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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Schnelle Ankunft statt saurem Advent
       
       > Besinnlich … wird's nicht: Im HKW wird über die Zukunft der Berlinale
       > gestritten, die Bahn will ganz schnell sein. Und Edmund Stoiber kommt
       > auch vor.
       
   IMG Bild: Sie sucht den Nachfolger von Berlinale-Chef Kosslick aus: Monika Grütters auf dem Roten Teppich
       
       Die erste Woche Vorweihnachtsbrimborium, und Sie sind schon drüber? Bereits
       jede Menge selbsternannte „romantische Weihnachtsmärkte“ trotz teuren
       Glühweinfusels frierend abgeklappert? Die Adventskalender der Kinder
       vollgepackt mit biodynamisch gezogenen gesunden Saurigkeiten? Willkommen
       hier in der adventsfreien Zone. Denn noch sind es mehr als zwei Wochen bis
       zum 24. – und wenn dann die Glocken so süß wie nie dingeln, reicht das ja
       immer noch.
       
       Ziemlich sauer war in den letzten Tagen Dieter Kosslick. Der schwäbelnde
       Berlinale-Direktor ist nur noch bis Mai 2019 im Amt, er würde aber – dem
       Vernehmen nach – gern den Filmfestspielen erhalten bleiben. Jede Menge
       deutscher Regisseure sehen das anders. Sie haben einen Brief geschrieben,
       in dem sie eine Findungskommission fordern, und um ganz sicher zu gehen,
       sogar eine internationale. Ein offener Affront gegen Kosslick, der sich
       gern seiner Verdienste gerade um den deutschen Film rühmt.
       
       Mit besonderer Spannung wird deswegen die Podiumsdiskussion „Filmfestivals
       heute“ am Montagabend im Haus der Kulturen der Welt (HKW) erwartet. Daran
       wird unter anderem Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilnehmen.
       Der Bund finanziert die Berlinale, und Grütters ist es letztlich, die über
       die Neubesetzung entscheiden muss. Ab 18 Uhr beginnt dieses sicherlich
       besinnliche Vorsingen.
       
       ## Wer sich traut, fragt nach
       
       Bleiben wir doch gleich in der Schwangeren Auster, wie das HKW – oder
       besser: dessen Gebäude – auch genannt wird. Seit einigen Jahren schon macht
       Intendant Bernd Scherer da ein mehr als ambitioniertes Programm. Alte Hasen
       der Berliner Kulturszene geben relativ offen zu, dass sie nicht verstehen,
       was sich inhaltlich hinter den für die Ausstellungen gewählten Titeln wie
       „Parapolitik“ oder „Ape Culture“ verbirgt. Wer sich traut nachzufragen,
       kann dies am Mittwoch tun: Dann stellt Scherer ab 11 Uhr sein HKW-Programm
       für 2018 vor.
       
       In dieser Woche beginnt auch ein neues Zeitalter für die Deutsche Bahn: Zum
       Fahrplanwechsel am Sonntag wird die „Schnellfahrstrecke“ nach München
       eingeweiht. In vier Stunden soll man nun von Berlin nach München kommen.
       Das ist flotter als mit jedem Flugzeug, weil man sich ja nicht mehr – wie
       Edmund Stoiber (CSU) einst radebrechte – mit einem Transrapid, der weder in
       München noch Berlin trotz aller Planungen verwirklicht wurde, vom oder zum
       Flughafen (der vielleicht nie eröffnet wird) durchschlagen muss.
       
       Dieser Satz war so verworren, dass er nur noch durch das Original, also das
       von Stoiber, zu toppen ist: „Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München … mit
       zehn Minuten, ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann
       starten Sie im Grunde genommen am Flughafen … am … am Hauptbahnhof in
       München starten Sie Ihren Flug. Zehn Minuten. […]“
       
       Was wir aber eigentlich sagen wollten: Am Freitag feiert die Bahn vorab an
       vielen Bahnhöfen entlang der neuen Schnellfahrstrecke. Gegen 16.15 Uhr ist
       mit der „Paralleleinfahrt der beiden Sonderzüge“ ein besonderes Highlight
       geplant im Berliner Hauptbahnhof. Dieses Advent (lat. für Ankommen) im
       wörtlichen Sinne feiert dann sogar die Bundeskanzlerin mit. Bert Schulz
       
       4 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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