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       # taz.de -- Prozess gegen Journalistin Tolu in Istanbul: Staatsanwälte fordern Freilassung
       
       > Wende im Verfahren gegen Mesale Tolu: Die Staatsanwaltschaft plädiert
       > dafür, dass die deutsche Journalistin das Gefängnis verlassen darf.
       
   IMG Bild: Mesale Tolus Vater Ali Riza in Istanbul
       
       Istanbul/Ulm dpa | Die Staatsanwaltschaft in Istanbul hat die Freilassung
       von Mesale Tolu und fünf ihrer Mitangeklagten in dem Verfahren gegen die
       deutsche Journalistin und weitere Personen gefordert. Das teilten
       Beobachter aus dem Gerichtssaal am Montag übereinstimmend mit. Eine
       Entscheidung des Richters über den Antrag steht noch aus.
       
       Mehr als sieben Monate nach ihrer Festnahme war der Prozess gegen die
       deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu am Montag fortgesetzt
       fortgesetzt worden. Vor dem zweiten Tag des Verfahrens hatte ihr Vater Ali
       Riza Tolu die Hoffnung geäußert, dass seine Tochter angesichts der leichten
       Entspannung im deutsch-türkischen Verhältnis aus der Untersuchungshaft
       entlassen wird. „Ich bin überzeugt, dass meine Tochter dieses Mal
       freikommt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Mesale Tolu und 17 türkischen Angeklagten wird Mitgliedschaft in einer
       Terrororganisation vorgeworfen. Dabei soll es sich um die linksextreme MLKP
       handeln, die in der Türkei als Terrororganisation gilt und in Deutschland
       vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Der aus Ulm stammenden Deutschen
       drohen nach Angaben ihrer Anwälte bis zu 20 Jahre Haft. Zum Auftakt des
       Verfahrens hatten Tolu und alle anderen Angeklagten die Vorwürfe
       zurückgewiesen.
       
       Zu dem Prozess am Montag wurde der deutsche Botschafter in der Türkei,
       Martin Erdmann, erwartet. Auch Linken-Vizefraktionschefin Heike Hänsel und
       der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hatten angekündigt, als
       Beobachter nach Istanbul zu reisen. Zum Auftakt des Verfahrens gegen Mesale
       Tolu am 11. Oktober hatte das Gericht es abgelehnt, die Deutsche bis zu
       einem Urteil in dem Verfahren auf freien Fuß zu setzen.
       
       Hänsel forderte eine sofortige Freilassung der deutschen Journalistin. Sie
       sagte der Deutschen Presse-Agentur, eine Fortsetzung der Untersuchungshaft
       „wäre natürlich nochmal ein weiterer Affront“. Dass Tolu nicht schon am
       ersten Prozesstag aus der U-Haft entlassen wurde, sei bereits eine
       „Provokation“ in Richtung Bundesregierung gewesen, sagte Hänsel. „Es wäre
       nun meines Erachtens nochmal eine Verschärfung, diese Geiselpolitik weiter
       fortzusetzen.“ Alle Beobachter seien sich einig, „dass dieser Prozess ein
       politischer Prozess ist, dass er woanders entschieden wird“.
       
       Hänsel forderte mehr Druck der Bundesregierung auf Staatspräsident Recep
       Tayyip Erdogan, um Tolu, den „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel und
       mindestens sieben weitere Deutsche freizubekommen, die in der Türkei aus
       politischen Gründen inhaftiert sind. Nötig sei „eine glaubhafte
       Türkei-Politik, die sich dafür einsetzt, diese Geiseln Erdogans
       freizubekommen“. Dafür gebe es „vielfältige Möglichkeiten“ etwa in den
       Bereichen Hermes-Bürgschaften oder Rüstungsexporte.
       
       18 Dec 2017
       
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