URI: 
       # taz.de -- Steuerreform in den USA: US-Senat stimmt zu
       
       > Die republikanische Steuerreform ist in greifbarer Nähe. Bevor Trump das
       > Gesetz unterzeichnen kann, muss das Repräsentantenhaus jedoch erneut
       > darüber abstimmen.
       
   IMG Bild: Beschreibt seine Reform als historisch: Donald Trump
       
       Washington dpa | Nach der Verabschiedung der Steuerreform im Senat stehen
       US-Präsident Donald Trump und die Republikaner kurz vor ihrem ersten großen
       Erfolg. Der Entwurf passierte am frühen Mittwochmorgen die zweite Kammer
       des Kongresses mit der knappen Mehrheit der Republikaner. Es ist die erste
       Steuerreform seit drei Jahrzehnten. Trump reagierte zufrieden und
       [1][schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter], der Senat habe die größte
       Steuersenkung in der Geschichte beschlossen. Der konservative
       Mehrheitsführer Mitch McConnell sprach von einer „wichtigen Errungenschaft
       für das Land“.
       
       51 der 100 Senatoren stimmten für das Paket. Die 48 Senatoren der
       demokratischen Fraktion votierten erwartungsgemäß dagegen. Der
       republikanische Senator John McCain fehlte krankheitsbedingt. Bevor Trump
       das Gesetz unterzeichnen kann, muss allerdings das [2][Repräsentantenhaus
       noch einmal darüber abstimmen].
       
       Die erste Kammer des Kongress hatte das Paket am Dienstagnachmittag
       verabschiedet, jedoch verstießen drei Passagen gegen Verfahrensregeln des
       Senats. Sie wurden gestrichen. Das macht die neue Abstimmung notwendig,
       weil beide Kammern einen identischen Entwurf annehmen müssen. Es galt aber
       als sicher, dass das Repräsentantenhaus den Entwurf im Laufe des Mittwochs
       erneut beschließen wird. Trump kündigte für diesen Fall eine
       Pressekonferenz am frühen Nachmittag (Ortszeit) an.
       
       Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die Gesundheitsversorgung
       „Obamacare“ abzuschaffen, brauchten die Republikaner dringend einen Erfolg
       bei einem großen Gesetzesvorhaben. Den Entwurf der Steuerreform peitschten
       sie in den vergangenen Wochen regelrecht durch den Kongress.
       
       Dabei stieß Trump auch auf Widerstand – nicht nur bei den Demokraten,
       sondern auch in den eigenen Reihen. Mehrere Demonstranten haben am frühen
       Mittwochmorgen die Sitzung des US-Senats zur Abstimmung über die
       Steuerreform der Republikaner gestört. Von den Zuschauerrängen aus riefen
       sie die Senatoren dazu auf, gegen das Gesetz zu votieren. Die Polizei des
       Kongresses wurde angewiesen, die Störer aus dem Saal zu entfernen.
       
       ## Wohlhabende profitieren
       
       Trump und die Republikaner beschreiben die Reform als historisch. Die
       Demokraten halten sie für zutiefst ungerecht. An der Börse sorgte die
       bevorstehende Verabschiedung in den vergangenen Tagen für Höhenflüge. In
       Umfragen ist das Vorhaben dagegen äußerst unbeliebt.
       
       Kern des 500 Seiten starken Entwurfes ist eine massive Senkung der
       Ertragsteuer für Unternehmen von bisher 35 auf 21 Prozent. Auch die meisten
       übrigen Steuerzahler können davon ausgehen, dass sie zumindest
       vorübergehend weniger Geld an den Fiskus abführen müssen. Allerdings
       profitieren Wohlhabende entgegen den Erklärungen Trumps deutlich stärker
       als ärmere Menschen und die Mittelschicht.
       
       Der Gesetzentwurf sieht deutlich höhere pauschale Freibeträge für
       Einzelpersonen und Paare vor. Aber dafür können zahlreiche Ausgaben nicht
       mehr von der Steuer abgesetzt werden. Das könnte für eine Reihe von
       Steuerzahlern mit mittleren Einkommen sogar bedeuten, dass sie am Ende
       stärker als bisher zur Kasse gebeten werden.
       
       Es bleibt bei sieben Steuerklassen, aber mit durchgängig günstigeren Sätzen
       – also auch für die Reichsten. Der Höchststeuersatz sinkt nach der Vorlage
       von 39,6 auf 37 Prozent, das ist die größte Reduzierung im Vergleich zum
       bisherigen System. Wohlhabende werden auch massiv von geplanten weitaus
       großzügigeren Regelungen bei der Erbschaftsteuer profitieren. Bis zu 22
       Millionen Dollar bleiben demnach steuerfrei.
       
       ## Starke Aufblähung des Haushaltsdefizits
       
       Während die Unternehmensteuern unbefristet bei 21 Prozent bleiben sollen,
       sieht der Entwurf ein Auslaufen aller neuen individuellen Erleichterungen
       Ende 2025 vor. Damit sollen Haushaltsvorschriften eingehalten werden, die
       es ermöglichen, dass der Senat die Steuervorlage mit einfacher Mehrheit
       verabschieden kann.
       
       Eine Passage des Pakets zielt zudem auf die Demontage der Gesundheitsreform
       „Obamacare“ ab. Demnach soll die Versicherungspflicht 2019 für alle
       Amerikaner wieder rückgängig gemacht werden. Damit würden Unversicherten
       Bußgelder und dem Staat Zuschusszahlungen erspart – aber Schätzungen
       zufolge wären vermutlich 13 Millionen Menschen künftig ohne
       Versicherungsschutz.
       
       Das Paket hat einen Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar. Dafür nehmen die
       Republikaner im Widerspruch zu ihrem Wahlprogramm 2016 eine starke
       Aufblähung des Haushaltsdefizits in Kauf: Der überparteiliche
       Steuerausschuss des Kongresses geht von einem Anstieg in Höhe von einer
       Billion Dollar im Zeitraum von zehn Jahren aus.
       
       Die Republikaner erwarten, dass sich die Reform durch eine gesteigerte
       Wirtschaftsleistung selber finanziert. Unabhängige Experten ziehen das in
       Zweifel. Höchst umstritten ist auch die Argumentation der Konservativen,
       dass sich die Steuererleichterungen für Unternehmen in höheren Löhnen
       niederschlagen würden.
       
       20 Dec 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/943362605258813441
   DIR [2] /Fortschritte-bei-Trumps-Steuerreform/!5464264
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Donald Trump
   DIR Steuerreform
   DIR US-Senat
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Donald Trumps Steuerreform: US-Kongress sagt nochmal „Yes“
       
       Mit der Zustimmung des Kongresses ist die Steuerreform des US-Präsidenten
       endgültig verabschiedet. Die Bevölkerung ist Umfragen zufolge weniger
       angetan.
       
   DIR Kommentar Trumps Steuerreform: Taktischer Volltrottel
       
       US-Präsident Donald Trump macht einen riesigen Fehler: Mit seiner
       Steuerreform kann und wird er sich nur selbst schaden.
       
   DIR Steuerpolitik in den USA: Von Trump für Trump
       
       Am Freitag wollen die Republikaner die umstrittene Steuerreform durch den
       US-Senat bringen. Sie nutzt vor allem Spitzenverdienern.
       
   DIR Fortschritte bei Trumps Steuerreform: Repräsentantenhaus sagt „Yes“
       
       Wenn nach dem Repräsentantenhaus auch der US-Senat zustimmt, käme es zur
       größten Steuersenkung seit 30 Jahren. Noch hat Trumps Plan aber viele
       Gegner.
       
   DIR Reformpläne in den USA: Trump macht sich die Steuern schön
       
       Keine Erbschaftssteuer, keine Grundsteuer: Die Reformen des Präsidenten
       sollen vor allem Wohlhabenden zugute kommen. Also auch ihm selbst.
       
   DIR Steuerpläne der US-Regierung: Hauptsache, weniger
       
       Die US-Regierung hat die Eckpunkte zur geplanten Reform vorgestellt. Der
       Spitzensteuersatz soll gesenkt und das Steuersystem vereinfacht werden.