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       # taz.de -- Flüchtlinge im Mittelmeer: Mehr als 30 Tote vor Libyen
       
       > Am Samstag starben erneut Menschen beim Versuch, nach Italien zu
       > gelangen. Hunderte wurden zurück in die unmenschlichen Auffanglager in
       > Libyen verbracht.
       
   IMG Bild: Die Leichen der toten Geflüchteten in Tripolis
       
       Tripolis afp | Vor der Küste Libyens sind am Samstag mehr als 30
       Bootsflüchtlinge ertrunken. 60 weitere Insassen des Bootes hätten gerettet
       werden können, teilte die libysche Marine mit. Zudem seien 140 weitere
       Menschen gerettet worden, deren Boot ebenfalls in Seenot geraten war. Zuvor
       hatte die Küstenwache binnen 48 Stunden 600 Migranten gerettet, wie die
       Marine auf ihrer Facebookseite mitteilte.
       
       Libyen ist Transitland für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die über
       das Mittelmeer in die EU gelangen wollen. Sie nehmen den strapaziösen und
       riskanten Weg durch die libysche Wüste auf sich, um über die
       Mittelmeerroute nach Italien zu gelangen.
       
       Die Geretteten wurden anschließend zum Marinestützpunkt nach Tripolis
       gebracht, wo sie Wasser und Nahrung erhielten und medizinisch versorgt
       wurden. In den meisten Fällen kehren sie anschließend in libysche
       Auffanglager zurück, wo sie unter oftmals unmenschlichen Zuständen auf ihre
       Rückführung warten müssen.
       
       Vor kurzem sorgte ein CNN-Video von einer mutmaßlichen Sklavenauktion von
       schwarzafrikanischen Migranten in Libyen für Empörung. Die international
       unterstützte Einheitsregierung kündigte nach der Verbreitung der Aufnahmen
       die Einrichtung einer Ermittlungskommission an und versprach, die
       Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Gleichzeitig aber wies sie
       daraufhin, dass ihr seit dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi im Chaos
       versinkendes Land „Opfer der illegalen Immigration“ sei und nicht ihre
       „Quelle“.
       
       ## Proteste gegen Sklavenhandel
       
       Bereits vor der Veröffentlichung des Videos hatte
       UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein die Zustände in den
       libyschen Auffangslagern angeprangert und die Zusammenarbeit der EU mit der
       Küstenwache als „unmenschlich“ kritisiert.
       
       In mehreren französischen Städten, darunter Lyon und Marseille,
       demonstrierten am Samstag hunderte Menschen gegen den mutmaßlichen
       Sklavenhandel in Libyen. In Paris folgten knapp 300 Menschen dem
       Demonstrationsaufruf der gegen Rassismus kämpfenden Organisation Brigade
       antinégrophobie (BAN). Die Lage der Schwarzafrikaner in Libyen sei ein
       „Horrorfilm“, für den Europa und die USA weitgehend verantwortlich seien,
       erklärte BAN-Sprecher Franco Lollia.
       
       Nach jüngsten UN-Angaben ging die Zahl der Flüchtlinge, die über Libyen
       nach Europa kamen, in den vergangenen Monaten deutlich zurück. Demnach sank
       sie von 11.500 im Monat Juli auf 6.300 im September. Insgesamt zählte die
       UNO von Juli bis September in der EU 21.700 Neuankömmlinge, die von Libyen
       aus die gefährliche Reise über das Mittelmeer angetreten hatten.
       
       26 Nov 2017
       
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