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       # taz.de -- Österreichischer Muslim zur FPÖ: Geflüchtete leiden schon jetzt
       
       > Unser Autor ist Österreicher, seine Eltern stammen aus Afghanistan. Vor
       > Jahren wurde er noch belächelt, als er den Aufstieg der FPÖ voraussah.
       
   IMG Bild: Ob Sebastian Kurz wohl den Heiligen Drei Königen die Hand geschüttelt hätte? Sie kamen immerhin aus dem Morgen- und nicht aus dem Abendland
       
       Vor einigen Jahren wurde ich wegen dieses Szenarios noch belächelt: Strache
       und seine rechtsextreme FPÖ im Zentrum der Macht? Niemals! „Die nimmt doch
       niemand ernst“, sagten viele. Doch sie wurden eines Besseren belehrt. In
       Österreich beginnt das Jahr 2018 düster. Um Sebastian Kurz, den jüngsten
       Staatschef der Welt, haben sich Menschenfeinde geschart, die nun Politik
       machen und mitregieren.
       
       Geboren und aufgewachsen bin ich in Innsbruck. Meine Eltern stammen
       allerdings aus Afghanistan. Wer weiß, ob ich tatsächlich im Alpenland das
       Licht der Welt erblickt hätte, wenn bereits damals die FPÖ an der Macht
       gewesen wäre. Österreicher aus muslimischen Migrantenfamilien waren schon
       immer das Angriffsziel der FPÖ – und sie sind es auch weiterhin. Die
       Islamophobie im Land ist in den letzten Jahren massiv gestiegen.
       
       [1][„Daham statt Islam“], „Isst du Schwein, darfst du rein“, mit diesen
       Sprüchen bin ich aufgewachsen. Einer ihrer Verfasser ist jetzt – man glaubt
       es kaum – Österreichs Innenminister. Herbert Kickl, ein Hetzer erster
       Stunde, kontrolliert nun Polizei und Geheimdienste – und bestimmt die
       Asylpolitik des Landes. Wohin führt das?
       
       Menschenfeindliche Schritte gegen Geflüchtete waren absehbar. Nun sollen
       also jene, die vor Krieg aus Zerstörung in Syrien, Afghanistan oder
       anderswo geflüchtet sind, Bargeld und Mobiltelefone abgeben. So wollen es
       die Rechten – und allem Anschein nach hat niemand in der Republik den Mumm,
       etwas dagegen zu sagen. Besonders enttäuschend ist in diesem Kontext die
       Rolle des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, der seit 2016 im Amt
       ist und nur haarscharf gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer gewann.
       
       Der ehemalige Grüne Van der Bellen betonte immer wieder die
       Fluchterfahrung seiner eigenen Familie. Außerdem meinte er, eine
       FPÖ-Regierung niemals vereidigen zu wollen. Am Tag der Angelobung empfing
       er Kickl und Konsorten allerdings mit einem Lächeln und lockeren Sprüchen.
       Ein wahres Trauerspiel, unter dem vor allem andere leiden werden.
       
       4 Jan 2018
       
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