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       # taz.de -- Nachwahl für den US-Senat: Sweet Home Alabama
       
       > Donald Trump unterstützt seinen Parteifreund Roy Moore. Der umstrittene
       > Politiker soll in Alabama mehrere Jugendliche sexuell belästigt haben.
       
   IMG Bild: Roy Moore am 12. Dezember in Midland City, Alabama
       
       New York taz | „Go, go, go“, rief Donald Trump am Wochenende den
       WählerInnen im US-Bundesstaat Alabama zu, „geht wählen und stimmt für Roy
       Moore.“ Drei Tage vor den Nachwahlen für den Senat in dem Südstaat legte
       sich der Präsident damit noch stärker für den republikanischen Kandidaten
       ins Zeug, dem neun Frauen vorwerfen, dass er sie sexuell belästigt hat, als
       sie Teenager waren. Die Jüngste von ihnen war zur Tatzeit 14. Aber Trump
       bezeichnet Moore als Garanten dafür, dass „Amerika wieder groß“ werde.
       
       Trump hielt sein Meeting in Pensacola, Florida ab. Der Präsident hatte
       ursprünglich den etwas moderateren Republikaner Luther Strange als
       Kandidaten favorisiert. Doch Moore ging bei der parteiinternen Vorwahl mit
       der Rückendeckung des Vordenkers der radikalen Rechten und ehemaligen
       „Chefstrategen“ im Weißen Haus, Stephen Bannon, ins Rennen und setzte sich
       durch.
       
       Erst wollte Trump sich aus dem Wahlkampf zurückziehen. Doch je stärker
       Moore abstürzte, desto energischer mischte Trump sich ein. Am Wochenende
       hielt der Präsident nicht nur das Meeting in Florida ab, sondern sprach
       auch einen Wahlaufruf auf Band. Am Montag sollte diese Unterstützung für
       Moore als „Robocall“ – automatisierter Telefonanruf – direkt in die
       Haushalte der WählerInnen in Alabama gehen.
       
       Bei den Nachwahlen in dem kleinen Bundesstaat an diesem Dienstag steht die
       Handlungsfähigkeit der Republikaner in Washington auf dem Spiel. Sollte
       Moore verlieren, hätten sie im Senat nur noch eine hauchdünne Mehrheit von
       51 zu 49 Stimmen. Ausgeschlossen ist das nicht. Moores Gegenkandidat Doug
       Jones ist der erste Demokrat seit Jahrzehnten, der bei Senatswahlen in
       Alabama eine Chance hat. Der Jurist Jones brachte als Staatsanwalt
       Mitglieder des Ku-Klux-Klans ins Gefängnis, die an dem Attentat auf eine
       afroamerikanische baptistische Kirche in Birmingham 1963 mit vier Toten
       beteiligt gewesen waren.
       
       ## Hausverbot im Einkaufszentrum
       
       Moore ist in jeder Hinsicht radikal. Er bekämpft das Recht auf Abtreibung,
       bestreitet die Rechte der LGBT-Community und er verweist auf die Zeit der
       Sklaverei, um zu erklären, wann „Amerika zuletzt groß“ war. Damals, so
       Moore, „haben die Familien trotz der Sklaverei zusammengehalten“. Doch in
       Alabama eckte er erst an, als Frauen, die 40 Jahre lang geschwiegen hatten,
       gegenüber der Washington Post über seine Belästigung auspackten.
       
       Nachdem einige von ihnen, darunter Trump-Wählerinnen, Interviews gegeben
       hatten, setzte in Alabama ein Erinnerungsprozess ein, der zeigt, wie viele
       von Moores’ Umtrieben wussten. Zeitzeugen berichten, dass der damals Anfang
       30-jährige Richter Moore jungen Mädchen nachstellte. Unter anderem durfte
       er sich deswegen dem Einkaufszentrum von Gadsden, Treffpunkt von jungen
       Leuten, nicht nähern.
       
       Moore hat sämtliche Vorwürfe bestritten. Aber seine Darstellungen änderten
       sich im Laufe der Zeit. Trump und andere Republikaner versuchten
       unterdessen, die Glaubwürdigkeit der Opfer zu zerstören. Zugleich starteten
       sie Ablenkungsmanöver und versuchten, die Aufmerksamkeit auf die sexuellen
       Umtriebe von Demokraten im Kongress umzulenken.
       
       ## „Er ist untauglich für das Amt“
       
       Dennoch glauben zahlreiche Republikaner den Opfern. „Ich sehe keinen
       Anlass, den Frauen nicht zu glauben“, sagte die republikanische
       Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey. Freilich hält ihr Vertrauen die
       Gouverneurin nicht davon ab, Moore zu wählen.
       
       Der zweite Senator des Bundesstaates, Richard Shelby, ist einer von wenigen
       Republikanern, der öffentlich erklärt hat, dass er nicht für Moore stimmt.
       Doch auch Shelby brachte nicht den Mut auf, zur Wahl des Demokraten Jones
       aufzurufen. In Alabama können Republikaner, die zur Wahl einer anderen
       Partei aufrufen, ihr Recht auf künftige Kandidaturen einbüßen.
       
       Die Demokratische Partei in Alabama hat ihren Wahlkampf komplett darauf
       konzentriert, Moore zu stoppen. Ihr Hauptslogan: „Er ist untauglich für das
       Amt.“
       
       12 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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