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       # taz.de -- „Wir machen Schwangerschaftsabbrüche“: Kollegen-Solidarität mit Kristina Hänel
       
       > Mehr als 30 ÄrztInnen fordern: Weg mit Paragraf 219a. Nicht alle passen
       > auf den taz-Titel im Stile des berühmten „Stern“-Covers.
       
   IMG Bild: Den Drohungen der Lebensschützer*innen zum Trotz: ÄrztInnen zeigen Gesicht (Ausschnitt der taz-Titelseite vom 18. November 2017)
       
       BERLIN taz | „Wir haben abgetrieben“ erklärten Frauen 1971 auf dem Cover
       des Stern – als Abtreibungen in Deutschland noch unter Strafe standen. „Wir
       machen Schwangerschaftsabbrüche“ erklären heute mehr als 30 Ärztinnen und
       Ärzte und solidarisieren sich mit ihrer Kollegin Kristina Hänel. Diese
       steht am 24. November in Gießen vor Gericht – [1][weil auf ihrer Webseite
       das Wort „Schwangerschaftsabbruch“ steht].
       
       Laut Paragraf 219a Strafgesetzbuch, der das „Werben“ für
       Schwangerschaftsabbrüche verbietet, ist das eine Straftat. Hänel drohen
       eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Paragraf 219a
       wurde zu einem beliebten Werkzeug für radikale Abtreibungsgegner*innen, die
       mit seiner Hilfe systematisch Ärztinnen und Ärzte anzeigen und
       drangsalieren.
       
       Am Mittwoch haben wir eine Nachricht an Ärztinnen und Ärzte geschrieben und
       gefragt, ob sie sich an einer Titelseite im Stil des Stern-Covers
       beteiligen wollen. Bis Freitagnachmittag hatten mehr Unterstützer*innen
       sich zurückgemeldet, als wir [2][auf der taz-Titelseite] unterbringen
       konnten. Die vollständige Liste veröffentlichen wir deswegen an dieser
       Stelle.
       
       Die unterstützenden Mediziner*innen wehren sich gegen die Kriminalisierung
       von Ärzt*innen. Sie fordern außerdem, dass Frauen in solchen Notlagen
       niedrigschwelligen Zugang zu Informationen brauchen – wie eben durch die
       Webseiten von Ärztinnen und Ärzten. Viele von ihnen haben in der
       Vergangenheit selbst Erfahrung mit Anzeigen, Flugblattkampagnen und anderen
       Einschüchterungsversuchen durch Abtreibungsgegner*innen gemacht. Nicht alle
       von ihnen führen aktuell noch Abbrüche durch. Manche sind schon in Rente.
       Aber alle finden: Paragraf 219a kann so nicht bleiben. Etwa 60 Ärzt*innen,
       die nicht alle selbst Abbrüche durchführen, haben in den vergangenen Tagen
       [3][einen offenen Brief] aufgesetzt.
       
       In einer ähnlichen Aktion [4][erklärten im Jahr 1974 329 Mediziner*innen]
       im Spiegel, Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen zu haben – damals nicht
       nur ein Verstoß gegen den Paragrafen 219a, sondern auch gegen Paragraf 218.
       Abtreibungen waren damals wie heute eine Straftat, damals aber noch nicht
       straffrei.
       
       Bislang bietet allein eine [5][österreichische Webseite] Frauen frei
       zugängliche sachliche Information über Ärzt*innen in Deutschland, die
       Abbrüche vornehmen. Würden diese die Information auf ihre eigenen Webseiten
       stellen, würden sie sich nach deutschem Recht strafbar machen.
       
       Wenn auch Sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen oder durchgeführt haben
       und sich beteiligen wollen, schreiben Sie an [6][wirauch@taz.de]
       
       1) Kristina Hänel, Gießen
       
       2) Lilia Rjasanow, Mainz
       
       3) Maria Beckerman, Köln
       
       4) Eva Waldschütz, Gruiten
       
       5) Oliver Krumm, Offenbach
       
       6) Samuel Fischmann, Offenbach
       
       7) Mura Kastendieck, Bremen
       
       8) Meira Dühlmeyer, Paderborn
       
       9) Ulrich Pape, Berlin
       
       10) Dorothea Schuster, Dresden
       
       11) Claudia Schumann, Northeim
       
       12) Silke Koppermann, Hamburg
       
       13) Doris Tormann, Bielefeld
       
       14) Cosima Vieth, Hamburg
       
       15) Christa Kleinert-Skopnik
       
       16) Viola Hellmann, Dresden
       
       17) Helga Seyler, Hamburg
       
       18) Ingeborg Möller, Hamburg
       
       19) Sigrun Schulze-Stadler, Hamburg
       
       20) Edith Bauer, Bremen
       
       21) Blanka Kothé, Berlin
       
       22) Frauke von Bodelschwingh, Hamburg
       
       23) Jutta Pliefke, Berlin
       
       24) Margret Heider, Bremen
       
       25) Veronika Lang, Berlin
       
       26) Christiane Tennhardt, Berlin
       
       27) Gabriele Halder, Berlin
       
       28) Bettina Gaber, Berlin
       
       29) Christine Mau-Florek, Bad Schwartau
       
       30) Alexander Maucher, Hürth
       
       31) Christine Schwegler, Bremen
       
       32) Katrin Wolf, Berlin
       
       33) Mura Kastendiek, Bremen
       
       34) Ursula Maaßen, Kassel
       
       35) Barbara Dennis, Bremen
       
       36) Julia Bartley, Berlin
       
       37) Ralph Raben, Hamburg
       
       Anm. d. Red.: In der ursprünglichen Version dieses Textes standen unter den
       Ärzt*innen versehentlich auch die Lindlarer Ärztin Elsbeth Saucke. Diese
       führt aber keine Schwangerschaftsabbrüche durch.
       
       17 Nov 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Lebensschuetzer-zeigen-Aerztin-an/!5460708
   DIR [2] https://twitter.com/tazamwe/status/931555035087024128
   DIR [3] https://solidaritaetfuerkristinahaenel.wordpress.com/offener-brief-an-aerztinnen/brief-an-aerztinnen-und-aerzte/
   DIR [4] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41739036.html
   DIR [5] http://abtreibung.at/fur-ungewollt-schwangere/adressen
   DIR [6] /wirauch@taz.de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
   DIR Eiken Bruhn
       
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