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       # taz.de -- Säuberungswelle in Simbabwe: Das Krokodil zeigt Zähne
       
       > Der Machtkampf um Präsident Robert Mugabes Nachfolge spitzt sich zu.
       > Simbabwes Armeechef droht öffentlich mit einem Putsch.
       
   IMG Bild: Simbabwes Präsident Robert Mugabe mit seiner Ehefrau Grace Mugabe
       
       Berlin taz | Entwickelt sich aus dem politischen Machtkampf in Simbabwe
       eine militärische Konfrontation? Die Inszenierung war beeindruckend, als
       Simbabwes Armeechef Constantine Chiwenga am Montag im Armeehauptquartier
       des Landes eine Pressekonferenz gab.
       
       Der 61-jährige General, Veteran des Befreiungskrieges der 1970er-Jahre und
       seit 2004 im Amt, trat in voller Montur auf und ließ sich von 30 hohen
       Offizieren flankieren, als er erklärte, die Armee sei „über die politische
       Instabilität beunruhigt“, und drohte: „Wir müssen diejenigen, die hinter
       den aktuellen vaterlandsverräterischen Ränkeleien stecken, daran erinnern,
       dass das Militär vor einem Eingreifen nicht zurückschrecken wird, wenn es
       um den Schutz unserer Revolution geht.“
       
       Noch nie hat in Simbabwe, wo die einstige Guerilla Zanu (Zimbabwe African
       National Union) seit der Unabhängigkeit 1980 als Partei unter Präsident
       Robert Mugabe regiert, das Militär so unverblümt mit einem Putsch gedroht.
       Chiwenga führte aus, dass „Konterrevolutionäre unsere Partei infiltriert
       haben, um sie von innen zu zerstören“.
       
       Das war eine Reaktion auf die Entlassung des simbabwischen Vizepräsidenten
       Emmerson Mnangagwa am Montag vergangener Woche. Mnangagwa, traditionell
       mächtigste Figur in der Regierungspartei hinter Präsident Mugabe, wurde auf
       Betreiben der First Lady Grace Mugabe gefeuert, um ihr den Weg zur
       Nachfolge des 93-jährigen Amtsinhabers zu ebnen. Es war der bisherige
       Höhepunkt eines skrupellosen Machtkampfes zwischen der alten Garde um
       Mnangagwa und einer jüngeren Fraktion um Grace Mugabe und Bildungsminister
       Jonathan Moyo.
       
       Es gibt zwei Lesarten dieser Spaltung. Die eine sieht Helden des
       Befreiungskrieges, die ihren verblassten Idealen nachtrauern, im
       Abwehrkampf gegen einen skrupellosen Nachwuchs, dem es vor allem um
       persönliche Bereicherung geht. Die umgekehrte Lesart sieht einen Vorstoß
       junger Reformer, die Simbabwe verändern wollen, gegen eine gescheiterte
       alte Garde, die für Misswirtschaft und Verbrechen verantwortlich ist.
       
       ## „Lacoste“ und „Generation 40“
       
       Die Gruppe der Alten wird „Lacoste“ genannt, nach dem grünen Markenkrokodil
       – „Krokodil“ war Mnangagwas Spitzname im Befreiungskrieg. Die Gruppe der
       Jungen nennt sich „Generation 40“, eine Anspielung auf ihr gefühltes Alter.
       
       Die Armeespitze ist Teil der alten Garde. General Chiwenga hatte schon im
       Juni Jonathan Moyo als „Staatsfeind“ bezeichnet, der „Unsinn kotzt“. Auf
       Kritik von Grace Mugabe antwortete Chiwenga, er habe keine Zeit, sich mit
       „hyperaktiven Nullen“ auseinanderzusetzen. Seitdem verlangt die First Lady
       Chiwengas Kopf, und der General grollt. Präsident Mugabe schickte ihn extra
       auf Dienstreise nach China, bevor er Mnangagwa am 6. November entließ –
       Auftakt einer Säuberungswelle, die schon rund 100 Kader aus der Partei
       gespült hat.
       
       Der geschasste Vize floh auf dem Landweg nach Mosambik, wo früher Simbabwes
       Zanu-Guerilla ihre Untergrundbasen hatte, und weiter nach Südafrika. Dort
       findet er Unterstützung bei der Opposition: Julius Malema, Führer der
       linkspopulistischen Economic Freedom Fighters (EFF), der dem in Südafrika
       regierenden ANC Verrat an den eigenen Idealen vorwirft, hat sich auf
       Mnangagwas Seite geschlagen, während die beiden Staatschefs Robert Mugabe
       und Jacob Zuma zusammenhalten.
       
       Der Machtkampf in Simbabwe ist nun also nicht nur um eine militärische,
       sondern auch um eine südafrikanische Komponente reicher geworden. Am
       Dienstagnachmittag wurden unübliche Truppenbewegungen aus Harare gemeldet.
       
       14 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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