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       # taz.de -- Bauern weichen Landebahnen
       
       > In Indonesien wird der Bau eines internationalen Flughafens mit Gewalt
       > vorangetrieben
       
       Von Anett Keller
       
       Im Landkonflikt um den Neubau des internationalen Flughafens von Yogykarta
       in Indonesien kommt es seit Wochenbeginn zu Zwangsräumungen und Gewalt von
       staatlichen Sicherheitskräften gegen Dorfbewohner und Aktivisten. Am
       Dienstagmorgen standen die Anwohner mehreren Bulldozern und Hundertschaften
       von Polizisten gegenüber. Zuvor war ihnen versichert worden, nur bereits
       für die Baustelle freigegebenen Grundstücke würden planiert.
       
       Nun stießen Bulldozer auf Land mit bewohnten Häusern vor, rissen Wände ein,
       fällten Bäume. „Wir wurden von den Sicherheitskräften eingekesselt“,
       erzählte der Anwohner Fajar dem indonesischen Onlineportal Tirto. „Ich
       sagte ihnen ‚Das ist mein Land, das sind meine Bäume.‘ Aber ich bekam keine
       Antwort.“ Fajar gehört zu den 250 BäuerInnen im Landkreis Kulonprogo, die
       sich seit Jahren weigern, das Land ihrer Vorfahren für den Flughafen zu
       verkaufen.
       
       Das Sultanat Yogyakarta im Herzen der indonesischen Insel Java kann schon
       jetzt über Touristen nicht klagen. Am Flughafen Adisucipto am östlichen
       Stadtrand landen jährlich mehr als 7 Millionen Passagiere. Die über 1.000
       Jahre alten Tempel Borobudur und Prambanan in der Nähe Yogyakartas sowie
       der Sultanspalast im Herzen der Stadt sind berühmte Reiseziele. Die
       Regierung möchte Tourismus und Infrastruktur massiv ausbauen.
       
       Yogyakartas Flughafen ist dafür zu klein. Ausgelegt ist er für 1,6
       Millionen Passagiere, bis 2019 soll er auf 14 Millionen ausgebaut werden.
       Der Sultan und Gouverneur von Yogyakarta hatte zuvor eine Fläche von rund
       600 Hektar für den Flughafenbau in fünf Dörfern im Landkreis Kulonprogo
       südwestlich von Yogyakarta bestimmt.
       
       Das Areal ist jedoch fruchtbares Landwirtschaftsgebiet, das die Ernährung
       vieler Menschen sichert. In einem Dokumentarfilm der
       Rechtshilfeorganisation LBH sieht man Bauern inmitten ihrer grünen Felder
       und Gemüsebeete „Die Regierung schert sich nicht um die kleinen Leute“,
       sagt die Reisbäuerin Wagirah aus einem der betroffenen Dörfer weinend vor
       laufender Kamera. Der Flughafen, betrieben vom Staatskonzern PT Angkasa
       Pura, ist eines von 248 Projekten von „nationalem strategischen Interesse“,
       die mit Hilfe eines Präsidentenerlasses schnell vorangetrieben werden
       sollen.
       
       7 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anett Keller
       
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