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       # taz.de -- taz-adventskalender (7): Die Eisbrecherin
       
       > Der Adventskalender präsentiert BerlinerInnen, die für etwas brennen.
       > Hinter Türchen 7: Eva Quistorp, Ex-Grüne und Trägerin des
       > Bundesverdienstkreuzes.
       
   IMG Bild: Sowas von gestern: Nikoläuse
       
       Sie werde, meint Eva Quistorp, in Würde dies kleine Kreuz tragen, klein im
       Vergleich zu den anderen Kreuzen im Leben. Sie meint das
       Bundesverdienstkreuz am Bande. Am Donnerstag wird es ihr verliehen – auf
       ihre Bitte hin in der Heinrich-Böll-Stiftung, der Stiftung der Grünen.
       
       Quistorp, aus einer Theologenfamilie stammend, die in der Nazizeit zur
       bekennenden Kirche gehörte, hat die Grünen mitgegründet. Sie war die
       temperamentvolle, streitbare Frau mit den langen, roten Haaren, die von
       Fotografen gerne ins Bild gesetzt wurde. Geboren 1945, wurde sie Teil der
       68er Studentenbewegung, Rudi Dutschke war ein Weggefährte.
       
       Später engagierte sich Quistorp in der Anti-Atom-, der Friedens-, der
       Frauenbewegung, überhaupt in allen Aufbruchsbewegungen der 70er und 80er
       Jahre. Sie war eine derjenigen, die vorne mitdemonstrierten, mitkämpften –
       für ein gutes Leben, für Integration, gegen unbeherrschbare Technologie,
       gegen Kriegstreiberei. Sie dachte alles grenzüberschreitend. In der
       weltweiten Friedens- Umwelt- und Menschenrechtsszene ist sie bekannter als
       hier.
       
       All das macht die Leistung von Eva Quistorp noch nicht greifbar. Warum sie
       gewürdigt wird: Weil sie früh erkannt hat, dass Menschen Veränderungen
       eigentlich scheuen. Mit einer Beharrlichkeit, die manche als Anmaßung
       empfanden, hat sie sich immer gegen die Bequemlichkeit des Bestehenden
       gestellt – sei es bei den Grünen oder beim Koordinierungsausschuss der
       Friedensbewegung, deren Geschäftsführerin sie sechs Jahre war.
       Ehrenamtlich. Gelebt hat sie von Arbeitslosengeld.
       
       Eine Frontfrau also – diese Bezeichnung jedoch kann sie nicht annehmen.
       „Ich war Basisfrau, Eisbrecherin. Später Netzwerkerin.“ Von 1989 bis 1994
       war sie Abgeordnete im Europaparlament. Eine Zeit der Erschütterungen:
       Mauerfall, deutsche Einheit, Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens, der
       Golfkrieg. Die entschiedene Pazifistin fordert als eine der Ersten nicht
       nur, dass Vergewaltigung im Krieg als Kriegsverbrechen eingestuft wird,
       sondern auch, dass die UNO militärisch in Bosnien eingreift, um die Lager
       und Sarajevo zu befreien. Das nehmen ihr viele übel. Es beendet ihre
       Karriere bei den Grünen, nimmt ihr die Plattform, um Veränderungen auf
       politischem Parkett zu gestalten.
       
       Es dauerte lange, bis sie ihre immer auf Autonomie setzende
       Handlungsfähigkeit – nun wieder in Grassroots-Organisationen –
       zurückgewann. Dass Eva Quistorp nun mit dem Bundesverdienstkreuz
       ausgezeichnet wird, ist eine späte Anerkennung für ihre Beharrlichkeit.
       
       7 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Waltraud Schwab
       
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