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       # taz.de -- Sicherheitslücke bei Computerchips: Strengere Regeln für die IT-Branche
       
       > Rechner, Smartphones und Tablets gefährdet: Datenschutzexperten sind
       > alarmiert. Grüne fordern europaweite Regeln für die Hersteller.
       
   IMG Bild: „Für das Hardware-Problem gibt es eine Software-Lösung“
       
       Hardware-Firmen müssen vom Gesetzgeber enger an die Leine genommen werden.
       Das forderte der Grünen-Europa-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht nach dem
       Bekanntwerden einer Sicherheitslücke bei mehreren Milliarden Prozessoren
       von Smartphones und Computern.
       
       Ein Google-Expertenteam hatte die Sicherheitslücke in der vergangenen Woche
       öffentlich gemacht – neben dem Branchenführer Intel sind auch Prozessoren
       der kleineren Hersteller AMD und ARM betroffen. Hacker könnten die
       Hardware-Schwachstelle nutzen, um an Daten zu gelangen, die auf Computern
       oder Smartphones hinterlegt sind. Demnach sind Intel-Chips seit dem Baujahr
       1995 betroffen.
       
       Dass die Schwachstelle über zwei Jahrzehnte unentdeckt blieb, zeige, „dass
       Unternehmen entsprechende Sicherheitstests nur unzureichend vorgenommen
       haben“, sagte der Datenschutzexperte der grünen EU-Fraktion der taz. Das
       liege auch daran, dass sie vom Gesetzgeber „so gut wie keine Regeln“
       auferlegt bekämen. Alle existierenden Standards beruhten derzeit auf
       freiwilliger Selbstverpflichtung – verbindliche Gesetze gebe es keine.
       
       „Wir brauchen verpflichtende Standards auf EU-Ebene“, forderte Albrecht.
       IT-Unternehmen müssten beispielsweise zu regelmäßigen Sicherheitstests
       verpflichtet werden, um Schwachstellen rechtzeitig aufzudecken. Weder
       Hardware noch Software könnten zu 100 Prozent vor Hacker-Angriffen sicher
       sein, aber momentan investierten die Unternehmen zu wenig Geld in den
       Datenschutz.
       
       ## Geldstrafen sind schwierig umzusetzen
       
       Otmar Lell vom Bundesverband der Verbraucherzentrale kritisierte außerdem,
       dass es schwierig sei, Intel und andere Hardware-Hersteller zum Zahlen von
       Strafen zu verpflichten. Für eine Entschädigung müssten Nutzer nachweisen,
       dass sie einen individuellen Schaden davongetragen haben. „Es ist nicht
       leicht nachzuweisen, ob ein Schaden im Zusammenhang mit der
       Sicherheitslücke entstanden ist“, sagte Lell. Ein Hacker-Angriff
       hinterlasse selten Spuren – es lasse sich deshalb nicht feststellen, ob
       Daten geklaut wurden oder nicht.
       
       Obwohl die Prozessoren von Intel, AMD und ARM weltweit in Computern und
       Smartphones verbaut sind, müssen Nutzer sich vorerst keine allzu großen
       Sorgen machen, meint Nabil Alsabah. „Für das Hardware-Problem gibt es eine
       Software-Lösung“, sagte der IT-Sicherheitsexperte des Digitalverbandes
       Bitkom der taz.
       
       Sowohl Microsoft als auch Apple hätten bereits Aktualisierungen für die
       aktuellen Betriebssysteme entwickelt, mit denen das Sicherheitsloch
       gestopft werde. Dennoch rät Alsabah grundsätzlich zu Vorsicht. „Eine
       absolute Sicherheit im digitalen Leben gibt es nicht.“
       
       7 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Moritz Elliesen
       
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