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       # taz.de -- Kita-Finanzierung neu verhandelt: Mehr Geld für Kita-Betreiber
       
       > Die Zuschüsse vom Land sollen bis 2021 auf 95 Prozent steigen.
       > Paritätischer und Gewerkschaft fordern komplette Abschaffung des
       > Träger-Eigenanteils.
       
   IMG Bild: Ihm ist es egal, wer was bezahlt: Kleinkind in einer Kita
       
       Berlins Kitas sollen mehr Geld aus dem Landeshaushalt bekommen: Bis 2021
       werde der Kostenanteil, den die Träger selbst tragen müssen, von derzeit 7
       auf 5 Prozent reduziert. Das handelten nach taz-Informationen
       Trägerverbände mit der Senatsbildungsverwaltung aus. Offiziell soll das
       Ergebnis erst in der nächsten Woche bekannt gegeben werden, „es ist also
       noch nicht ganz fix“, wie Roland Kern vom Dachverband der Berliner Kinder-
       und Schülerläden bestätigte. Im Daks sind 600 Träger von 700 Kinderläden
       organisiert.
       
       Das Ergebnis sei „ein Schritt in die richtige Richtung, wenn er auch
       kleiner ausfällt, als erhofft“, so Kern weiter. Tatsächlich ist das Thema
       Kita-Finanzierung eine leidige Problematik: Nur 93 Prozent ihrer Kosten
       bekommen Kita-Betreiber vom Land – den Rest müssen sie selbst
       erwirtschaften. Nun funktioniert aber eine Kita nicht wie eine Firma: Sie
       soll kein Einnahmen erwirtschaften, sondern den staatlichen Rechtsanspruch
       auf eine Kinderbetreuung gewährleisten, den Eltern seit 2013 haben.
       
       Davon abgesehen gibt es auch nichts, womit die Kitas Gewinne erwirtschaften
       könnten – die Elternbeiträge, die ohnehin ab dem kommenden Jahr komplett
       abgeschafft sind, sind bereits in den 93 Prozent Landesmitteln enthalten.
       Und bei den freiwilligen Elternbeiträgen für Frühenglisch, Musik oder einen
       besseren Personalschlüssel – zumindest eine theoretische Geldquelle – soll
       es nicht von ungefähr ab August 2018 eine Obergrenze geben, die die
       Senatsbildungsverwaltung derzeit noch mit den Kita-Trägern aushandelt: In
       der Vergangenheit hatten Kitas für Schlagzeilen gesorgt, die mehrere
       Hundert Euro pro Monat für Extras verlangten und weniger zahlungskräftige
       Eltern damit unter Druck setzten.
       
       Für gewöhnlich versuchen die Kitas aber, die 7 Prozent irgendwo
       einzusparen. Kleine freie Träger von Kinderläden knapsen häufig an der
       ihnen zustehende Verwaltungsstelle. Ein Faktor seien auch Eltern, die
       ehrenamtlich putzen oder kochen, sagt Daks-Sprecher Kern. Größere Träger
       gehen auch umstrittene Kooperationen mit Unternehmen ein, die einen Teil
       der Kita-Plätze finanzieren – dafür aber diese Plätze dann auch für die
       Kinder von MitarbeiterInnen reservieren können. Fröbel e. V., Träger von 24
       Kitas mit 3.500 Plätzen in Berlin, betreibt zum Beispiel eine Kita in einem
       Firmengebäude von Zalando. 80 Prozent der Plätze gehen dafür an
       Mitarbeiterkinder, wie Fröbel-Vorstand Stefan Spieker am Dienstag sagte.
       
       ## Gewerkschaft: „Lohndumping“
       
       Ein weiterer Sparfaktor sind die Gehälter der ErzieherInnen: Freie Träger
       zahlen häufig schlechter als die tariflich gebundenen Eigenbetriebe des
       Landes, was auch die Gewerkschaft GEW immer wieder kritisiert. Da
       ErzieherInnen zugleich Mangelware sind und Tausende Kitaplätze in Berlin
       aus diesem Grund gar nicht angeboten werden können, sei dieses
       „Lohndumping“ äußerst kontraproduktiv, wie die Berliner GEW-Chefin Doreen
       Siebernik in dem Zusammenhang sagte. Die Gewerkschafter hatten deshalb auch
       unlängst mit Blick auf die laufenden Verhandlungen mit dem Senat gefordert,
       den Trägeranteil ganz abzuschaffen.
       
       Gleiches forderte am Dienstag auch der Paritätische Wohlfahrtsverband,
       unter dessen Dach viele freien Kita-Träger organisiert sind. Die Paritäter
       wollen eine auskömmliche Finanzierung der Kitas per Bundesgesetz regeln,
       das die Länder dann in Rahmenverträgen ausgestalten sollen. In jedem Fall
       müsse aber der Trägeranteil abgeschafft werden – der sei mit dem
       bestehenden Rechtsanspruch „unvereinbar“, wie Geschäftsführer Werner Hesse
       betonte.
       
       Vorerst gibt es aber nun aller Voraussicht nach eine Steigerung der
       Landeszuschüsse auf 95 Prozent bis 2021. Eine Sprecherin von
       Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) äußerte sich am Dienstag mit Verweis
       auf die noch laufenden Verhandlungen noch nicht zu dem Ergebnis.
       Daks-Sprecher Kern rechnet damit, dass sich die Reduzierung des
       Trägeranteils pro Jahr, abhängig vom weiteren Ausbau der Kitaplätze, mit
       etwa 6 bis 7 Millionen Euro im Haushalt niederschlagen wird.
       
       12 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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