# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Warten aufs Unwort, Stöger statt Söder und die immer schön
> verantwortungsbewusste SPD. Außerdem ein Wunschkonzert des Steuerrechts.
IMG Bild: Guckt trotz neuen Trainerstatus bei Borussia Dortmund nicht so glücklich: Peter Söger
Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Söder wird Trainer beim BVB.
Und was wird besser in dieser?
Albtraum. Sorry. Dann lieber Stöger.
„Jamaika-Aus“ wurde zum Wort des Jahres 2017 gekürt. Irgendwelche
Gegenvorschläge?
Wollte gerade losstaunen über die Empfindsamkeit der Süddeutschen, die
„latente Wutbürgerhaftigkeit“ herausliest aus „Jamaika-Aus“. Da knötert die
Welt schon los: „Das politische Elend 2017 deprimierend gut
zusammengefasst“ sieht sie in dem sprachlichen Modeartikel. Übers Jahr
hinausleuchten werden „Obergrenze“, „Videobeweis“, „Ehe für alle“ und als
außerbezirkliche Empfehlung „#metoo“ oder „covfefe“. Das konkurrierende
„Unwort des Jahres“ steht noch aus, da könnte man „Obergrenze“ wieder hören
und „atmender Deckel“.
Martin Schulz wurde mit 82 Prozent erneut zum SPD-Chef gewählt und soll
„ergebnisoffen“ über eine Große Koalition verhandeln. War was anderes zu
erwarten?
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Oder tritt aus der SPD aus. Am Wahlabend
konstatierte Schulz, man müsse sich personell und inhaltlich neu sortieren
und der AfD nicht die Führung der Opposition überlassen. Tags drauf war von
Beitrittswelle die Rede und zwei Wochen drauf erzielte die SPD einen
putschartigen Wahlsieg in Niedersachsen. Jetzt wieder Ideenstaubsauger. Wer
bei dunkelrot über die Ampel fährt, hat den Arsch offen, ab sofort sogar
ergebnisoffen. Verantwortung hat die SPD übernommen, jetzt übernimmt sie
sich mit Verantwortung. Ein realistischer Gegenvorschlag ist für eine
Demokratie nicht weniger wichtig als eine stabile Regierung. Schulz’
Ergebnis ist besser als seine Lage und noch besteht Hoffnung, dass eine
Minderheitsregierung mit Duldung bei manchen Projekten dabei herauskommt.
Nach den drastischen Steuersenkungen für US-Unternehmen fordert nun der
deutsche Industrieverband DIHK eine ähnliche Reform von der
Bundesregierung. Ist das Steuerrecht ein Wunschkonzert?
Die hohen Unternehmenssteuern sind ein Grund, warum US-Konzerne ihre
Gewinne gern im Ausland, und dort gern wiederum gar nicht versteuern. Die
deutschen Unternehmenssteuern dagegen sind bereits so niedrig, wie Trump es
für die USA angekündigt hat. Trump will also die bucks back home holen –
was löblich wäre, wenn sie dort unters Volk kämen. Damit liegt die Reaktion
der deutschen Unternehmenslobbys ungefähr auf der Linie Hund-Wurst-wuff.
Steuersenkungen in den USA bedienen den internationalen Wettlauf der
Staaten, die sich um ihres Erhaltes wegen aufgeben. Das trifft zunächst
wirtschaftlich schwache Länder, die Investoren Geld hinterherschmeißen
müssen. Dann auch uns.
Theresa May und Jean-Claude Juncker haben den ersten Brexit-Deal
geschlossen: Die Rechte aller EU-Bürger in Großbritannien und aller Briten
in der EU blieben garantiert. Also alles beim Alten, nur die Konten werden
getrennt?
Sie haben sich drauf geeinigt, dass sie sich noch nicht geeinigt haben. Die
meisten Themen sind vertragt worden – wo endet die EU in Irland? Was zahlt
Großbritannien aus bisherigen Verpflichtungen ? Wie sehen Handelsabkommen
aus? Kurz: Wenn May und Juncker die deutsche Regierungsbildung verhandelt
hätten, wären sie schon fertig.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung produziert nun täglich eine digitale
Ausgabe namens „Einspruch“, die thematisch auf Juristen und
Rechts-Interessierte zugeschnitten ist. Wieso ist da nicht vorher jemand
drauf gekommen?
Wenn die FAZ eine Beilage für Juristen macht, tritt sie mutig dem Klischee
entgegen, dass sie eine Beilage für Juristen sei. Und sobald Rechtsdreher
ihr Print-Abo kündigen, weil es die digitale Neigungsbeilage auch tut, wird
der Onlinedienst teurer werden. Auch die taz hat das Wochenend-Abo nicht
erfunden, damit unter der Woche keiner mehr die Zeitung liest.
Der Papst spricht sich für eine Neuübersetzung des „Vaterunser“ ins
Deutsche aus. Zeit für eine genderneutrale Sprache in der Kirche?
„Und besuche uns nicht in der Unterführung“ oder so, ausgerechnet der
deutsche Klerus scheint am x-fach verdolmetschten Text festhalten zu
wollen. In der Schweiz und in Frankreich betet es schon menschlicher:
„Lasse uns in der Versuchung nicht allein“ oder wenigstens „Hilf uns aus
der Versuchung heraus“. Man dürfe Jesus nicht schulmeistern, tönt es dem
Papst entgegen. Wenn sich Gottesmänner nicht mit Gott verwechseln würden,
wäre der Diskurs entspannter.
Und was machen die Borussen?
Ein Österreicher würde maximal fremdeln als Dortmunder Trainer. Ein Kölner
wäre schlimmer. Willkommen Peter Stöger.
FRAGEN: FAY
10 Dec 2017
## AUTOREN
DIR Friedrich Küppersbusch
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