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       # taz.de -- Kolumne Der rechte Rand: Die rechte Genossenschaft
       
       > Die Mecklenburg-Vorpommersche Strukturentwicklungs-Genossenschaft ist
       > dazu da, die Ansiedlungsstrategie der NPD im Norden umzusetzen.
       
   IMG Bild: Stand nach der Landtagswahl 2006 in Meck-Pomm im Regen: NPD-Spitzenkandidat Udo Pastörs
       
       HAMBURG taz | Der Name klingt wenig verdächtig: „Mecklenburg-Vorpommersche
       Strukturentwicklungs-Genossenschaft“ – kurz MVSE. Mit der Zahlung von 500
       Euro je Geschäftsanteil ist die Mitgliedschaft in der Genossenschaft
       möglich, plus 50 Euro als einmaliges Eintrittsgeld. Die Genossenschafter
       und die Adresse sollten allerdings vom Einstieg abhalten: Die MVSE
       betreiben Aktivisten aus dem Milieu der NPD. Aufsichtsratvorsitzender ist
       Torgai Klingebiel. Die Anschrift „Grüner Weg“ in Grevesmühlen ist mit der
       des Szenetreffs „Thinghaus“ identisch.
       
       Das Thinghaus hat sich zu einem Zentrum der rechtsextremen Szene
       entwickelt. Am 10. Dezember richteten die Betreiber um Sven Krüger in dem
       Gebäudekomplex eine Julfeier für Familien aus.
       
       In der Region zwischen Grevesmühlen, Jamel und Lübtheen versuchen
       Aktivisten der NPD und der verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ seit
       Jahrzehnten politische Akzeptanz zu gewinnen und von ihnen dominierte
       Lebensräume zu schaffen. Jamel gilt als Erfolgsmodell der Übernahme einer
       Gemeinde.
       
       Das Misserfolg der NPD bei den Landtagswahlen 2016 hat sie nicht dazu
       veranlasst, sich von ihrer Ansiedlungsstrategie abzuwenden. Ihre Anhänger
       haben noch nie gehofft, alleine durch Wahlen Einfluss zu gewinnen. Der
       NPD-Landesvorsitzende Stefan Köster erklärte schon 2006, dass die NPD „raus
       aus den Hinterzimmern“ müsse und rein in die örtlichen Gemeinschaften.
       Nationale Menschen, sagte er auf Nachfrage, seien durch das alltägliche
       Miteinander auch über die Kinder in der Mitte des Volkes angekommen.
       
       ## Bekenntnis zur Graswurzelarbeit
       
       Nach dem Scheitern an der Fünfprozenthürde verkündete der Vorsitzende der
       NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN), Sebastian Richter,
       dem JN-Magazin Der Aktivist unverdrossen, dass die „Graswurzelarbeit
       wichtiger als die Parlamentssitze“ sei. Unter dem Motto „Alle für eine
       Idee!“ war zu dem Zeitpunkt bereits die MVSE beim Amtsgericht Schwerin
       eingetragen.
       
       Zum Zweck der Genossenschaft heißt es im Bundesanzeiger: „Schaffung,
       Verwaltung und Bewirtschaftung von Wohn- und Gewerberaum, Unterstützung bei
       Unternehmensgründungen und Erhalt von bestehenden Unternehmen, allgemeine
       Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Strukturentwicklung“ – all das
       mit Blick auf Mecklenburg-Vorpommern.
       
       Der Schwerpunkt der Genossenschaft liege aber im Bau von Gebäuden sowie der
       Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen für Unternehmen und
       Privatpersonen. Im Klartext: Hilfe zur Selbsthilfe für die weitere
       Landeroberung.
       
       4 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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