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       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Liberia: Wenn er es schaffen kann – wer nicht?
       
       > Liberia feiert seinen alten Fußballstar George Weah als neuen
       > Präsidenten. Er soll das Land zum Erfolg führen – wie früher seine
       > Vereine.
       
   IMG Bild: Geboren im Slum, aufgewachsen mit wenig Bildung, seines eigenen Glückes Schmied – ein Rollenvorbild
       
       WEAH ist in den sozialen Netzwerken die Abkürzung des Tages. Mit „W – World
       footballer of the year“, „E – European footballer of the year“, „A –
       African footballer of the year“ und „H – Head of State“ feierten am
       Mittwoch viele Liberianer [1][den Sieg von George Weah bei der
       Präsidentschaftswahl vom Dienstag] – obwohl noch kein einziges konkretes
       Wahlergebnis vorlag. Es genügten Hochrechnungen, nach denen er in 13 der 15
       Provinzen vorne liegt: Damit wäre der Sieg bei der Stichwahl sicher.
       
       Liberia, eines der ärmsten Länder der Welt, steht auf der Horrorliste des
       Zeitgeschehens weit oben: 13 Jahre Bürgerkrieg, 250.000 Tote, eine ganze
       Generation im Krieg groß geworden. Dazu passt George Weah: geboren im Slum,
       aufgewachsen mit wenig Bildung, seines eigenen Glückes Schmied – ein
       Rollenvorbild. Wenn er es schaffen kann – wer nicht?
       
       Als Liberia 1990 im Krieg versank, spielte Weah bereits bei AS Monaco.
       Geboren wurde er am 1. Oktober 1966 im Slum „Clara Town“ der Hauptstadt
       Monrovia, wo Landflüchtige am Rande der Mangrovensümpfe leben und wo nach
       einem vielzitierten Bericht von 2009 75.000 Menschen gerade mal 11
       Toiletten und 22 öffentliche Wasserhähne zur Verfügung hatten. Eine spätere
       Zählung ergab 48.000 Einwohner – in weniger als 1.000 Häusern. Aus Orten
       wie Clara Town kommt Weahs Wählerschaft, die sich nach Erlösung sehnt.
       
       Profifußballer blieb Weah bis Kriegsende 2003. Er galt als einer der besten
       Spieler seiner Generation und erhielt internationale Auszeichnungen. Als
       Star kehrte er in die Heimat zurück und wollte Präsident werden. Er verlor
       2005 in der Stichwahl gegen Ellen Johnson Sirleaf: der ungehobelte
       Gossenjunge gegen die eloquente Dame. 2011, als Johnson Sirleaf
       wiedergewählt wurde, war Weah Vizekandidat der Opposition. Seine Karriere
       schien zu erlöschen.
       
       2014 aber setzte sich Weah bei Senatswahlen gegen den Sohn der Präsidentin
       durch. Das ermutigte ihn in diesem Jahr, in dem Johnson Sirleaf nicht mehr
       antreten durfte, zu einem neuen Anlauf aufs höchste Staatsamt, wieder mit
       einem Wahlkampf der einheimischen Mehrheit gegen die US-fixierte Elite, die
       Liberia seit der Gründung als Siedlerstaat für aus den USA nach Afrika
       zurückgeschickte Sklaven im 19. Jahrhundert dominiert. Zu dieser Elite wird
       auch Johnson Sirleaf gezählt, obwohl sie es von der Abstammung her nicht
       ist.
       
       2005 erzählte George Weah der taz: „Fußball und Politik sind das Gleiche.
       Wer sagt, dass es da Unterschiede gibt, hat das Spiel nicht verstanden.“
       Seine Fans gönnen ihm jetzt alles. Er soll nicht selber strahlen wie seine
       Vorgängerin, die vor allem für ihren Friedensnobelpreis in Erinnerung
       bleiben wird. George Weah soll Liberia zum Erfolg führen, wie früher seine
       Fußballvereine. „Umgib dich mit Leuten, die Bescheid wissen“, rät ihm ein
       Verehrer auf Twitter. Ein anderer bietet sich mit dem Spruch „Falls Sie
       Freiwillige brauchen“ selbst an, komplett mit Telefonnummer.
       
       27 Dec 2017
       
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