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       # taz.de -- Berliner Debatte um David-Bowie-Straße: You are no hero, not now, not ever
       
       > Die Hauptstraße in Berlin-Schöneberg soll in David-Bowie-Straße umbenannt
       > werden. Dass er Sex mit Minderjährigen hatte, wird verschwiegen.
       
   IMG Bild: Braucht es wirklich eine David-Bowie-Straße in Berlin?
       
       15.000 Unterschriften. So viele Menschen wünschen sich in Berlin eine David
       Bowie Straße. Kein Wunder: Zwei seiner bedeutendsten Jahre hat Bowie in
       Berlin verbracht. Von 1976 bis 1978 lebte er in der Schöneberger
       Hauptstraße 155. Dort entstand unter anderem sein großer Hit „Heroes“.
       Mittlerweile hängt an dem Haus eine Gedenktafel.
       
       Nun fordern eben jene 15.000 in einer Petition, die dem regierenden
       Bürgermeister Michael Müller (SPD) und dem Kultursenatoren Klaus Lederer
       (Die Linke) übergeben wurde, die Hauptstraße nach David Bowie umzubennenen.
       
       Gestartet wurde die Petition von Bowie-Fan Astrid Knauer, die damit auch
       eine Diskussion im Forum Schöneberg am vergangenen Montag anstieß. „Den
       Befürworter*innen geht es darum, eine Straße nach einem bisexuellen Mann zu
       nennen“, sagt die Grünen-Abgeordnete Catherina Pieroth-Manelli, die bei der
       Diskussion dabei war. Die Gegner*innen hätten vor allem auf die praktischen
       Schwierigkeiten hingewiesen, wie zum Beispiel auf die Kosten und die
       bürokratische Belastung, die eine Adressenänderung mit sich bringt.
       
       Nun ist es ein gutes Anliegen, Straßen auch nach Personen zu benennen, die
       wie Bowie nicht der klassischen Heteronorm entsprechen. Ein Exzentriker,
       der mit den Geschlechtern spielte, das könnte doch tatsächlich ein
       progressiver Namensgeber sein. Nur gibt es bei Bowie ein anderes Problem:
       Er nutzte seinen Status und seine Bekanntheit für Sex mit Minderjährigen.
       
       2015 berichtete Lori Mattix, Groupie von David Bowie, stolz in einem
       Interview, wie sie als 15-jährige Sex mit Bowie hatte. Er sei damals 26
       gewesen. Sie sei mit einer Freundin, die genauso alt war wie sie, in sein
       Hotelzimmer in Beverly Hilton gegangen, wo Bowie zuerst mit Lori, und dann
       mit ihr und ihrer Freundin zusammen Sex hatte. Mit zwei 15-jährigen
       Mädchen! Auch schon damals in Kalifornien war das Mündigkeitsalter 18.
       
       Es mag sein, dass Mattix das für eine schöne Erinnerung hält. Das ändert
       nichts daran, dass die beiden minderjährig waren, auch wenn es nicht zu
       einer Anzeige kommt. Wenn Bowie zu diesem Zeitpunkt minderjährig gewesen
       wäre, hätten wir nicht darüber diskutieren müssen. Aber beim Sex zwischen
       Minderjährigen und Volljährigen gibt es keine Einvernehmlichkeit. Er ist
       illegal, jedenfalls damals in Kalifornien.
       
       David Bowie zögerte nicht, seine Macht und Position als berühmter Künstler
       auszunutzen, um illegalen Sex mit Minderjährigen zu haben – selbst wenn der
       Akt als einvernehmlich verstanden werden könnte, weil Lori keine Reue
       ausspricht.
       
       Wenn Hollywood nun Kevin Spacey aus einem Kinofilm rausschneidet, weil
       mehrere Männer behaupten, von ihm belästigt worden zu sein. Wenn der Name
       Harvey Weinstein aus Abspännen von Filmen gelöscht wird, weil er Frauen
       begrapscht, belästigt und vergewaltigt haben soll, dann sollte in Berlin
       die Frage erlaubt sein, ob die Stadt wirklich eine Straße braucht, die nach
       jemanden benannt ist, der Sex mit Minderjährigen hatte.
       
       16 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sibel Schick
       
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