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       # taz.de -- Irakisches Urteil für deutsches IS-Mitglied: Lamia K. zum Tode verurteilt
       
       > Eine Mannheimerin soll im Irak dem IS beigetreten sein. Deutsche Behörden
       > drängen darauf, das Todesurteil in eine Haftstrafe umzuwandeln.
       
   IMG Bild: Der IS war hier: zwischen Mossul und Tal Afar
       
       Berlin taz | Offiziell, so heißt es im Auswärtigen Amt, habe der Irak die
       deutschen Behörden über das Urteil noch nicht informiert. Doch hinter den
       Kulissen herrscht rege Betriebsamkeit. Ein Gericht in der irakischen
       Hauptstadt Bagdad hat am Donnerstag eine Deutsche, die sich laut Gericht
       der Terrororganisation „Islamischer Staat“ angeschlossen hat, zum Tode
       verurteilt. Sie soll erhängt werden. Das Urteil kann aber noch angefochten
       werden. Die deutschen Behörden wollen darauf dringen, dass es in eine
       Gefängnisstrafe umgewandelt wird.
       
       Nach Medienberichten hat der deutsche Botschafter in Bagdad im irakischen
       Außenministeriums seinen Protest bereits zum Ausdruck gebracht. Deutsche
       Staatsangehörige, die sich im Ausland in Haft befinden, werden
       grundsätzlich konsularisch betreut. Die Todesstrafe lehnt die
       Bundesregierung generell ab.
       
       Bei der Frau soll es sich um die 50-jährige gebürtige Marokkanerin Lamia K.
       aus Mannheim handeln. Laut Gericht soll sie von Deutschland aus in den Irak
       gereist sein, sich dort der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ angeschlossen
       und an einem Angriff auf irakische Sicherheitskräfte beteiligt haben. Zudem
       habe sie ihre beiden Töchter in die Region mitgebracht und mit IS-Kämpfern
       verheiratet.
       
       Nadia P., eine der Töchter, sitzt ebenfalls in Bagdad in Haft. Wo sich ihre
       Schwester aufhält, ist unbekannt, möglicherweise wurde sie getötet. Nadia
       P., 21, wurde Mitte Juli gemeinsam mit ihrer Mutter und zwei weiteren
       deutschen Frauen, die zum IS gehört haben sollen, in Mossul von einer
       irakischen Spezialeinheit festgenommen.
       
       ## „Nur ein kleines Licht“
       
       Die vier Deutschen, zu denen auch die 16-jährige Linda W. aus dem
       sächsischen Pulsnitz und Fatima M., 30, aus Detmold (Nordrhein-Westfalen)
       gehören, hatten sich gemeinsam mit anderen Frauen in einem Tunnelgewölbe
       versteckt.
       
       Ermittler des Bundeskriminalamtes hatten laut Medienberichten die vier
       Frauen in Bagdad vernommen. Lamia K. sagte demnach den Staatsschützern,
       dass sie nur „ein kleines Licht“ gewesen sei. Sie habe weder gekämpft, noch
       sei sie, wie vermutet wurde, bei den IS-Sittenwächterinnen der
       Al-Khansaa-Brigade gewesen.
       
       Die deutschen Behörden aber haben Zweifel daran, ob das stimmt. Schon 2010
       registrierte der Verfassungsschutz Lamia K. als überzeugte Islamistin. Im
       Netz soll sie den IS gelobt und den Attentäter Mohammed Merah verherrlicht
       haben, der 2012 im französischen Toulouse erst Soldaten und dann mehrere
       Kinder einer jüdischen Schule ermordete. K. soll offen für den IS geworben
       und damit angegeben haben, Freiwillige für die Ausreise gewonnen haben.
       
       In Syrien soll sie im August 2014 angekommen sein und dort auch zwei
       prominente deutschsprachige IS-Kader getroffen haben: den österreichischen
       Islamisten Mohammed Mahmud und den Berliner Ex-Rapper Denis Cuspert alias
       Deso Dogg, der schon mehrfach totgesagt worden war – zuletzt in der
       vergangenen Woche. Dieses Mal gehen deutsche Sicherheitsbehörden aber davon
       aus, dass die Meldung wirklich zutreffen könnte. (mit dpa)
       
       22 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
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