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       # taz.de -- Jamaika-Sondierungen zum Klima: Tücke mit der Lücke
       
       > Über das Klimaziel für 2020 herrscht Einigkeit. Wie viele Kraftwerke
       > abgeschaltet werden müssen, ist zwischen Schwarz-Gelb und Grün
       > umstritten.
       
   IMG Bild: Noch eine Lücke zwischen Simone Peter (grün, links) und Wolfgang Kubicki (FDP, rechts)
       
       Berlin taz | Bei den Sondierungsgesprächen für eine mögliche
       Jamaika-Koalition haben sich die Parteispitzen von CDU, CSU, FDP und Grünen
       in der Klimapolitik am Montag ein wenig angenähert. Sie stimmten
       grundsätzlich darin überein, dass sowohl die internationalen als auch die
       nationalen Klimaziele für 2020, 2030 und 2050 gelten, heißt es in einem
       Papier, das den Zwischenstand der Verhandlungen festhält.
       
       Keine Einigkeit besteht hingegen darüber, was getan werden muss, um das
       deutsche Ziel für 2020 zu erreichen, den Treibhausgasausstoß im Vergleich
       zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren.
       
       Während Union und FDP unter Verweis auf frühere Prognosen der
       Bundesregierung davon ausgehen, dass die Lücke im Jahr 2020 nur 32 bis 66
       Millionen Tonnen CO2 ausmacht, gehen die Grünen von 90 bis 120 Millionen
       Tonnen aus; dabei berufen sie sich auf aktuelle Berechnungen des
       Bundesumweltministeriums und wissenschaftlicher Institute. Diesen Wert
       einfach herunterzurechnen, sei nicht akzeptabel, sagte die
       Grünen-Vorsitzende Simone Peter der taz. „Wir werden genau darauf achten,
       dass sich die Lücke nicht an Wunschvorstellungen orientiert, sondern an der
       Realität.“
       
       Aus dieser Uneinigkeit über die Fakten folgt ein Streit über die
       notwendigen Mittel: Union und FDP wollen dem Papier Kohlekraftwerke mit
       einer Leistung von 3 bis 5 Gigawatt vom Netz nehmen, was 6 bis 10
       Kraftwerken entspricht. Die Grünen wollen 8 bis 10 Gigawatt stilllegen und
       beharren darum auf ihrer bisherigen Forderung: „Um das Ziel zu erreichen,
       müssen 20 zusätzliche Kohleblöcke abgeschaltet werden“, sagte Peter.
       
       Daneben werden weitere Maßnahmen notwendig sein, um das Ziel zu erreichen.
       Einig sind sich die Sondierer bereits über ein „unbürokratisches
       Förderprogramm für den Austausch alter Heizungen“ und eine Förderung der
       Gebäudesanierung.
       
       Die Gespräche sollen am Dienstag fortgesetzt werden. Im Vorfeld der
       Verhandlungen am Montag hatte sich Unions-Verhandler Armin Laschet
       kompromissbereit gezeigt. Die Gespräche bräuchten jetzt „viel Sachlichkeit,
       viel Fachlichkeit, um die bemühen wir uns gerade“, sagte Laschet, der am
       Sonntag bei der UN-Klimakonferenz in Bonn gefordert hatte, diese müsse „ein
       starkes Signal gegen den Klimawandel in die Welt senden“.
       
       13 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
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