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       # taz.de -- Beschluss des Bundestags: Bundeswehreinsätze verlängern
       
       > Der Bundestag soll diese Woche sieben Einsätze der Bundeswehr verlängern
       > – um je drei Monate. So will man die Zeit bis zur neuen Regierungsbildung
       > überbrücken.
       
   IMG Bild: Ein deutscher Blauhelmsoldat unterhält sich während einer Patrouille am 07.05.2016 im Norden Malis
       
       Berlin dpa | Wegen der Hängepartie bei der Regierungsbildung hat der
       Bundestag am Dienstag gleich mehrere Auslandseinsätze der Bundeswehr um
       jeweils drei Monate verlängert. Die Abgeordneten stimmten mit großer
       Mehrheit für eine Verlängerung der wichtigsten Einsätze, etwa die
       Ausbildungsmission in Afghanistan oder die Beteiligungen am Kampf gegen die
       Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).
       
       Die Abgeordneten wollen am Dienstag und Mittwoch insgesamt über die
       Verlängerung von sieben Bundeswehreinsätzen abstimmen. Die Mandate laufen
       teils Ende dieses Jahres, teils Ende Januar 2018 aus. Sie sollen zunächst
       nur bis Ende März oder Ende April 2018 verlängert werden. Über die künftige
       Ausgestaltung der Missionen soll dann die nächste Bundesregierung
       entscheiden.
       
       Am Dienstag verlängert wurde unter anderem der derzeit größte Einsatz der
       Truppe in Afghanistan. 458 Abgeordnete stimmten dafür, 197 dagegen, 12
       enthielten sich. Der verlustreichste Einsatz in der Geschichte der Truppe
       läuft seit 16 Jahren, inzwischen nur noch als Ausbildungsmission Resolute
       Support. Derzeit sind rund 1.080 deutsche Soldaten dort im Einsatz. Die
       Nato will wegen der verheerenden Sicherheitslage wieder mehr Truppen an den
       Hindukusch schicken.
       
       Es gebe aber auch Fortschritte in Afghanistan, etwa Schulen, Möglichkeiten
       der Berufsausbildung, Zivilgesellschaft in den Städten, sagte der
       SPD-Bundestagsabgeordnete Niels Annen. Alleine schaffe Afghanistan es
       nicht. Aber auch der Druck auf die afghanische Regierung müsse aufrecht
       erhalten werden, selbst für Sicherheit zu sorgen. Der
       CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte sprach von einer „Brandwache“. Man
       müsse die Kräfte vor Ort halten, damit keine neuen Konflikte aufflammten.
       
       ## Nach wie vor sinnvoll und richtig
       
       Die Bundeswehr wird sich trotz der militärischen Erfolge gegen die
       Terrormiliz „Islamischer Staat“ auch weiterhin in Syrien und im Irak am
       Kampf gegen den IS beteiligen. Der Bundestag beschloss die Verlängerung der
       Mission „Counter Daesh“ – die Unterstützung der Luftangriffe der
       internationalen Allianz gegen den IS mit Tornado-Aufklärungsflugzeugen und
       einem Tankflugzeug. Auch die Ausbildung kurdischer Peschmerga im Nordirak
       wurde verlängert.
       
       Der IS habe zwar die territoriale Kontrolle verloren, sagte der
       FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff im Plenum. „Aber
       ideologische Faszination übt er nach wie vor aus.“ Deshalb sei die deutsche
       Unterstützung nach wie vor sinnvoll und richtig. Der Kampf sei noch nicht
       vorbei, meinte auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering. Der
       IS hinterlasse ein Vakuum, es brauche eine klare Strategie für den Übergang
       zu einer neuen Ordnung.
       
       Angesichts des Rückzugs des IS fordert die Linke eine Beendigung der
       Bundeswehr-Einsätze in der Region. Mit dem weiteren Engagement in Syrien
       und im Irak verfolgten die westlichen Staaten den Sturz des syrischen
       Machthabers Baschar al-Assad, sagte der Linken-Abgeordnete Alexander Neu.
       
       Auch die Verlängerung der Anti-Terror-Mission der Truppe im Mittelmeer
       wurde beschlossen. Der Nato-Einsatz dient der Überwachung des Seeraums und
       dem Kampf gegen Terrorismus.
       
       ## Hier die Einsätze im Überblick:
       
       AFGHANISTAN: Der verlustreichste Einsatz in der Geschichte der Truppe läuft
       bereits seit 16 Jahren, inzwischen nur noch als Ausbildungsmission Resolute
       Support. Aber die Nato will wegen der verheerenden Sicherheitslage wieder
       mehr Truppen an den Hindukusch schicken. Derzeit sind rund 1.080 deutsche
       Soldaten dort im Einsatz. Union, SPD und FDP stimmten für die dreimonatige
       Verlängerung, Linke, AfD und die Mehrheit der Grünen dagegen.
       
       MALI: In Mali sind knapp 970 Soldaten der Bundeswehr in der Stadt Gao im
       gefährlichen Norden des Landes stationiert – als Teil der
       UN-Friedensmission Minusma. Sie soll bei der Umsetzung des
       Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellen helfen. Die Mission gilt
       als derzeit gefährlichster Einsatz der Truppe. Im Sommer kamen zwei
       Soldaten beim Absturz eines Kampfhubschraubers ums Leben. Die Unfallursache
       ist noch ungeklärt. Die AfD und die Linksfraktion stimmten am Dienstag
       gegen eine Verlängerung.
       
       SEA GUARDIAN: Die Anti-Terror-Mission im Mittelmeer soll den Seeraum
       überwachen und Terrorismus bekämpfen. Damit will die Nato ihre Südflanke
       sichern. Der Einsatz wurde auf dem Nato-Gipfel 2016 in Warschau
       beschlossen. Schiffe und Flugzeuge der Mitgliedsstaaten erstellen ein
       ständiges Lagebild im Mittelmeerraum und kontrollieren verdächtige Schiffe.
       175 deutsche Soldaten beteiligten sich derzeit. Die Verlängerung wurde mit
       der großen Mehrheit von Union, SPD, AfD und FDP beschlossen. Linke und
       Grüne stimmten dagegen.
       
       KAMPF GEGEN DEN IS (I): In Syrien und im Irak beteiligt sich die Bundeswehr
       mit Tornado-Aufklärungsfugzeugen und einem Tankflugzeug an den
       Luftangriffen auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Seit
       Oktober heben sie vom jordanischen Stützpunkt Al-Asrak ab. Die Bundeswehr
       hatte sich vom türkischen Stützpunkt Incirlik zurückgezogen, weil die
       Türkei Abgeordneten immer wieder den Besuch bei den Soldaten verweigert
       hatte. Die Bundeswehr unterstützt die Luftangriffe der internationalen
       Allianz gegen den IS im Rahmen der Mission Counter Daesh mit derzeit rund
       300 Soldaten. Nun für mindestens weitere drei Monate: Union, SPD und FDP
       stimmten für eine Verlängerung, Linke, Grüne und AfD dagegen.
       
       KAMPF GEGEN DEN IS (II): Die Bundeswehr bildet für den Kampf gegen den IS
       seit Anfang 2015 zudem kurdische Soldaten im Nordirak aus. Derzeit sind 140
       Soldaten nahe der Kurden-Metropole Erbil stationiert. Die Ausbildung war
       wegen des eskalierenden Streits um die Unabhängigkeitsbestrebungen der
       Kurden Ende September kurzfristig unterbrochen worden. Inzwischen hat sich
       die Lage beruhigt. Auch diese Mission wurde mit den Stimmen von Union, SPD
       und FDP verlängert. AfD und Linke waren dagegen, die Mehrheit der Grünen
       enthielt sich.
       
       SUDAN: Mit der Mission UNAMID wollen die Vereinten Nationen das
       Darfur-Friedensabkommen von 2006 überwachen und die Friedensverhandlungen
       im Sudan unterstützen. Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2012 an dem
       Darfur-Einsatz – derzeit mit sieben Soldaten. Über die Verlängerung wird am
       Mittwoch entschieden.
       
       SÜDSUDAN: 15 deutsche Soldaten sollen als Teil der UNMISS-Operation der
       Vereinten Nationen die Zivilbevölkerung des jungen Staates schützen und
       helfen, ein Waffenstillstand-Abkommen umzusetzen. Über die Verlängerung
       wird am Mittwoch entschieden.
       
       12 Dec 2017
       
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