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       # taz.de -- Gewalt gegen Flüchtlinge: Täglich mehr als vier Straftaten
       
       > Die ostdeutschen Bundesländer sind Spitzenreiter: Bundesweit gab es 2017
       > rund 1700 Straftaten gegen Geflüchtete – nicht selten sind sie extrem
       > brutal.
       
   IMG Bild: Schutzsuchende werden in Deutschland noch immer sehr häufig Opfer von gewalttätigen Übergriffen
       
       Berlin epd | Bundesweit gibt es jeden Tag durchschnittlich mehr als vier
       flüchtlingsfeindliche Straftaten. Das haben die Amadeu Antonio Stiftung und
       Pro Asyl am Donnerstag unter Verweis auf ihre gemeinsame Chronik für das
       Jahr 2017 mitgeteilt. Registriert wurden demnach in diesem Jahr bundesweit
       1.713 Straftaten, die sich gegen Flüchtlinge oder deren Unterkünfte
       richteten. Im vergangenen Jahr seien es noch 3.768 solcher Vorfälle
       gewesen. Rassistisch motivierte Gewalt gegen Geflüchtete bleibe dennoch ein
       flächendeckendes Problem, betonten die Organisationen.
       
       Registriert wurden in Hamburg 13 Übergriffe, verletzt wurde dabei niemand.
       In Schleswig-Holstein wurden 63 Übergriffe gezählt, darunter sieben
       Körperverletzungen. Gemessen an der Einwohnerzahl sind die ostdeutschen
       Bundesländer traurige Spitzenreiter bei Straftaten gegen Flüchtlinge. Dabei
       führt Brandenburg mit 85 Fällen je Million Einwohner die Liste an, gefolgt
       von Sachsen (61 Fälle je Million Einwohner). In Mecklenburg-Vorpommern
       wurden 45 Fälle je Million Einwohner gezählt.
       
       Schleswig-Holstein führt mit 22 Fällen pro eine Million Einwohner die
       westdeutschen Bundesländer an. Die im Vergleich zur Einwohnerzahl wenigsten
       Fälle von Gewalt gegen Flüchtlinge sind für Bremen dokumentiert (drei Fälle
       je Million Einwohner) sowie für Nordrhein-Westfalen (fünf Fälle je Million
       Einwohner) und Hamburg (sieben Fälle je Million Einwohner).
       
       Besonders erschreckend sei die Willkür und Brutalität mit der die Täter
       vorgingen, erklärten beide Organisationen. Unvermittelte Hammerschläge ins
       Gesicht eines Geflüchteten am helllichten Tag in Neubrandenburg oder
       Angreifer, die im niedersächsischen Burgdorf einen Flüchtling
       niederschlagen und anschließend ihre Hunde auf ihn hetzen, seien nur zwei
       Beispiele aus den letzten Wochen des Jahres 2017.
       
       ## 23 Brandanschläge
       
       Unter den insgesamt 1.713 Fällen befanden sich den Angaben zufolge 23
       Brandanschläge und 1.364 sonstige Übergriffe wie Sprengstoffanschläge,
       Steinwürfe, Schüsse, aber auch Hakenkreuz-Schmierereien, andere Formen von
       Volksverhetzung und weitere Hass-Propaganda. Weiterhin werde versucht, mit
       Anschlägen auf in Bau befindliche Unterkünfte den Zuzug von Geflüchteten zu
       verhindern, hieß es. Zudem dokumentiere die Chronik 326 tätliche Übergriffe
       wie Angriffe mit Messern, Schlag- oder Schusswaffen und Faustschläge.
       
       Die Amadeu Antonio Stiftung sowie Pro Asyl verwiesen außerdem auf einen
       Zusammenhang zwischen Gewalt und flüchtlingsfeindlicher Hetze der AfD auf
       Facebook. So habe die University of Warwick die Verbindung von
       Hasskommentaren auf der AfD-Facebook-Seite und Übergriffen auf Flüchtlinge
       in Deutschland untersucht. Demnach fänden rassistische motivierte
       Straftaten gehäuft in den Wochen statt, in denen es auch mehr
       Hasskommentare über Flüchtlinge auf der AfD-Facebook-Seite gebe.
       
       Beide Organisationen forderten mehr Transparenz von den Sicherheitsbehörden
       und ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Täter. Sie sprachen sich für
       ein Bleiberecht für Opfer rassistischer Gewalt aus, damit diese ihre Rechte
       in Ermittlungsverfahren wahrnehmen und die Täter rechtskräftig verurteilt
       werden könnten. Zudem verwiesen Amadeu Antonio Stiftung und Pro Asyl
       darauf, dass für 2017 insgesamt noch ein deutlicher Anstieg der
       flüchtlingsfeindlichen Vorfälle zu erwarten sei. So wird das
       Bundeskriminalamt seine finale Statistik für das gesamte Jahr erst im
       Frühjahr 2018 veröffentlichen. Diese enthalte dann das bislang fehlende
       vierte Quartal und erfahrungsgemäß zahlreiche Nachmeldungen.
       
       28 Dec 2017
       
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