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       # taz.de -- Rechtsrutsch bei Frankreichs Rechten: Parteichef in Sarkozys Fußstapfen
       
       > Die Republikaner sind nach der Wahl angeschlagen. Der neue Chef Wauquiez
       > will dagegenhalten – er steht für eine bürgerliche Rechte, die „wirklich
       > rechts“ ist.
       
   IMG Bild: Laurent Wauquiez (l.) ist neuer Parteichef der Konservativen in Frankreich
       
       Paris taz | Frankreichs Konservative, Les Républicains (LR), haben einen
       neuen Parteichef. Eine „Rückkehr der Rechten“ hat dieser seiner
       rechtsbürgerlichen Familie versprochen, die in diesem Jahr wegen der
       Niederlage von François Fillon und einem Rückschlag bei der
       Abgeordnetenwahl historische Niederlagen einstecken musste. Der 42-jährige
       Laurent Wauquiez wurde bereits im ersten Durchgang mit 74,64% der Stimmen
       gewählt.
       
       Das klare Ergebnis war am Sonntagabend rasch bekannt und hat in Frankreich
       nicht überrascht, denn der Ex-Minister und derzeitige Vorsitzende der
       Region Auvergne-Rhône Alpes galt als klarer Favorit. Seine beiden ebenfalls
       jungen Gegner, Florence Portelli (39) und Maël de Calan (36), waren der
       breiten Öffentlichkeit und selbst in der Partei praktisch unbekannt; sie
       waren darum mehr ein demokratisches Alibi in dieser Wahl als eine echte
       Herausforderung für Wauquiez.
       
       Von den 234.556 Wahlberechtigten haben 99.000 (42,46%) ihre Stimme
       angegeben. Das sieht nach einer schwachen Beteiligung aus, ist aber mehr
       als erwartet, wenn man weiß, dass LR in Wirklichkeit nur etwas mehr als
       100.000 zahlende Mitglieder hat. Der Rest der Stimmberechtigten waren
       Sympathisanten im letzten Jahr, als LR mit dem Kandidaten Fillon voller
       Optimismus auf einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen setzte, die dann
       der Newcomer Emmanuel Macron gewann.
       
       Der Sieg von Macron und seiner Bewegung „En marche“ hat nicht nur die
       politische Linke völlig destabilisiert, sondern auch die konservative
       Rechte. Ein Teil der LR-Anhänger gingen direkt zu Macron, andere betrachten
       sich als Teil der neuen Regierungsmehrheit.
       
       ## Seine Vorliebe ist die Sorge der nationalen Identität
       
       Wauquiez dagegen verspricht seiner Basis einen strammen Rechtskurs in der
       Opposition zu Macron. Da dieser bereits in seiner Wirtschafts- und
       Sozialpolitik eine liberale Reformpolitik betreibt, wie sie die Rechte seit
       jeher gefordert hat, bleiben ihm zur Profilierung vor allem umstrittene
       Gesellschaftsthemen und vor allem die reellen oder fiktiven Ängste seiner
       Basis.
       
       Wie vor ihm bereits Nicolas Sarkozy sorgt sich Wauquiez mit Vorliebe um die
       nationale Identität. Er schmeichelt dabei nicht nur dem nationalistisch
       getönten Patriotismus, er spricht auch gern und betont „ohne Tabus“ von der
       Bedrohung dieser Identität durch den Islam, durch die Immigration, und er
       beschwört die christlichen Wurzeln Frankreichs. Er erinnert an den Stil des
       Österreichers Sebastian Kurz.
       
       Die Absicht einer solchen Kampagne ist leicht durchschaubar. In der
       Hoffnung eine verlorene Wählerschaft zurückzugewinnen, liefert Wauquiez
       seinen Sympathisanten eine leicht entschärfte Version der Propaganda des
       Rechtspopulismus, mit dem der Front National von Marine Le Pen so
       erfolgreich ist.
       
       Er erneuert damit eine Linie, die sein Vorbild Sarkozy als „Rechte ohne
       Komplexe“ bezeichnet hatte, welche die Grenzen des politisch Korrekten
       verschieben will. Da ihm deswegen eine verdächtige Nähe zur extremen
       Rechten vorgeworfen wird, verspricht Wauquiez immer wieder, mit ihm werde
       es nie und nimmer eine Bündnis mit Marine Le Pen geben. Diese spottet, mit
       seiner „Copy-paste“-Methode des Kopierens von FN-Thesen werde es Wauquiez
       nicht weit bringen.
       
       11 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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