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       # taz.de -- Kommentar Senatswahl in Alabama: Das Wunder von Alabama
       
       > Ein breites linkes Bündnis hat Trumps Kandidaten Roy Moore in Alabama
       > gestoppt. Das ist ein Schlag für die radikale Rechte.
       
   IMG Bild: Generationenübergreifender Jubel: Wahlgewinner Doug Jones feiert mit Enkeltochter
       
       Wenn Roy Moore „nur“ homophob, rassistisch und ein antimuslimischer
       christlicher Fundamentalist wäre, hätte er die Senatswahl in Alabama
       gewonnen. Weite Teile der Bevölkerung des Südstaates sind immer noch
       evangelikal und reaktionär genug, um sich von einem solchen Mann im Senat
       vertreten zu lassen.
       
       Doch die mutigen Frauen aus Alabama, die mit ihren Berichten über sexuelle
       Belästigung und Missbrauch an die Öffentlichkeit gegangen sind, haben alles
       verändert. Sie haben [1][das politische Wunder von Alabama ausgelöst]. Sie
       haben die Karriere von Moore beendet und den Weg für die Wahl des
       Demokraten Doug Jones gebahnt. Sie haben einen demokratischen Wahlerfolg
       möglich gemacht, der noch vor wenigen Wochen ausgeschlossen schien. Und sie
       haben das politische Gleichgewicht in Washington auf eine Art verschoben,
       die weit über die Rolle des Senats hinaus reicht.
       
       Denn in Alabama hat Moore nicht allein verloren. Auch Donald Trump gehört
       zu den Verlierern. Der Präsident hat sich in der Schlussphase der Kampagne
       mit ganzem Gewicht auf die Seite von Moore gestellt. Er hat einen
       „Robocall“ aufgenommen, der in die Haushalte der Wähler ging, er hat ein
       Meeting an der Südgrenze des Bundesstaates organisiert und er hat per
       Twitter zur Wahl von Moore aufgerufen. Mit dessen Niederlage hat Trump
       nicht nur eine republikanische Stimme im Senat verloren. Er weiß jetzt
       auch, dass die sexuelle Gewalt, die zahlreiche Frauen ihm vorwerfen, ihn
       weiter verfolgen wird.
       
       Auch Trumps ehemaliger Chefstratege Steve Bannon, Vordenker der radikalen
       Rechten, der Moore in Alabama ausgewählt und unterstützt hat, gehört zu den
       Wahlverlierern. Bannon rekrutiert überall in den USA radikal rechte
       Kandidaten für die kommenden Wahlen. Nachdem es monatelang so aussah als
       wäre er dabei nicht zu stoppen – weder von den Mainstream-Republikanern,
       noch von den Demokraten – , zeigt das Scheitern in Alabama die Grenzen
       seiner Strategie.
       
       ## #MeToo hat die Verhältnisse bewegt
       
       Auf der GewinnerInnenseite steht ein neuer Senator, der mit seiner
       beruflichen Vita im tiefen Süden einen großen Unterschied gemacht hat.
       Unter anderem hat er als Staatsanwalt zwei der weißen Terroristen des
       KuKluxKlan ins Gefängnis gebracht, die für das Bombenattentat von 1963 in
       einer Kirche verantwortlich waren, bei dem vier afroamerikanische Mädchen
       umkamen. Aber hinter Doug Jones stehen weitere AkteurInnen, ohne die das
       Wunder von Alabama nicht möglich gewesen wäre.
       
       Dazu gehört die MeToo-Bewegung, die dort erstmals die politischen
       Verhältnisse in Bewegung gebracht hat. Dazu gehören die afroamerikanischen
       WählerInnen, die am Dienstag in seltener Geschlossenheit an die Urne
       gegangen sind und für eine Partei gestimmt haben, die sie viel zu oft im
       Stich gelassen hat. Und dazu gehören Medien wie die „Washington Post“, die
       immer neue Enthüllungen aus der Vergangenheit von Moore brachte.
       
       Die Demokratische Partei wiederum hat in Alabama eine neue Erfahrung
       gemacht. Ihr Kandidat hat an der Spitze eines breiten linken Bündnis
       gesiegt. Bernie Sanders-AnhängerInnen, afroamerikanische AktivistInnen,
       GewerkschafterInnen, Feministinnen und moderate DemokratInnen haben
       gemeinsam gekämpft. Sie sind nicht nur offensiv gegen den radikal rechten
       Kandidaten vorgegangen, sie haben auch offensiv ein Programm vertreten, das
       Mainstream-DemokratInnen, sofern sie es überhaupt teilen, anderswo
       ängstlich verstecken. Wenn dieses Bündnis im von Segregation, evangelikalen
       Kirchen und traditionellen Geschlechterverhältnissen geprägten tiefen Süden
       Erfolg hat, kann es überall in den USA funktionieren. Diese Lehre aus
       Alabama sollte die Demokratische Partei mit in die Zukunft nehmen.
       
       13 Dec 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ergebnis-der-Senatsnachwahl/!5470376/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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