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       # taz.de -- Koalitionsvertrag in Niedersachsen: Groko will überwachen
       
       > Die Sicherheitspolitik von SPD und CDU in Niedersachsen wird
       > restriktiver. Asylsuchende sollen effizienter abgeschoben werden.
       
   IMG Bild: Mehr Überwachung, besser Abschieben: Groko in Niedersachsen.
       
       Hannover taz | Die Politik in Niedersachsen wird konservativer. Das war in
       einer großen Koalition nicht anders zu erwarten, aber der 138-seitige
       Koalitionsvertrag trägt gerade in der Sicherheitspolitik an vielen Stellen
       die Handschrift der CDU – oder zumindest einer von den Grünen befreiten
       SPD.
       
       Schon Anfang 2018 wollen die Neu-Koalitionäre eine Novelle des
       Polizeigesetzes in den Landtag einbringen. Darin sollen elektronische
       Fußfesseln und Online-Durchsuchungen geregelt werden. In anderen
       Bundesländern gab es über Staats-Trojaner, also das Hacken von Computern
       durch deutsche Behörden, schon heftige Debatten. Das Wort Trojaner steht im
       Koalitionsvertrag allerdings nicht. [1][(Download hier)]
       
       Verschärft wird zudem die Präventivhaft für Gefährder. Statt bisher zehn
       Tage sollen Menschen, die noch keine Straftat begangen haben, in Zukunft
       bis zu zweieinhalb Monate in Haft bleiben dürfen. Über die Präventivhaft
       muss ein Richter entscheiden. Sie soll zunächst 30 Tage dauern und kann
       dann zweimal von einem Gericht verlängert werden. Die CDU hatte im
       Wahlkampf bis zu 18 Monate Haft ohne Anklage gefordert.
       
       Wer bei Demonstrationen in Niedersachsen sein Gesicht verhüllt, begeht in
       Zukunft wieder eine Straftat. Unter Rot-Grün war die Vermummung nur eine
       Ordnungswidrigkeit.
       
       Zudem soll die Videoüberwachung an „Kriminalitätsschwerpunkten“ ausgeweitet
       werden – allerdings nicht nur die gewöhnliche: „Die intelligente
       Videoüberwachung kann eine Weiterentwicklung darstellen.“
       
       Die niedersächsische Landesdatenschutzbehörde sieht die biometrische
       Gesichtserkennung, wie sie gerade in einem Modellversuch in Berlin getestet
       wird, kritisch: „Es ist damit möglich, Personen zu identifizieren, die
       keine Verbrechen begangen haben“, sagt Behördensprecher Jens Thurow. „Auch
       deren Daten werden abgeglichen und gespeichert.“
       
       Die Koalition will zudem Videoaufnahmen ohne Ton in Gewahrsamszellen
       möglich machen und eine Rechtsgrundlage für die bereits von Innenminister
       Boris Pistorius (SPD) bestellten 500 Bodycams für Polizisten schaffen.
       Zudem stocken SPD und CDU die Polizei um bis zu 3.000 Stellen auf. Auch der
       Verfassungsschutz soll gestärkt werden.
       
       Einen härteren Kurs wünschen sich die beiden Parteien bei der Asylpolitik.
       „Die Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen mit dauerhafter
       Bleibeperspektive werden wir fördern“, heißt es im Koalitionsvertrag. Alle
       anderen sollen effizienter abgeschoben werden. „Kurzfristige realisierbare
       Abschiebungen“ sollen künftig direkt aus der Erstaufnahmeeinrichtung
       möglich sein.
       
       Die Koalition will außerdem der Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere
       Herkunftsländer im Bundesrat zustimmen. In der vergangenen
       Legislaturperiode hatte sich Niedersachsen enthalten. Das macht die Gruppe
       der Menschen, die kaum eine Chance auf eine Aufenthaltserlaubnis haben,
       noch größer.
       
       Abschieben wollen SPD und CDU auch Menschen, „die ihnen angebotene und
       zumutbare Integrationsleistungen“ nicht angenommen haben.
       
       17 Nov 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://cdu-niedersachsen.de/koalitionsvertrag/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Scharpen
       
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