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       # taz.de -- Kommentar polnische NS-Opfer: Alle gehören einbezogen
       
       > Errichtet werden soll ein Denkmal für alle polnischen NS-Opfer. Dabei
       > geht es gerade nicht darum, nur „ethnischer Polen“ zu gedenken.
       
   IMG Bild: Die Autorin plädiert dafür, eine Trennung in „wahre Polen“ und „die Anderen“ unbedingt zu vermeiden
       
       Polnische Opfer des Nationalsozialismus spielten im deutschen
       Erinnerungsdiskurs bislang kaum eine Rolle. Eine Diskussion darüber, wie
       diese Leerstelle gefüllt werden kann, ist sehr zu begrüßen und entspricht
       ganz den Zielen der Initiative zur Errichtung eines entsprechenden
       Denkmals. Polemiken bleiben dabei nicht aus. Als solche ist die Meinung
       Stephan Lehnstaedts in der taz vom 7. Dezember zu verstehen, der
       behauptet, den Initiatoren ginge es um ein Denkmal „nur für ethnische
       Polen“.
       
       Dies steht nicht in dem Aufruf, im Gegenteil. Es geht gerade nicht darum,
       das Andenken an die polnischen Juden geschichtspolitisch zugunsten eines
       Gedenkens an nichtjüdische Polen zu „entsorgen“, sondern darum, in
       Deutschland aller Opfer der Besetzung in Polen zu gedenken und das
       Bewusstsein dafür zu schärfen, dass dazu auch nichtjüdische Polen gehören.
       
       Ohnehin lassen sich diese Gruppen nicht klar voneinander scheiden, haben
       sich doch Juden in Polen auch mit Polen identifiziert, sie sind als Polen
       und als Juden ermordet worden. Es kann kaum eine Aufgabe sein, dies
       erinnerungspolitisch zu trennen; genauso wenig, wie es eine
       deutsch-polnische Geschichte ohne jüdische Geschichte geben kann.
       
       Befremdlich mutet es daher an, der Initiative zu unterstellen, sie hätte
       ein Denkmal für die „wahren“ Polen im Sinn. Damit rückt Lehnstaedt den
       Unterstützerkreis in die Nähe nationalistischer und antisemitischer Kreise
       in Polen, die eine solche Trennung in „wahre“ Polen (sprich: katholische,
       nationalpolnische, heterosexuelle Männer und Frauen) und die „Anderen“
       (sprich: Juden, Feminist*innen, Homosexuelle, Linke) vornehmen.
       
       Von solchen Konzepten ist der Unterstützerkreis meilenweit entfernt. Es
       geht um das überfällige Sprechen über polnische Opfer der
       nationalsozialistischen Besetzung. Ein Gespräch, das die Opfergruppen nicht
       voneinander trennt, aber auch die Unterschiede des Verfolgungskontextes
       nicht vernachlässigt.
       
       12 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Steffen
       
       ## TAGS
       
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