramallah schienen sich im Zuge der Bemühungen Trumps, neue
       Friedensverhandlungen in Gang zu bringen, gerade wieder näher gekommen zu
       sein. Seit Monaten pendelt der Nahost-Sondergesandte Jason Greenblatt
       zwischen Washington, Ramallah und Jerusalem. Laut Bericht von Israel
       Television News am Wochenende erwägt Trump eine Anerkennung Palästinas und
       eine Art Marshallplan zum Aufbau der palästinensischen Wirtschaft, den aber
       nicht die USA, sondern sunnitische Staaten finanzieren sollten. Der
       Finanzierungsplan im Umfang von „Hunderten Millionen Dollar“ sollte Abbas
       als Ansporn dienen.
       
       ## Die Zahl der Siedler im Jordantal soll verdoppelt werden
       
       Gleichzeitig wolle Trump Israels Sicherheitsbedürfnisse berücksichtigen,
       auch im Jordantal, der Grenze zwischen Westjordanland und Jordanien. Anfang
       des Monats hatte Israels Bauminister Joav Galant bekannt gegeben, die Zahl
       der Siedler im Jordantal zu verdoppeln. Derzeit leben dort rund 6.000
       Israelis.
       
       Das Weiße Haus distanzierte sich von dem TV-Bericht, auch Israels
       Regierungschef Benjamin Netanjahu wollte die Informationen nicht
       bestätigen. „Wir haben eine Menge Spekulationen gehört“, kommentierte er am
       Sonntag. Für ihn seien allein Israels Sicherheitsinteressen von Bedeutung,
       und das habe er „den Amerikanern klar“ gemacht.
       
       Fraktionsmitglieder der Siedlerpartei Das jüdische Heim kündigten
       unterdessen an, die Koalition zu verlassen, sollte Israels Regierung einen
       palästinensischen Staat anerkennen. Über einen Sprecher ließ
       Palästinenserpräsident Abbas seinerseits mitteilen, dass sich die USA mit
       der Schließung der PLO-Vertretung „als Vermittler und Förderer des
       politischen Prozesses disqualifiziert“ hätten.
       
       20 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
       ## TAGS
       
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