URI: 
       # taz.de -- Modellversuch in Bremens Kitas: Bio-Essen zum Tiefpreis
       
       > Ökologische Ernährung in Kindertagesstätten muss nicht teuer sein. Für
       > bis zu 15 Prozent finanziellem Mehraufwand ist sie möglich.
       
   IMG Bild: Nur die Vorfreude auf´s Bio-Essen ist unbezahlbar
       
       Zehn Monate haben drei städtische Bremer Kindertagesstätten im Pilotprojekt
       „Mehr Bio in Bremer Kitas“ Mahlzeiten mit ausschließlich
       kontrolliert-biologischen Zutaten zubereitet. Das Ergebnis: Bei einem
       finanziellen Mehraufwand von 10 bis 15 Prozent ist eine biologische
       Ernährung möglich. Im Schnitt ist eine Biomahlzeit 23 Cent teurer als
       konventionell zubereitet.
       
       Der Modellversuch wurde vom Verein Sozialökologie aus Bremen in Kooperation
       mit der Bio-Stadt Bremen durchgeführt. Die Auswertung wurde bei einem
       Treffen in der Markthalle 8 mit Umweltsenator Joachim Lohse diskutiert.
       Ziel des Projekts war zu prüfen, wie teuer eine Umstellung von Kitas auf
       ökologische Ernährung ist.
       
       Zunächst wurde der Finanzbedarf der teilnehmenden Kitas bei herkömmlicher
       Ernährung mit einem Bioanteil von zehn Prozent ermittelt. Danach wurden die
       Ausgaben beim Einkauf von ausschließlich Bio-Lebensmitteln ermittelt.
       Immerhin zu 96 Prozent wurden ökologische Produkte gekauft.
       
       Im Rahmen des Projekts wurden die teilnehmenden Kitas aus der Neustadt,
       Horn-Lehe und Vegesack unterstützt – sowohl im Einkauf direkt von den
       ökologischen Erzeugern als auch in der Zusammenstellung von regionalen und
       somit kostengünstigen Mahlzeiten. Begleitet wurde das Projekt durch
       Workshops gemeinsam mit Kindern und Kita-Mitarbeiter*innen auf Bauernhöfen
       oder in Gärtnereien. Einen gemeinsamen Speiseplan gab es jedoch nicht.
       „Fantastische Werte“ nennt Projektkoordinatorin Lea Unterhölzner die
       Ergebnisse des Tests. Mit dem Projekt würde praktisches Wissen um eine
       kostengünstige, ökologische Ernährung gesammelt.
       
       Neben den drei Modell-Kitas, die auch weiterhin einen hohen Anteil
       ökologischer Ernährung beibehalten wollten, haben weitere Kitas von Kita
       Bremen sowie konfessionelle Kitas Interesse an einem erweiterten Einsatz
       von biologischen Lebensmitteln bekundet. „Diese wollen wir mit
       Bildungsangeboten und Know-how unterstützen“, gibt Unterhölzner Ausblick
       für die Zukunft. Eine Fortsetzung der Kostenübernahme wie für das
       Pilotprojekt sei jedoch nicht geplant.
       
       Eine Erhöhung des Anteils an Bio-Lebensmitteln hält Petra Stubakow von der
       Geschäftsstelle von Kita Bremen für nicht ausgeschlossen. „Wir haben in den
       allermeisten Kitas eigene Küchen“, somit sei man für eine erweiterte
       Verwendung von Bio-Lebensmitteln gut aufgestellt.
       
       Problematischer und teurer sei eine ökologische Ernährungsweise dort, wo
       man auf externe Caterer angewiesen sei, berichtet Claudia Elfers,
       Referentin der Bio-Stadt Bremen des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr.
       Sie hofft darauf, dass der Senat den Aktionsplan zur schrittweisen
       Einführung von biologischer Ernährung in Schulen, Kindertagesstätten und
       Krankenhäuser bald der Bürgerschaft vorlegt.
       
       Der Aktionsplan, der laut Bürgerschaftsbeschluss schon im September hätte
       vorgelegt werden sollen, geht auf den Bürgerantrag „Billigfleisch“ des
       „Agrarpolitischen Bündnisses Bremen“ zurück, in dem auch der Verein
       Sozialökologie Bremen aktiv ist.
       
       Danach soll in Schulen und Kindertagesstätten sowie bei öffentlichen
       Empfängen bis im Jahr 2022 ausschließlich biologisches Essen serviert
       werden. Vorgesehen war zudem eine Bio-Quote von 75 Prozent für öffentliche
       Krankenhäuser. Hiergegen wendete sich jüngst das Gesundheitsressort, das
       aufgrund des hohen Anteils an Fertigprodukten in Krankenhäusern eine
       Bio-Quote kritisiert.
       
       Der Aktionsplan sieht eine „aufwendungsneutrale“ Ernährungsumstellung vor.
       Ein erhöhter Finanzbedarf beziehungsweise erhöhte Personal- oder
       Sachaufwendungen für eine direkte Verarbeitung von Lebensmitteln ist nicht
       vorgesehen.
       
       Sollte der Aktionsplan wirklich umgesetzt werden, sieht Elfers Bremen in
       Sachen Bio-Ernährung weit vorne. Davon profitierten nicht nur Verbraucher,
       sondern auch die ökologische Landwirtschaft aus der Region.
       
       27 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominik Koos
       
       ## TAGS
       
   DIR Bremen
   DIR Kita
   DIR Ernährung
   DIR Bio
   DIR Sozial-Ökologie
   DIR Bauern
   DIR Grüne
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wissenschaft und Nachhaltigkeit: Sozial-Ökologie auf Erfolgskurs
       
       Die sozial-ökologische Forschung ist auch in der etablierten Wissenschaft
       angekommen. Das zeigt die Bilanz der letzten 20 Jahre.
       
   DIR Regionale Lebensmittel: Einkaufen bei Hofe
       
       2016 kauften 14,6 Millionen Deutsche ihre Lebensmittel direkt beim
       Erzeuger. Viele Kunden schätzen die Nähe zum Landwirt.
       
   DIR Speis & Zank: Immer Zirkus ums Essen
       
       Grüne fordern Bio-Essen in allen Kantinen und Mensen – aber ohne uns, sagt
       die SPD: Dabei steht das Ziel doch im Koalitionsvertrag