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       # taz.de -- Kommentar Flüchtlinge und Kriminalität: Argument für Familiennachzug
       
       > Wer eine sichere Bleibeperspektive hat, verhält sich angepasster und
       > friedlicher. Auch der Familennachzug fördert die Integration.
       
   IMG Bild: Flüchtlinge beziehen in Baden-Württemberg ein temporäres Zeltlager (Archivfoto von 2015)
       
       Flüchtlinge sind eine Bedrohung! Dieses rechte Denkmuster erhält nun
       scheinbar neue Nahrung. [1][Eine aktuelle Studie zeigt], dass der Anstieg
       der Gewaltkriminalität in Niedersachsen zu 92,1 Prozent Flüchtlingen
       zuzurechnen ist. Aber auch unter Linken gibt es immer wieder die
       Bereitschaft, einen kausalen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und
       Kriminalität zu akzeptieren. Zweifel an platten Weisheiten à la „Muslime
       sind nun mal frauenfeindlich“ werden schnell als weltfremdes Gutmenschentum
       abgetan.
       
       Dabei lohnt sich die vertiefte Lektüre der aktuellen Studie, welche auf der
       jüngsten BKA-Kriminalitätsstatistik basiert. Flüchtlinge aus Nordafrika
       sind überproportional häufig tatverdächtig, gerade bei Gewalt und
       Sexualdelikten. Als Hauptursache für dieses Phänomen nennen die Autoren der
       Studie nun aber nicht in erster Linie die Machokultur der Herkunftsländer.
       Denn wie ließe sich auch erklären, dass die tunesische Gesellschaft so viel
       patriarchaler geprägt sein soll als die afghanische?
       
       Ausschlaggebend seien vielmehr das Anzeigeverhalten – Straftaten von
       Ausländern werden viel häufiger angezeigt – und der Aufenthaltsstatus der
       Tatverdächtigen. Wer eine sichere Bleibeperspektive hat, und das ist bei
       Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak viel häufiger der Fall, verhält
       sich angepasster und friedlicher.
       
       Ein weiterer Faktor: Die Mehrheit der Flüchtlinge sind junge Männer, die
       ohne Frauen, Mütter und Schwestern in Deutschland leben. Der Kriminologe
       Christian Pfeiffer sieht die Studie denn auch als kriminologische
       Begründung für die Forderung nach Familiennachzug. Weltfremde Spinnerei?
       Eher gesunder Menschenverstand.
       
       Wer stabile Beziehungen und gute Zukunftsaussichten hat, wird seltener
       straffällig, das gilt auch für Inländer. Die Kriminalität von Ausländern
       und Deutschen wird von denselben Faktoren begünstigt. Sie ist keine Frage
       der Nationalität, auch dazu gibt es Untersuchungen. Aufgabe der Linken
       sollte es deshalb sein, für eine bessere Integration von Flüchtlingen,
       zuvorderst für den Familiennachzug, zu streiten, anstatt den Rechten nach
       dem Mund zu reden.
       
       4 Jan 2018
       
       ## LINKS
       
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