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       # taz.de -- Korruption in Lateinamerika: Sechs Jahre Haft für Ecuadors Vize
       
       > Jorge Glas muss ins Gefängnis, weil er Millionen an Schmiergeld vom
       > brasilianischen Baukonzern Odebrecht kassiert haben soll.
       
   IMG Bild: Jorge Glas (links) während der Gerichtsverhandlung im Gespräch mit seinem Anwalt
       
       Buenos Aires taz | Ecuadors Vizepräsident Jorge Glas bleibt im Gefängnis.
       Am Mittwoch erklärte der Nationale Gerichtshof in Quito den 48-Jährigen der
       Bildung einer kriminellen Vereinigung für schuldig und verurteilte ihn zu
       einer Haftstrafe von sechs Jahren.
       
       Nach Ansicht der Richter habe Glas dem brasilianischen Baukonzern Odebrecht
       öffentliche Aufträge zugeschanzt und dafür Schmiergelder in Millionenhöhe
       erhalten. Deshalb verurteilten sie ihn zudem zu einer Geldstrafe in Höhe
       von 33,3 Millionen Dollar.
       
       Glas sitzt bereits seit Oktober in Untersuchungshaft, nachdem ihn der
       frühere Geschäftsführer der Odebrechtfiliale in Ecuador, José Conceição
       Santos, schwer belastet hatte. Nach Santos’ Aussage war Glas nicht nur
       Mitwisser, sondern Koordinator der Schmiergeldzahlungen. Gegen das Urteil
       kann Glas Berufung einlegen.
       
       Neben Glas wurden sieben weitere Angeklagte zu Haftstrafen von 14 Monaten
       bis zu sechs Jahren verurteilt, darunter auch Glas’ Onkel Ricardo Rivera.
       Nach Angaben der Staatsanwaltschaft habe allein Rivera in den Jahren 2012
       und 2013 fünf Millionen Dollar direkt von Odebrecht und acht Millionen über
       zwischengeschaltete Unternehmen für den Zuschlag bei öffentlichen Bauten
       erhalten.
       
       ## Einen Rücktritt lehnt Glas weiterhin ab
       
       Der Fall Odebrecht erschüttert seit Monaten ganz Lateinamerika. Die
       US-Justizbehörde hatte im Dezember 2016 weltweite Schmiergeldzahlungen des
       brasilianischen Baukonzerns in Höhe von 790 Millionen Dollar öffentlich
       gemacht, von denen mindestens 35,5 Millionen Dollar nach Ecuador geflossen
       sein sollen.
       
       Am 3. August gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass gegen Glas
       Ermittlungen „wegen mutmaßlicher Unterschlagung öffentlicher Gelder“ in
       Zusammenhang mit Verträgen zur Ausbeutung eines Ölfeldes eingeleitet
       wurden. Glas war zur Zeit der Ausschreibungen Minister für strategische
       Projekte des damaligen Präsidenten Rafael Correa.
       
       Ebenfalls am 3. August entzog ihm Präsident Lenín Moreno per Dekret zwar
       alle Funktionen, einen Rücktritt lehnte Glas bisher aber stets ab.
       Entlassen kann der Präsident seinen Vize nicht, da beide gemeinsam gewählt
       sind. Lediglich das Parlament könnte ein Amtsenthebungsverfahren einleiten.
       Dass es dafür keine Mehrheit gibt, liegt am Druck von Expräsident Correa,
       der sich auch nach dem Richterspruch demonstrativ hinter Glas stellte.
       
       Dennoch scheinen Glas’ Tage im Amt gezählt sein. Sollte er Anfang Januar
       noch immer hinter Gittern sitzen, könnte ihn Präsident Moreno wegen einer
       dreimonatigen Abwesenheit im Amt entlassen.
       
       14 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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