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       # taz.de -- Zwischenstand beim 34C3: Tschunks und Pimmel
       
       > Am Samstag geht in Leipzig der Hackerkongress des Chaos Computer Clubs zu
       > Ende. Was bleibt: Er ist ein Hort von Männern, die mal Hilfe bräuchten.
       
   IMG Bild: Mit Frauen haben die Hacker noch immer ein Problem
       
       Leipzig taz | Vier Tage, rund 15.000 Menschen und ein dubioser Cocktail
       namens Tschunk: Am Samstag geht in Leipzig der 34C3, der vom Chaos Computer
       Club veranstaltete, weltgrößte Hackerkongress zu Ende. So urteilt die taz.
       
       1. Tschunk schmeckt scheiße: Der Cocktail, der auf Hackerpartys bereitet
       wird, ist ein trinkbarer Witz, über den Nerds auch gerne lachen. Die
       Pointe: Sie kippen sich Rum in ihre Club Mate und popeln Limetten hinein.
       taz-Urteil: Update nötig.
       
       2. Bitcoin-Billionäre haben Not: Selten kommen auf der Welt so viele Reiche
       zusammen, die gar nicht danach aussehen. Der Hackerkongress ist ein
       Sammelbecken von Leuten, deren digitale Geldbörsen voll sind, weil sie früh
       auf die Kryptowährung gesetzt haben. Weil Spekulanten eingestiegen sind,
       sind 1.000 Bitcoins heute knapp 12 Millionen Euro wert. Doch die Sparer
       haben ein Geldwäscheproblem: Ihr Reichtum ist fiktiv. Wer ihn steuerfrei zu
       Bargeld machen will, braucht Ideen. Weil alle Transaktionen transparent
       sind, fällt auf, wer Coins in großem Umfang loswerden will. Und: Kommt die
       Festplatte abhanden, ist der Reichtum weg. taz-Urteil: Leistung soll sich
       wieder lohnen, Bitcoinbesitzer ächten!
       
       3. Staubsauger sind tückisch: Viele Menschen wissen gar nicht, was ihre
       Haushaltsgeräte draufhaben. Manche selbstfahrenden Staubsauger können die
       Wohnung kartografieren oder Fotos machen. Unternehmen könnten sich das
       zunutze machen. Zwei Hacker haben nun gezeigt, wie sie mit einem Stück
       Alufolie einen Staubsaugerroboter übernommen haben. Dann hat ihr Sauger auf
       sie gehört und nicht mehr aufs Unternehmen. taz-Urteil: Weiter so, gründet
       Selbsthilfegruppen!
       
       4. Snowdens Helfer zittern: Edward Snowden hockt heute in Russland, das ist
       bekannt. Weniger bekannt: Die, die ihm einst halfen, sind in Not.
       Flüchtlingsfamilien aus Sri Lanka hatten Snowden in den ersten Tagen seiner
       Ankunft in Hongkong Unterschlupf gewährt. [1][Nun sollen sie abgeschoben
       werden.] Die Kongressveranstalter machten eine Live-Schalte nach Asien. Da
       saß die Familien und berichteten von ihrer Situation. Auch [2][Snowden
       wurde zugeschaltet], rief zu Spenden auf. taz-Urteil: Hingucken, aufpassen.
       
       6. Schulen brauchen mehr Kohle: Ein Lehrer, eine Professorin, ein Schüler:
       Sie standen auf der Bühne und berichteten über den tristen Schulalltag in
       Deutschland. Digitalisierung? Passiert anderswo. Ihre Beschreibung: Kaum
       neue Geräte, zu wenig Expertise – und vor allem eines fehle: ein
       Unterricht, der aus naiven Internetnutzern selbstbestimmte und
       risikobewusste Bürger mache. taz-Urteil: Bitte ein Regierungsprojekt. Gebt
       Milliarden an die Schulen!
       
       7. Lebensretter legen Hand an: Ein Beatmungsgerät ist auch nur eine
       Maschine, die ein bestimmtes Volumen von Luftstößen in bestimmten
       zeitlichen Intervallen abgibt. Dennoch kostet es Zehntausende Euro. Eine
       Initiative will nun Bausätze entwickeln und im Internet veröffentlichen,
       mit denen sich sichere Medizingeräte billig konstruieren lassen. Das soll
       etwa Menschen in Syrien helfen, wo viele Krankenhäuser in Schutt und Asche
       liegen. taz-Urteil: Wichtig! Aber bitte idiotensicher konstruieren!
       
       8. Rechte lügen leichter: AfD-Abgeordnete fallen besonders oft auf Lügen
       herein. Ein Datenjournalist hat ein Jahr lang Millionen Twitterkonten und
       Hunderte Millionen Tweets ausgewertet. Sein Fazit: Die Verbreitung von
       Lügen (neudeutsch: „Fake News“) stamme aus einem großen Netzwerk von
       Twitterkonten, das weitgehend unabhängig vom Rest der Twitterwelt vor sich
       hin agiere. Mittendrin, als Leser und Verbreiter: Abgeordnete der AfD. Für
       seine Untersuchung hat der Journalist auch die Twitterkonten aller
       Bundestagsabgeordneten analysiert. Ergebnis: Die AfD lebt in einer eigenen
       Wahrnehmungswelt. taz-Urteil: Schade.
       
       9. Hacker haben ein Pimmelproblem: Dutzende Veranstaltungen und nirgends
       geht es um ihr Kernproblem: Der weltgrößte Hackerkongress ist ein Hort von
       Männern, die mal Hilfe bräuchten. Seit dem weltweit ausgetragenen Streit um
       den Wikileaks-Aktivisten Jacob Appelbaum, dem öffentlich sexuelle
       Belästigung vorgeworfen wurden und der heute Hausverbot hat, schweigt sich
       der Club zu der Causa aus. Die Thematik, wie Übergriffen vorgebeugt und ein
       einladendes Klima für Frauen geschaffen wird, wird auf den Bühnen
       weitgehend ausgeklammert. Dafür gibt es diverse Unisex-Toiletten. Die
       Folge: Frauen drängen sich dort an Horden stehender Pisser vorbei, während
       Damenklos leer sind. taz-Urteil: Therapeuten bestellen, drüber reden,
       erwachsen werden!
       
       29 Dec 2017
       
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