# taz.de -- Provo-Aufruf der Identitären: Rechte werden Flüchtlingshelfer
> Identitäre starten einen Aufruf, Vormundschaften für junge Asylbewerber
> zu übernehmen. Die Behörden sind auf der Hut.
IMG Bild: Provokation auch hier: Identitäre stellten „Gedenksteine“ zum Amri-Anschlag vors Brandenburger Tor
HAMBURG taz | Es ist eine Provokation: Die rechtsextreme „Identitäre
Bewegung“ ruft ihre Mitstreiter dazu auf, Vormund für minderjährige
Flüchtlinge zu werden. Man wolle so sicherstellen, „dass dieses Amt künftig
nicht mehr missbraucht wird“, heißt es in einem aktuellen Aufruf. Zugleich
könne man so mit jungen Asylsuchenden „über vorhandene falsche Erwartungen
an ihr Gastland sprechen“.
Nach eigenen Angaben ließen sich Hamburger Identitäre bereits kürzlich von
„Fachleuten“ über das Thema Vormundschaft informieren. Eigene Schulungen
sollen folgen.
Die Hamburger Sozialbehörde ist auf der Hut. Ein Sprecher sagte der taz,
zuständig in der Hansestadt für Privatpersonen, die Vormundschaften für
minderjährige Flüchtlinge übernehmen wollten, sei der Kinderschutzbund. Die
Entscheidungen über die Vergabe träfen dann Familiengerichte. „Schon aus
Vorsichtsgründen“ habe der Kinderschutzbund am Montag die Gerichte über den
Identitären-Aufruf informiert.
Auch vom Hamburger Verfassungsschutz hieß es, man habe die Aktion im Blick.
„Fast schon zynisch“ wirke diese, sagte ein Sprecher. „Glaubhaft ist das
alles nicht.“ Die Identitären verfolgten eine verfassungsfeindliche
Ideologie und fielen immer wieder mit „fremdenfeindlich und völkisch
motivierten Aktionen“ auf.
Behörde: kein Bedarf an Vormundschaften
Die Hamburger Sozialbehörde gibt sich indes auch gelassen. „Hamburg hat
gegenwärtig ein ausreichendes Angebot an qualifizierten Privat- und
Amtsvormündern“, teilte ihr Sprecher mit. Auch weil zuletzt die Zahl der
minderjährigen Flüchtlinge in Hamburg stetig abnahm: Im Jahr 2015 seien es
noch 2.572 gewesen, 2017 nur 534. Neue Privatvormünder würden daher
momentan „in aller Regel“ nicht bestellt.
Die Identitären fallen immer wieder mit provokanten Aktionen auf – und mit
Hetze gegen Flüchtlinge. 500 Mitglieder rechnet ihnen der Verfassungsschutz
bundesweit zu. Auch ihren aktuellen Aufruf nutzt die Gruppe, um gegen
„Masseneinwanderung“ zu ätzen. Sei der Vorstoß in Hamburg erfolgreich,
bemühe man sich um einen „bundesweiten Ausbau“ des Projekts. „Wir prüfen
das“, heißt es auch vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Eine reale
Umsetzung des Vormund-Plans sei aber „fraglich“.
16 Jan 2018
## AUTOREN
DIR Konrad Litschko
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