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       # taz.de -- Flüchtlinge in Berlin: Ab aufs Tempelhofer Feld
       
       > Wegen eines Streits zwischen LAF und dem Heimbetreiber Gierso müssen rund
       > 120 Flüchtlinge ihre bisherigen Unterkünfte verlassen.
       
   IMG Bild: Rund 120 Flüchtlinge mussten in die Container auf dem Tempelhofer Feld umziehen
       
       Am Mittwoch kam die Kündigung, am Freitag schon der Umzug: Rund 120
       Flüchtlinge mussten am Freitag aus drei Gemeinschaftsunterkünften
       ausziehen, die von der Gierso betrieben werden. Sie kommen nun in den
       Containern auf dem Tempelhofer Feld unter, der einzigen Unterkunft mit
       ausreichend freien Plätzen.
       
       Hintergrund für den überstürzten Umzug ist ein länger währender Streit
       zwischen der Gierso und dem LAF, dem Landesamt für
       Flüchtlingsangelegenheiten.
       
       Das LAF hatte Verträge mit der Gierso bereits Ende Juni fristlos gekündigt.
       „Sie haben unsere Unterkünfte aber danach nicht von der Liste der
       vertragsgebundenen Einrichtungen genommen“, sagt Tobias Dohmen,
       Geschäftsführer der Gierso. „Solange wir aber auf diesen Listen stehen,
       sind die Jobcenter nicht berechtigt, uns zu bezahlen.“ Da in den
       Unterkünften auch Flüchtlinge leben, die ihre Leistungen vom Jobcenter
       bekommen, seien inzwischen nach Angaben der Gierso rund 60.000
       Übernachtungen unbezahlt. Deshalb habe die Gierso die Bewohner, die vom LAF
       dort untergebracht waren, aufgefordert, die Unterkünfte zu verlassen.
       
       Das LAF war überrascht von der Kündigung und bat zunächst um Aufschub, den
       die Gierso nicht gewährte. „Wir bemühen uns für die Schulkinder um eine
       Lösung, damit sie den Sozialraum nicht verlieren“, sagte eine Sprecherin
       des LAF.
       
       ## Kritik von Berlin hilft
       
       Christian Lüder vom Netzwerk Berlin hilft hat kein Verständnis für das
       Vorgehen der Gierso. „Es kann nicht sein, dass Menschen innerhalb von zwei
       Tagen die Unterkunft gekündigt wird, schon gar nicht zwischen Weihnachten
       und Neujahr“, sagt er. „Das Problem ist ja nicht jetzt vom Himmel gefallen,
       denn die Streitigkeiten zwischen LAF und Gierso gehen schon länger als ein
       halbes Jahr, die Begründung von der Gierso finde ich nicht glaubwürdig.“
       
       Grundsätzlich sei diese Situation schon aus den Streitigkeiten mit dem
       Betreiber PeWoBe bekannt. Wenn keine Verträge mehr zwischen LAF und
       Betreibern bestehen, sind auch die vereinbarten Tagessätze für eine
       langfristige Unterbringung hinfällig. Betreiber können daher sowohl vom LAF
       als auch von den Bezirken deutlich höhere Tagessätze verlangen.
       
       29 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF)
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   DIR Mario Czaja
       
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