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       # taz.de -- Rodungsstart im Hambacher Forst: Die ersten Bäume fallen
       
       > Besetzer*Innen wollen den Energiekonzern RWE an der Abholzung des 12.000
       > Jahre alten Waldes im Rheinischen Braunkohlerevier hindern.
       
   IMG Bild: Rodungsauftakt mit Pfefferspray. Die Polizei räumt RWE den Weg frei
       
       Der Energiekonzern RWE hat am Montagmorgen damit begonnen, Bäume im
       Hambacher Forst zu fällen. Der 12.000 Jahre alte Wald ist Heimat bedrohter
       Tierarten und verbirgt unter sich ein riesiges Vorkommen an Braunkohle.
       UmweltaktivistInnen wollen den verbleibenden Teil des Ökosystems vor dem
       Abbau bewahren und halten große Waldstücke seit 2012 besetzt.
       
       Der Umweltverband BUND geht auch rechtlich gegen den Abbau vor – bisher mit
       wenig Erfolg. Das Kölner Verwaltungsgericht hatte in der vergangenen Woche
       eine Klage des BUND, deren Folge ein Rodungsstopp hätte sein können,
       abgewiesen.
       
       Etwas aktiver sind rund 100 BesetzerInnen, die in dem Wald in 22
       Baumhäusern wohnen. „Wir widersetzten uns hier einem System der Ausbeutung
       von Umwelt, Tier und Mensch“, erklärt Aktivist Nira, der seinen vollen
       Namen nicht öffentlich machen will. Nach Abweisung der Klage geht der
       Konflikt in die zweite Runde.
       
       „Die Polizei riegelt den Bereich ab“, berichtet Nira. Fahrzeuge seien
       kontrolliert worden und das Teilstück, an dem die Rodungen begannen, wurde
       umstellt.
       
       ## Die Räumung eines Baumhauses
       
       Guido Steffen, Sprecher von RWE, erklärt: „Wir roden im Moment den
       östlichen, unbesetzten Teil des Waldes.“ Dies geschehe unter Polizeischutz,
       da es in den letzten Jahren zu Ausschreitungen gekommen sei. So auch diesen
       Montag. Nach Polizeiangaben hatten etwa 50 Menschen versucht, in das Gebiet
       der Rodungen vorzudringen.
       
       Durch den Einsatz von Pfefferspray wurde die Aktion jedoch recht schnell
       von der Polizei beendet. Dies lässt erahnen, mit welchem Widerstand RWE in
       den kommenden Wochen rechnen muss. „Machen wir uns nichts vor, die
       Schwierigkeiten werden dann kommen, wenn wir in den besetzten Wald
       reinmüssen“, gibt Steffen zu bedenken. „Eine Räumung kann mehr als eine
       Woche dauern“, schätzt der Aktivist Nira die Lage ein.
       
       Die Räumung eines Baumhauses könne mehrere Stunden dauern, da die Polizei
       mit besonderen Räumungsfahrzeugen arbeiten müsse. Schon die Anfahrt einer
       Hebebühne, um die BesetzerInnen aus den Baumhäusern zu evakuieren, sei
       aufwändig. Der Aktivist: „Für einen freien Weg muss die Polizei oft Bäume
       fällen und unsere Barrikaden aus dem Weg räumen.“
       
       Laut der Aachener Polizei kann die Räumung jedenfalls „zeitintensiv“
       werden. „In den nächsten Tagen könnte schon das erste Baumhaus im Wege
       stehen“, erklärte die Sprecherin der Polizei. Die Vorbereitungen der
       BesetzerInnen darauf laufen schon länger; auch für eine Belagerung.
       
       „Bis zu zwei Wochen kann so ein Baumhaus belagert werden“, meint Nira.
       Dafür wurden die Häuser in den vergangenen Tagen schon mit Wasserkanistern
       und Lebensmitteln ausgerüstet. „Wie lange der Widerstand dauert, hängt auch
       davon ab, wie viele UnterstützerInnen noch in den Wald kommen“, sagt der
       Besetzer. Auch auf rechtlicher Ebene wird weiter für den Wald gekämpft. Der
       BUND plant, in nächster Instanz die kommende Rodungssaison zu verhindern.
       
       Redaktioneller Hinweis: In einer ersten Version dieses Artikels war von
       einem 120.000 Jahre alte Wald die Rede. Richtig ist, der Wald ist 12.000
       Jahre alt.
       
       27 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lukas Dörrie
       
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