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       # taz.de -- Nach Regionalwahlen auf Korsika: Neue Stärke für Nationalisten
       
       > Die korsische Pè a Corsica erhält 56,5 Prozent der Stimmen. Die Regierung
       > in Paris kann Forderungen der Partei nun nicht länger ignorieren.
       
   IMG Bild: Gilles Simeoni, Spitzenkandidat der Wahlsieger-Liste
       
       Paris taz | Die Nationalisten haben bei den Regionalwahlen auf Korsika
       einen Sieg errungen. Mit 56,5 Prozent der Stimmen hat die Liste Pè a
       Corsica (Für Korsika), eine Allianz der korsischen Autonomisten und
       Separatisten, im zweiten Wahlgang 41 der 63 Sitze und damit eine klare
       Regierungsmehrheit in der Territorialversammlung erobert. Eine Liste
       rechter Regionalisten errang mit 18,7 Prozent weitere 8 Sitze, gefolgt vom
       lokalen Ableger der Macron-Partei „En marche“ mit 13,2 Prozent. Die
       konservativen Les Républicains kamen auf 11,5 Prozent. Einzig die hohe
       Nichtwählerquote von 48 Prozent konnte die Freude der Wahlsieger etwas
       trüben.
       
       In Bastia und Ajaccio haben die korsischen Nationalisten dessen ungeachtet
       ihren historischen Wahlsieg gefeiert. Nie zuvor waren sie in einer solchen
       Position der Stärke: Sie betrachten das „Plebiszit“ der Regionalwahlen als
       Verhandlungsangebot an die Regierung in Paris, die korsische Forderungen
       nun nicht mehr ignorieren könne.
       
       Frankreichs Premier Edouard Philippe hat in einem Telefonat bereits
       erklärt, er sei bereit, den designierten Vorsitzenden von Korsika, Gilles
       Simeoni, in Paris zu Gesprächen zu empfangen. Man werde auf Wünsche
       eingehen – sofern diese im Rahmen der Verfassung und der Grundwerte der
       Republik blieben.
       
       Doch das ist der springende Punkt: Die Korsen haben drei Forderungen, die
       aus Pariser Sicht inakzeptabel sind. Erstens die Anerkennung des Korsischen
       als parallele Amtssprache auf der Mittelmeerinsel, zweitens eine
       fünfjährige Residenz auf Korsika als Voraussetzung für Haus- oder
       Grundstückskäufe zum Kampf gegen die Immobilienspekulation. Die dritte
       Bedingung ist die Freilassung der auf dem französischen Festland
       inhaftierten „politischen Gefangenen“.
       
       ## Schon Sprachforderung geht Paris zu weit
       
       Weil aber in der Verfassung steht, Französisch sei die einzige Sprache der
       Republik, geht schon die offizielle Anerkennung der korsischen Sprache für
       Paris zu weit. Ebenso wenig wäre es mit dem Gebot der Gleichheit aller
       Staatsangehörigen vereinbar, den Korsen eine Art Vorkaufsrecht auf ihrer
       Insel zu gewähren. Und die erwähnten „politischen Gefangenen“ sind aus der
       Sicht der Justiz wegen Delikten verurteilt, die eine Amnestie ausschließen.
       
       Simeoni will nun erreichen, dass die Regierung über ihren Schatten springt.
       „Noch nie war das Klima für eine friedliche Beilegung der Konflikte so
       günstig“, sagte er der Zeitung Libération. Die wichtigste Untergrundgruppe
       FLNC habe die Waffen im Kampf um ein autonomes Korsika 2014 niedergelegt;
       zudem seien die Unabhängigkeitsbefürworter bereit, ihre Ziele um zehn Jahre
       zu vertagen. „Wenn die Regierung die ausgestreckte Hand ausschlägt, muss
       sie die Konsequenzen tragen“, erklärte Simeoni.
       
       11 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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