URI: 
       # taz.de -- Kommentar Neue linke Volkspartei: Potenzial schon ausgeschöpft
       
       > Eine neue Linke muss her, meint Sahra Wagenknecht. Doch die SPD ist
       > längst nicht so kaputt wie andere europäische Sozialdemokraten.
       
   IMG Bild: Ist die neue Linke gleich die alte Linke? Viel mehr als für die aktuelle Partei ist wohl nicht drin
       
       Eine neue Linke muss her, als Sammelbewegung, mit dem Attribut „neu“
       versehen, um das Alte hinter sich zu lassen. Eine Volkspartei soll es auch
       gleich sein.
       
       [1][So formulierte es kürzlich Sahra Wagenknecht], die, man soll das nicht
       ganz außer Acht lassen, ja immerhin noch Fraktionschefin einer
       existierenden Partei ist. Und man kann gewiss auch die Frage aufwerfen, ob
       ausgerechnet Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine und ihre Mitstreiter im
       Geist des linken Retrotums und Provinzialismus gepaart mit Sektierertum
       nicht die falschesten Protagonisten eines solchen Projektes wären.
       
       Aber, mal ganz unabhängig davon: Ist ein solches Projekt grundsätzlich
       überlegenswert? Ganz generell ist es das natürlich. Alles hat seine Zeit,
       und nichts ist von Dauer. Es gibt ausreichend Verdruss in der Bevölkerung
       am routinierten Geschehen in lang existierenden Apparatparteien, sodass
       alles, was neu ist, schon deshalb gut ankommt – besonders dann, wenn es
       einen politischen Raum für eine Neugründung gibt, der groß genug ist.
       
       In Griechenland hat eine Partei, die zwar schon länger existierte, aber in
       den Nullerjahren an Dynamik gewann, die Sozialdemokratie faktisch ersetzt
       und ist zur regierenden Volkspartei geworden – Syriza. Auf ganz andere
       Weise spielte Emmanuel Macron in Frankreich auf derselben
       Neugründungsklaviatur und gründete En Marche, eine Bewegung der
       sozialliberalen Mitte, die tatsächlich das politische Zentrum eroberte,
       aber auch die französischen Sozialisten faktisch zertrümmerte.
       
       Es wäre absurd, Überlegungen wie die von Sahra Wagenknecht als utopisch
       abzutun, angesichts einer Volatilität des politischen Systems und einer
       grassierenden Schwäche der sozialdemokratischen Parteien, die sich an
       vielen Stellen zeigt. Zur Erinnerung: Die einst stolze niederländische
       Sozialdemokratie ist heute nur mehr eine Splitterpartei mit einstelligen
       Wahlergebnissen.
       
       Zugleich ist die deutsche SPD, bei aller Schwäche, noch nicht so k. o.
       gehauen wie die genannten Schwesterparteien es sind, und auch die Grünen
       haben ihr gewachsenes Potenzial. Eine neue Linksformation liefe angesichts
       dieser Lage eher Gefahr, auch nichts anderes zu sein als das, was die
       Partei Die Linke heute schon ist: eine dritte Formation Mitte-links mit
       einem Potenzial von 15 Prozent. Also weit davon entfernt, die dominante
       Kraft links der Mitte und damit Volkspartei zu sein.
       
       16 Jan 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wagenknecht-will-Sammlungsbewegung/!5474433
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Robert Misik
       
       ## TAGS
       
   DIR Lesestück Meinung und Analyse
   DIR Die Linke
   DIR Linke Szene
   DIR Sahra Wagenknecht
   DIR Die Linke
   DIR Lesestück Interview
   DIR SPD
   DIR Die Linke
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Linksfraktion grenzt Journalisten aus: Zu kritisch für Wagenknartsch
       
       Weil seine Berichte der Fraktionsführung nicht passen, wird ein
       „Tagesspiegel“-Journalist nicht mehr eingeladen. Andere Linken-Politiker
       solidarisieren sich.
       
   DIR Politiker Jan Korte über Linkspartei: „Die Spaltung wäre eine Katastrophe“
       
       Die Linkspartei nerve zwar manchmal, sagt Jan Korte. Aber sie sei das
       einzig erfolgreiche Projekt links von der SPD in den letzten 60 Jahren.
       
   DIR Kommentar Linke Sammlungsbewegung: Linke Politik mal ohne Merkel
       
       Einwände gegen Wagenknechts Idee einer linken Volkspartei gäbe es genug.
       Trotzdem ist ihr Ansatz der richtige: Es muss sich was ändern.
       
   DIR Wagenknecht will Sammlungsbewegung: Die Linke hat keine Lust
       
       Fraktionschefin Sahra Wagenknecht denkt über „etwas Neues“ nach: jenseits
       ihrer Partei. Linken-Kollegen watschen die Idee kräftig ab.