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       # taz.de -- Der Berliner Wochenkommentar I: Hass und legitime Kritik
       
       > Antisemitische Hassparolen gehen gar nicht, sagt unsere Autorin. Die
       > Pauschalkritik der Medien an den arabischstämmigen BerlinerInnen jedoch
       > auch nicht.
       
   IMG Bild: Teilnehmer einer Demonstration verbrennen am 10.12.2017 eine selbstgemalte Fahne mit einem Davidstern im Stadtteil Neukölln.
       
       Auch das darf man ruhig mal deutlich sagen: Es gibt eine Menge Arschlöcher
       in Neukölln. Es gibt Menschen, die Menschen mit Migrationshintergrund
       hassen und Einwanderer, die andere Einwanderer oder die Eingeborenen
       verabscheuen. Es gibt Menschen, die sich eine Nazidiktatur wünschen und
       deshalb Gedenksteine stehlen, die an Opfer der Nazidiktatur erinnern, oder
       Autos der Gegner ihrer rechtsradikalen Ideologie anzünden. Es gibt
       Menschen, denen es beim besten Willen nicht gelingen mag, Tätern aus diesem
       rechtsradikalen Milieu auf die Spur zu kommen. Es gibt Männer mit
       Migrationshintergrund, die Frauen mit Migrationshintergrund U-Bahn-Treppen
       hinuntertreten. Es gibt Menschen, die junge Männer nichtdeutscher Herkunft
       auf offener Straße erschießen oder ungestraft erstechen. Es gibt
       Antisemiten und Israelhasser. Aber es gibt auch viele, die sich gegen all
       das einsetzen und engagieren.
       
       Moment: Soll hier etwa relativiert werden? Ja! Wobei eins klar ist:
       antisemitische, israelfeindliche Hassparolen oder das Verbrennen von Fahnen
       anderer Staaten auf Demos wie zuletzt gehen gar nicht. Das kann nicht
       geduldet werden. Aber: Solcher „widerwärtiger Antisemitismus“, wie manche
       Zeitungen schrieben, ist zwar in manchen gesellschaftlichen Gruppen
       erkennbar stärker als in anderen verbreitet, doch er zeichnet ebenso wenig
       wie „die Deutschen“ die palästinensisch- oder gar arabischstämmigen
       BerlinerInnen als Ganze aus. Auch auf den Demonstrationen arabischstämmiger
       Berliner gegen den Beschluss von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als
       Hauptstadt Israels anzuerkennen, forderten Veranstalter und TeilnehmerInnen
       den Verzicht auf solche Aktionen.
       
       Solche Zuschreibungen zu benutzen, um ganze Gruppen, die durch Religion,
       ethnische oder sprachliche Herkunft verbunden sind, zu dämonisieren, dient
       nur dem Zweck, auch ihrer möglicherweise berechtigten Kritik, ihren
       politischen Argumenten gar nicht erst zuhören zu müssen.
       
       16 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alke Wierth
       
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