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       # taz.de -- Dortmunds Stürmer Aubameyang: Ein Mann der Extreme
       
       > Vor dem DFB-Pokalspiel in München verlängert der BVB den Vertrag mit
       > Pierre-Emerick Aubameyang – dank seiner zu eindimensionalen Fähigkeiten.
       
   IMG Bild: Pierre-Emerick Aubameyang wird auch weiterhin in Dortmund auf dem Rasen liegen
       
       Dortmund taz | Ein Hauch von Bitterkeit klingt hinter den kurzen Sätzen
       hervor, die Pierre-Emerick Aubameyang [1][am Montag per Twitter] in die
       Welt sendete, um seine Vertragsverlängerung zu bestätigen. „Es ist schon
       etwas her, seitdem ich meinen Vertrag verlängert habe“, schrieb der Stürmer
       von Borussia Dortmund zwei Tage vor dem großen DFB-Pokal-Spiel beim FC
       Bayern am heutigen Mittwoch, und eine Bitte schickte der 28-Jährige gleich
       mit: „Lasst mich Musik hören! Besser als Zeitungen lesen.“
       
       Aubameyang, der am Montag wegen muskulärer Probleme im Training fehlte, in
       München aber spielen kann, hat seinen ursprünglich bis 2020 befristeten
       Vertrag um eine weitere Saison ausgeweitet, mutmaßlich gegen eine
       stattliche Gehaltsaufbesserung, für die die Verantwortlichen in der
       Dortmunder Chefetage sich im Gegenzug nicht nur viele Tore, sondern endlich
       auch Ruhe erhoffen. Besonders stolz scheint der Stürmer aber nicht auf den
       neuen Kontrakt zu sein, sonst hätte er die Information sicher schon früher
       gepostet, statt sie erst nach einer Bemerkung von Sportdirektor Michael
       Zorc zu bestätigen.
       
       Natürlich ist Aubameyang nicht wirklich glücklich mit dem Verlauf der
       Dinge, denn die Entscheidung für den BVB heißt auch: Der Traum vom Wechsel
       zu einem der zwei, drei allergrößten Klubs des Planeten, mit dem Aubameyang
       in fast jedem Transferfenster kokettiert, wird ein Traum bleiben. Zu
       bekannt sind jenseits der weiterhin imposanten Torquote die Schwächen in
       seinem Spiel.
       
       Zu deutlich konnte die Welt in den vergangenen Wochen sehen, was
       aufmerksame Beobachter in Dortmund sich schon länger zuraunen: Aubameyang
       ist zwar ein unfassbar guter Strafraumspieler, ein Virtuose in jenem engen
       Raum zwischen Elfmeterpunkt und Torlinie, 19 Pflichtspieltreffer sind ihm
       auch in der laufenden Saison schon gelungen. In der Beherrschung der
       meisten anderen Stürmerfertigkeiten gehört er dagegen nicht zur Weltklasse.
       Nie war das so deutlich sichtbar wie in den Monaten mit dem vor zehn Tagen
       entlassenen Trainer Peter Bosz.
       
       ## Raum und Kraft fehlten
       
       Am Wochenende nach dem Sieg gegen 1899 Hoffenheim, zu dem Aubameyang einen
       Elfmetertreffer beisteuerte, sagte der Kollege Sokratis: „Dadurch, dass wir
       jetzt ein bisschen defensiver stehen, wird es für Auba leichter, seine
       Schnelligkeit auszuspielen.“ Das ermüdende Pressingspiel unter Bosz, in
       dessen Folge dem rasend schnellen Angreifer nicht nur der Raum, sondern
       auch die Kraft für seine Tempoläufe fehlte, behagte ihm nicht. Wenn er kein
       Tempo hat, wirkt er hilflos, hüftsteif. Aus dem Stand spielt er kaum einmal
       einen guten Pass, setzt sie nie im Eins-gegen-eins durch und verliert sehr
       oft den Ball.
       
       Spektakulär ist eine Statistik, die zeigt, wie eindimensional dieser
       Fußballer ist. Von seinen 98 Bundesligatreffern hat er 97 innerhalb des
       Strafraums erzielt. Andererseits war er in der vorigen Saison der erste
       Spieler seit Gerd Müller 1972, der mehr als 30 Treffer in einer Saison
       erzielte. Aubameyang ist ein Mann der Extreme, und das lebt er auch.
       
       Immer wieder haben die Dortmunder Verantwortlichen den „professionellen
       Lebensstil“ gelobt, er trinkt nicht, es gibt auch keine Geschichten über
       wilde Partynächte, nur ein paar unerlaubte Shoppingtouren nach Mailand und
       Paris im Privatjet hat er sich gegönnt, was der Leistung genauso wenig
       abträglich ist wie die Verspätungen beim Training. „Er ist extravagant und
       ein bunter Vogel, das tut einer Stadt wie Dortmund auch mal ganz gut“,
       sagte Zorc jüngst, aber „wir haben ein Problem, das ist Pünktlichkeit.“
       
       Zwei Mal war Aubameyang wegen seiner kleinen Eskapaden schon suspendiert,
       doch härtere Maßnahmen sind kaum möglich. Entsprechende Schlagzeilen würden
       das Gesamtklima belasten, den Transferwert mindern, die Wechselbereitschaft
       steigern und natürlich braucht der BVB seinen besten Stürmer.
       
       Den Dortmundern würde es im Moment schon reichen, wenn Aubameyang
       entscheidend zu einem Sieg beim FC Bayern im DFB-Pokal beiträgt.
       
       20 Dec 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Aubameyang7/status/942710895028965376
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Theweleit
       
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