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       # taz.de -- Kommentar Nord- und Südkorea: Kim Jong Bluff
       
       > Die beiden koreanischen Delegationen winken ihr Annäherungsprogramm im
       > Akkord durch. Wie aufrichtig es ist, muss Kim Jong Un noch beweisen.
       
   IMG Bild: Lässt Nordkoreas Diktator die militärische Provokation sein – oder ist es sein übliches taktisches Spiel?
       
       Geradezu im Akkord haben die beiden koreanischen Delegationen am Dienstag
       ihr Annäherungsprogramm durchgewinkt – von der [1][Teilnahme Nordkoreas an
       den Olympischen Winterspielen in Südkorea] bis hin zur Eröffnung der
       gemeinsamen Militärhotline.
       
       Es ist nur eine Frage der Zeit, bis US-Präsident Donald Trump diese Erfolge
       für sich reklamiert. Ohne den Druck aus Washington, so wird er prahlen,
       hätte man Kim Jong Un keinesfalls aus der Reserve locken können. Nordkoreas
       Diktator mag zwar den Eindruck erwecken, unter Zugzwang zu stehen und
       aufgrund der rigiden Sanktionen endlich wieder diplomatischen Boden
       gutmachen zu müssen.
       
       Tatsächlich jedoch waren ganz andere Gründe ausschlaggebend: Erst ein
       politisches Zugeständnis an Nordkorea, nämlich die [2][Verschiebung der
       Militärübungen von Seoul und Washington], habe zu Pjöngjangs Rückkehr an
       den Verhandlungstisch geführt.
       
       Schon ein kurzer Blick ins Archiv zeigt, dass Nordkorea letztlich vor allem
       sein [3][übliches taktisches Spielchen] spielt: Seit Jahren provoziert das
       Regime scheinbar suizidal – nur um angeblich aus dem Nichts wieder der
       Diplomatie die Hand entgegenzustrecken.
       
       Nordkorea hätte ohnehin in letzter Minute versucht, sich möglichst
       medienwirksam seinen Startplatz bei der Olympiade zu sichern. Allein dass
       das Land nun mehrere Delegationen Richtung Süden schickt, darunter
       Politiker, Journalisten und die berühmt-berüchtigte Anfeuerungstruppe,
       belegt, dass die Vorbereitungen bereits seit Monaten laufen. Schließlich
       bietet das internationale Sportereignis eine rar gesäte Möglichkeit für ein
       isoliertes und geschmähtes Land, einmal für positive Schlagzeilen sorgen zu
       können – und zwar ganz ohne sich mit Zugeständnissen herumschlagen zu
       müssen.
       
       Kim Jong Uns mittelfristiges Ziel ist es, dass die Weltgemeinschaft –
       zunächst widerwillig, aber letztlich doch – sein Land als Atommacht dulden
       wird. Ziehen noch ein paar weitere Jahre ins Land, so das Kalkül des
       nordkoreanischen Staatschefs, dann wird die Umsetzung der Sanktionen schon
       bald gelockert werden. Dafür muss sich das Regime nun als staatsmännisch
       und verantwortungsvoll präsentieren. Heute hat es den ersten Schritt dahin
       getan – doch wie aufrichtig die Annäherung ist, muss es erst noch beweisen.
       Zu oft hat sich Kims taktisches Spiel als Bluff herausgestellt.
       
       9 Jan 2018
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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