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       # taz.de -- Schlag gegen die Mafia: Elf Festnahmen in Deutschland
       
       > Pizza, Pasta, dolce vita? Ermittlungen legen nahe, dass die mächtige
       > 'Ndrangheta im Geschäft mit italienischen Lebensmitteln wohl ihre Finger
       > im Spiel hat.
       
   IMG Bild: Die Razzia gegen die 'Ndrangheta fand zusammen mit italienischen Carabinieri statt
       
       Wiesbaden/Crotone dpa/ap | Bei einer Razzia gegen die Mafiavereinigung
       'Ndrangheta sind in Deutschland und Italien mehr als 160 Verdächtige
       festgenommen worden. In Deutschland wurden elf Männer im Alter von 36 bis
       61 Jahren gefasst – betroffen waren Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und
       Nordrhein-Westfalen, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Dienstag in
       Wiesbaden mitteilte. Es geht unter anderem um Erpressung und Geldwäsche.
       Den italienischen Carabinieri zufolge wird insgesamt gegen 169 Verdächtige
       wegen zahlreicher krimineller Aktivitäten ermittelt.
       
       Die von den Carabinieri geführte Aktion richtet sich gegen den
       'Ndrangheta-Clan Farao-Marincola, der im süditalienischen Kalabrien
       beheimatet ist. Die italienischen Ermittler hatten bei den deutschen
       Behörden um Rechtshilfe gebeten. Gegen die in Deutschland Festgenommenen
       lagen dem BKA zufolge EU-Haftbefehle vor.
       
       „Die Gruppierung aus der kalabrischen Gemeinde Cirò gilt als übergeordnete
       Gruppierung mit großem Einfluss über die benachbarten Regionen hinaus“,
       teilte das BKA mit. Ermittelt werde gegen sie unter anderem wegen
       versuchten Mordes, Erpressung, Geldwäsche, internationaler Kfz-Verschiebung
       sowie illegalen Handels und Verschiebung von Müll.
       
       Dem Clan war es den Carabinieri zufolge gelungen, mit Mafia-Methoden
       Einfluss auf bedeutende italienische Wirtschafts- und Handelszweige zu
       nehmen und diese „radikal“ unter seine Kontrolle zu bringen. Den Gewinn aus
       Geschäften wie etwa Herstellung und Verkauf von Fisch, Wein und Backwaren
       habe sie unter anderem in Norditalien und in Deutschland investiert,
       erklärte das BKA.
       
       ## Geschäfte mit Wein, Milch und Öl
       
       Italienische Restaurants in Deutschland seien gezwungen worden,
       italienischen Wein, Olivenöl und andere Waren von einer Gesellschaft zu
       importieren, die unter der Kontrolle des 'Ndrangheta-Clans gestanden habe.
       Der Bande wird vorgeworfen, ein riesiges kriminelles Imperium betrieben zu
       haben, das auch im Brothandel, bei Bestattungen, Migrantenunterkünften und
       der Müllverwertung aktiv gewesen sei. Vermögen im Wert von 50 Millionen
       Euro sei beschlagnahmt worden.
       
       „Sie kontrollierten die gesamte Wirtschaftsaktivität in ganzen Orten“,
       sagte Staatsanwalt Nicola Gratteri auf einer Pressekonferenz. „Es betraf
       alle wirtschaftlichen Aktivitäten, und offenbar auch politische Macht.“ Der
       Farao-Marincola-Clan habe Kontrolle ausüben können, weil er reich und in
       der Lage gewesen sei, Politiker zu korrumpieren, teilte die
       Staatsanwaltschaft mit. Sie hätten nicht der Gewalttätigkeit bedurft, die
       lange typisch für die traditionellen Mafiaaktivitäten war.
       
       Die Verhaftungen seien „ein wichtiger Erfolg gegen die Unterwanderung
       unserer Wirtschaft“, teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU)
       mit. „Wir lassen es nicht zu, dass kriminelle Organisationen wie die
       'Ndrangheta Deutschland als Rückzugs- und Investitionsraum nutzen und hier
       ihr kriminelles Geschäft erledigen.“
       
       Die Carabinieri gaben an, die Ermittlungen hätten ein weit verzweigtes
       [1][Netz von Gewerbetreibenden] aufgedeckt, die in die Mafia-Aktivitäten
       verwickelt seien oder die Kriminellen zumindest gewähren ließen. In
       Deutschland habe der Clan „operative Zellen“ in Frankfurt, Wiesbaden,
       München und Stuttgart gehabt, von wo aus unter anderem das Geschäft mit
       Wein, Molkerei-Produkten und Öl organisiert worden sei. Der Clan habe etwa
       kalabrische Restaurants dazu gebracht, Weinprodukte lediglich von
       Unternehmen anzukaufen, die von der kriminellen Vereinigung kontrolliert
       wurden.
       
       9 Jan 2018
       
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