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       # taz.de -- Betroffen von der Fluggesellschaftspleite: Ich bin ein Niki-Loser
       
       > Am Dienstag gebucht, am Mittwoch ist die Flugfirma pleite. Wie ein
       > Betroffener das „Grounding“ der Air-Berlin-Tochter erlebt.
       
   IMG Bild: Kommt hier der Niki-Winner? Niki Lauda winkt im Jahr 2010 aus einem Niki-Flieger
       
       Hallo EU-Kommission, das macht jetzt aber subito 497,67 Euro. Ich gehöre
       nämlich auch [1][zu den Niki-Losern]. Wahrscheinlich bin ich sogar einer
       der letzten der 760.000 Depperten, die bei der Airline mit der Fliege
       gebucht haben: Niki sei eine prima Fluggesellschaft, hatte in den Fake-News
       meiner liebsten Wirtschaftszeitungen gestanden. Viel sicherer auf jeden
       Fall als der Mutterkonzern Air Berlin. Und der flog nach der Pleite weiter
       und zahlte sogar Entschädigungen für ausgefallene Flüge. Doch dann landet
       am Mittwoch um 23.18 Uhr der letzte der 21 Niki-Flieger von Teneriffa aus
       kommend in Wien-Schwechat. Grounding nennt man das.
       
       Schön blöd: Wer wie 350.000 und ich direkt bei Niki – und nicht pauschal –
       gebucht hat, kann jetzt sein Ticket wegschmeißen. Oder? Dienstag, 21.43 Uhr
       497,67 Euro für den Rückflug Madeira–Tegel für Isa, Emma, Leo und Papa
       „Economy classic“ online gebucht. Mittwoch um 17.49 Uhr – ich glaube es ja
       zuerst nicht – blinkt die Eilmeldung, dass die Kohle futschikato ist und
       der Familienurlaub Ende Januar mit etwa 497,67 Euro weniger geplant werden
       muss. Wahrscheinlich ist ein neues Ticket ja sogar viel teurer. So wird man
       dann doch Teil einer Betroffenenstory.
       
       @1000Nikimitarbeiter und @60.000Nikigestrandete: Ja klar, wir sind nicht
       die wirklich Gelackmeierten. Aber zum Jammern reicht's,bitte schön.
       
       Also: Wer hat da eigentlich schuld? Und: Wer kann es jetzt richten?
       
       ## Niki, das Filetschnittchen über den Wolken
       
       Die Niki-Chefs, die lange behaupteten, sie hätten überhaupt gar nix mit der
       Air-Berlin-Pleite zu tun? Filetschnittchen über den Wolken und so, alles
       profitabel. Aber: Was hätten sie sonst sagen sollen? Dann hätte ja niemand
       mehr Niki gebucht.
       
       Zypries und Dobrindt und Merkel? Die Politbruchpiloten, die der Lufthansa
       die besten Air-Berlin-Schnittchen zuschanzen wollten – und die jetzt
       vielleicht einen Teil der 150 Millionen Euro Staatskreditknete verzockt
       haben? Wollten die nicht auch den Stewardessenversklaver Ryanair in
       Deutschland verhindern?
       
       EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager? Sie hatte mit ihren
       „Zweifeln“ an der Übernahme von Niki durch die Lufthansa-Tochter Eurowings
       die Insolvenz überhaupt erst ausgelöst. Und was hätten – ja nicht nur – wir
       geschrieben, wenn der schon fette Lufthansa-Kranich auf noch mehr Strecken
       Monopolist geworden wäre? Die EU hätte sich auch längst für eine
       Insolvenzversicherung zugunsten vorausbezahlter Kundengelder einsetzen
       können. Dann blieben Selbstbucher nicht auf den Kosten sitzen. Reisende
       haben zwar laut EU-Fluggastrechteverordnung prinzipiell Anspruch auf
       Entschädigung oder Rückerstattung. Wer aber sein Ticket selbst bei Niki
       oder auf einem Reiseportal gekauft hat, hat Pech – und dürfte auch aus der
       Insolvenzmasse wenig bekommen.
       
       ## Eine Urlaubskarte an Niki Lauda
       
       Die österreichische Regierung? Könnte die nicht was tun? Es geht immerhin
       um 800 österreichische Jobs. Weil ja kurz vor Weihnachten ist, schien sich
       da gestern ein Überbrückungskredit anzubahnen – gut für uns! Er führe „sehr
       gute Gespräche mit dem Finanzminister“, sagte Verkehrsminister Jörg
       Leichtfried im Radio. Vielleicht bekommt der Mann von uns eine Urlaubskarte
       aus Madeira. Und den Formel-1-Lauda, der Niki vor 14 Jahren gründete und
       jetzt wieder kaufen will, würden wir auch beglücken.
       
       Denn: Der Insolvenzverwalter denkt über einen „Fire sale“ (Notverkauf)
       nach, damit die Start- und Landerechte von Niki nicht verfallen. Angeblich
       interessieren sich auch Condor oder die British-Airways-Mutter IAG für
       Niki.
       
       Am Donnerstagabend dann ein kurzer Glücksmoment: Der Insolvenzverwalter
       kündigt an, dass Selbstticketkäufer doch entschädigt werden – offenbar gibt
       es ein Treuhandkonto für diese Fälle, puh. Also bekommen wir das Geld
       zurück, aber: Wir haben trotzdem noch niemanden, der uns aus Madeira
       zurückfliegt.
       
       Alles bleibt unklar. Familienurlaub egal, jetzt kommt das Niki-Abenteuer.
       
       15 Dec 2017
       
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